Der Testlauf für den Liga-Alltag beginnt
Nach der Eishockey-Nationalmannschaft beenden auch die DEL-Clubs ihre Corona-Zwangspause.
(sid) Nach dem gelungenen Restart packten die meisten Nationalspieler ihre Taschen für die Rückkehr in den Eishockey-Alltag. „Wir warten alle seit September darauf, dass es endlich losgeht“, sagte Abwehrspieler Yannic Seidenberg: „Wir haben das Zeichen gesetzt, dass wir jetzt in die Saison starten können.“
Der Silbermedaillengewinner von Pyeongchang geht mit Red Bull München im Magenta Sport Cup aufs Eis, beim Testlauf für die schon zwei Mal verschobene Spielzeit der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Acht der 14 Clubs proben ab diesem Mittwoch den Ernstfall für Liga-Eishockey in der Corona-Krise.
Wichtiger als die Ergebnisse auf dem Eis werden dabei andere Resultate
sein: möglichst durchgehend negative Coronatests und hohe Einschaltquoten beim Fernsehpartner Telekom. „Es ist ein Test für die Konzepte und Abläufe. Es signalisiert Aufbruchstimmung, gibt uns Flankenschutz und Unterstützung“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke: „Ein Gradmesser wird sein, wie die Fans reagieren, wie sich die Einschaltquoten entwickeln.“
Denn nach den ersten sieben Spielen des Turniers im üblichen Liga-Format von wechselnden Heimund Auswärtsspielen entscheidet die DEL am 19. November, ob und mit wie vielen Teams sie am 18. Dezember in eine verkürzte Saison startet. Beim Deutschland Cup der Nationalmannschaft am vergangenen Wochenende in Krefeld gab es keine Coronafälle, alle Spieler hielten sich in einer Blase auf, die sich auf Halle, Hotel und Bus erstreckte.
Das wird jetzt anders. „Die Spieler werden nicht abgeschottet, sie gehen nach Hause und haben Kontakt zu anderen Leuten“, sagte Trainer Thomas Popiesch, der am Mittwoch (19.30 Uhr/MagentaSport) mit seinen Fischtown Pinguins Bremerhaven das Auftaktspiel gegen die Krefeld Pinguine bestreitet: „Wir müssen versuchen, die Ansteckungsgefahr so niedrig wie möglich zu halten, damit wir die Spiele durchziehen können.“
Wie schwierig das ist, zeigte sich am Wochenende in der Basketball-Bundesliga, als am ersten Spieltag gleich drei Partien wegen Coronafällen abgesagt werden mussten. In Bremerhaven, berichtet Popiesch, werden regelmäßig Schnelltests durchgeführt, zudem muss jeder Spieler jeden Morgen auf einer App Angaben zu seiner Gesundheit machen, Kontaktpersonen werden aufgezeichnet, „damit wir vorbereitet sind, wenn der Worst Case eintritt, dass sich einer ansteckt“.
Neuralgische Punkte sind vor allem die Auswärtsspiele. Die Adler Mannheim, die bislang größere Entfernungen mit dem Flugzeug zurücklegten, fahren nun auch die 600 Kilometer nach Berlin aller Voraussicht nach mit dem Teambus.
Nur Zuschauer sind unter anderem die Kölner Haie und die Nürnberg Ice Tigers. Viele ihrer Spieler sammeln in der 2. Liga Wettkampfpraxis – wie Nationalmannschafts-Kapitän Moritz Müller bei den Kassel Huskies. Auch der Haie-Profi will wieder seinem Beruf nachgehen. „Ich habe unglaublich viele Reaktionen von Leuten bekommen, die gesagt haben: endlich wieder Eishockey“, berichtete Müller nach dem Deutschland Cup: „Wir haben gezeigt, dass es möglich ist.“