Stütze für freiwillige Helfer aus aller Welt
Christina Pleyer-Rosenkranz arbeitet im Zentrum für Freiwilligendienste der Saarland Heilstätten und betreut FSJler.
Viele Pin-Nadeln stecken in der Weltkarte, die im Saarbrücker Büro von Christina Pleyer-Rosenkranz hängt. Sie markieren die Länder, aus denen ihre Schützlinge stammen. Die 53-Jährige hat schon junge Leute aus Brasilien, China, Russland, Iran, Äthiopien, Somalia, Ghana und Tadschikistan betreut. Ihr ehrgeiziges Ziel: Bis zur Rente soll in jedem Land der Karte eine Nadel stecken.
Pleyer-Rosenkranz arbeitet im Zentrum für Freiwilligendienste der Saarland Heilstätten GmbH (SHG). Gemeinsam mit ihrer Kollegin Claudia Thiel und dem studentischen Mitarbeiter Luca Martin kümmert sie sich um junge Erwachsene, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
„Aufgrund des demografischen Wandels bewerben sich immer weniger Deutsche für ein Freiwilliges Soziales Jahr, gleichzeitig werden aber dringend Mitarbeiter im Gesundheitswesen benötigt.“
Christina Pleyer-Rosenkranz,
Saarland Heilstätten GmbH
machen. Allein in den Einrichtungen der SHG sind das zurzeit 39 Frauen und Männer. Hinzu kommen die Teilnehmer, die an Kooperationspartner vermittelt wurden. Der Krankenhaus-Träger profitiert von der guten Nachfrage: Von den 57 Nachwuchskräften, die im letzten Jahr ihr FSJ erfolgreich abgeschlossen haben, sind 23 bei der SHG geblieben.
Dass verstärkt Ausländer angesprochen werden, ist kein Zufall. „Aufgrund des demografischen Wandels bewerben sich immer weniger Deutsche für ein Freiwilliges Soziales Jahr, gleichzeitig werden aber dringend Mitarbeiter im Gesundheitswesen benötigt“, sagt Pleyer-Rosenkranz.
Die Corona-Pandemie behindert ihre Arbeit. Das Auswärtige Amt lasse zurzeit keine Freiwilligen einreisen, erläutert die Soziologin. Einige der für die Freiwilligen angemieteten Wohnungen stehen deshalb leer. In den Wohngemeinschaften leben meist Leute unterschiedlicher Nationalität. So ist gewährleistet, dass sie sich auf Deutsch unterhalten.
Mittlerweile hat es sich bis Tadschikistan rumgesprochen, dass man bei der SHG gut betreut wird. Zwölf Männer aus dem zentralasiatischen Staat haben sich fürs nächste Jahr einen Platz im Programm „FSJ weltweit“gesichert. Pleyer-Rosenkranz schwärmt von der Herzlichkeit der Moslems. Sie seien wohlerzogen, höflich, respektvoll. Und mutig sind sie auch, im unbekannten Deutschland warten viele Herausforderungen.
„Sie stürzen sich in ein Abenteuer“, bestätigt ihre Betreuerin. Das SHG-Zentrum für Freiwilligendienste steht mit Rat und Tat zur Seite – bei Behördengängen, bei Bewerbungen, beim Kauf eines Backofens. Die Teammitglieder spenden auch Trost bei Liebeskummer oder einem Todesfall in der Familie. Natürlich bleiben Konflikte nicht aus, einige ausländische Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich nur schwer mit der deutschen Mülltrennung anfreunden.
„Mir macht es unheimlich viel Spaß“, versichert Pleyer-Rosenkranz mit Blick auf ihren abwechslungsreichen Job. Immer wieder ist sie überrascht, wie gut sich ihre Schützlinge in einem Jahr entwickeln – vom schüchternen jungen Erwachsenen hin zur selbstbewussten Persönlichkeit, die fließend Deutsch spricht.
Eigentlich wollte Pleyer-Rosenkranz nach dem Abitur Psychologie studieren. Doch der Notenschnitt war zu schlecht für das Numerus-Clausus-Fach. Deshalb entschied sie sich für Soziologie. Nach dem Diplom blieb sie an der Saarbrücker Uni, mit der halben Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin fühlte sie sich aber unterfordert. „Mir war langweilig“, erinnert sie sich.
Das änderte sich, als sie sich parallel in Heidelberg im Fach Gerontologie einschrieb. Während des Studiums der Alterswissenschaft machte Pleyer-Rosenkranz in den SHG-Kliniken auf dem Saarbrücker Sonnenberg ein Praktikum. Bei dem Träger fasste sie beruflich Fuß und arbeitete in verschiedenen Bereichen.
Seit 2012 kümmert sich die Angestellte nun um die Freiwilligendienste. Den Ruhestand will sie mit ihrem Ehemann in Dithmarschen verbringen, ein Haus ist schon gekauft. „Ich liebe das Wasser“, sagt Pleyer-Rosenkranz. An der Nordsee möchte sie angeln und Poitou-Esel züchten. Bis dahin sollen noch viele weiße Flecken von der Landkarte in ihrem Büro verschwinden.
Demnächst könnte auch Kirgisistan mit einer Nadel markiert werden. Von dort hat sich eine junge Frau beworben. „Ich hoffe, es klappt“, sagt Christina Pleyer-Rosenkranz.