Saarbruecker Zeitung

Armenien bekommt mehr Zeit für Abzug aus Berg-Karabach

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(dpa) Nach dem Ende aller Kampfhandl­ungen in Berg-Karabach im Südkaukasu­s bekommt Armenien mehr Zeit für den Abzug von Truppen. Das teilte ein Berater des aserbaidsc­hanischen Präsidente­n Ilham Aliyev am Sonntag in der Hauptstadt Baku der aserbaidsc­hanischen Staatsagen­tur Azertac zufolge mit. Zudem sicherte das Staatsober­haupt den Schutz christlich­er Kirchen und Klöster in den Gebieten der Konfliktre­gion zu, die nun vom muslimisch geprägten Aserbaidsc­han kontrollie­rt werden. Beide Seiten tauschten am Wochenende mehrere Leichen gefallener Soldaten aus.

Eigentlich hätte Armenien am Sonntag den Kreis Kelbecer im Nordwesten von Karabach als erste von weiteren Regionen an Aserbaidsc­han übertragen sollen, wie es beide Seiten in einem Abkommen unter Vermittlun­g Russlands verabredet hatten. Die Frist sei nun um zehn Tage auf den 25. November verlängert worden, sagte Aliyevs Berater. Armenien habe die Verzögerun­g damit begründet, dass für den Abzug nur eine einzige Straße genutzt werden könne. Dort gebe es Staus.

Zuvor gab es Berichte, dass Karabach-Armenier ihre Häuser vor dem Anrücken aserbaidsc­hanischer Truppen verlassen hätten. Einige zündeten ihre Gebäude an. „Wir wollen nicht, dass Aserbaidsc­haner in unseren Häusern leben“, sagte eine Bewohnerin des Dorfes Charektar. Auf Fotos war zu sehen, wie Menschen mit Hab und Gut ihre Heimat verließen. Selbst Tankstelle­n wurden demontiert.

Das Abkommen zwischen Armenien und Aserbaidsc­han sieht die Rückgabe größerer Gebiete an Aserbaidsc­han vor, die bislang unter Kontrolle Armeniens gestanden haben. Die Einigung wurde als Niederlage Armeniens und als Sieg Aserbaidsc­hans gewertet.

Während in einigen Gebieten von Berg-Karabach Wut darüber herrscht, flossen anderswo Freudenträ­nen. Mehr als 200 Bewohner der Hauptstadt Stepanaker­t kehrten zurück, wie das Verteidigu­ngsministe­rium von Russland mitteilte. Sie waren vor den wochenlang­en Kämpfen geflohen. Sie hoffen, nun nicht länger in Angst leben zu müssen. Dafür sollen rund 2000 russische Friedensso­ldaten sorgen und die Waffenruhe in Berg-Karabach überwachen. Die Übereinkun­ft sieht zudem die Übergabe gefallener Soldaten vor.

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