Quarantäne in der Dachkammer
Bei einer Video-Diskussion verriet Frank-Walter Steinmeier jetzt, dass er im Oktober in Quarantäne sein Dachbodenzimmer 14 Tage lang „so gut wie gar nicht“verlassen habe. Nun muss man sich die Dachkammer in der Berliner Dienstvilla des Bundespräsidenten nicht wie ein verstaubtes Rumpelzimmer mit Spinnweben vorstellen. Es ist ein gemütlicher Raum, in dem sich der Präsident sowieso gerne aufhält. Und wer weiß, vielleicht nutzte er ja sogar den Vorwand, um so richtig abzutauchen. Ich bin dann mal in Quarantäne...
Angela Merkel wird auch deshalb „Mutti“genannt, weil sie einfach die Dienstälteste unter allen Regierungschefs in Europa ist und manchmal schon entsprechende Verhaltensweisen annimmt. Beim Westbalkan-Gipfel diese Woche wurde das wieder deutlich. Die Kanzlerin duzte bei der Pressekonferenz nicht nur die Regierungschefs Bulgariens und Nord-Mazedoniens – sie verabschiedete die um eine EU-Mitgliedschaft Ringenden auch mit einem bemerkenswerten Satz: „Herzlichen
Dank und alles Gute. Man muss in der Region ja sagen: Vertragt euch! Das ist ganz wichtig.“Mutti eben.
Ohne virtuelle Hilfe ist der Berliner Politikbetrieb in Corona-Zeiten kaum noch vorstellbar. Das Bundeswirtschaftsministerium trieb es dabei auf die Spitze, als es bekanntgab, dass Hausherr Peter Altmaier (CDU) am Freitag an einem „virtuellen Spatenstich“für eine neue Anlage der BASF in Brandenburg teilnehmen werde. Schade, dass es sowas nicht schon früher gab. Den Pannenflughafen BER zum Beispiel hätte man glatt virtuell bauen können. Das hätte eine Menge Ärger und Geld gespart.
In seiner Fraktion gilt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach eher als einsamer Sonderling. Wenn Sitzungen mal wieder länger dauern, steht für Lauterbach immer ein Teller mit salzlosen Nahrungsmitteln bereit. Etwas anderes hält der studierte Epidemiologe schlicht für ungesund. Seine Genossen weist er auch schon mal auf Schadstoffe im Essen hin, gelegentlich gar per Fachvortrag. Mancher Sozi ist da schon pappesatt.