FCS mausert sich zum Aufstiegs-Favoriten
Der Aufsteiger rockt die 3. Liga: Der 1. FC Saarbrücken siegt verdient bei Viktoria Köln mit 2:0 und setzt sich an der Tabellenspitze ab.
Wer am Freitagabend seine Arbeit erledigt hat, kann sich am Wochenende gemütlich zurücklehnen und schauen, was die Konkurrenz so liefert. So ging es dem 1. FC Saarbrücken, der sich mit einem 2:0 (1:0)-Erfolg bei Viktoria Köln für mindestens eine weitere Woche die Tabellenführung in der 3. Fußball-Liga gesichert hatte. Und nicht nur das: Der Abstand des bisher stärksten Aufsteigers der
Lukas Kwasniok
Drittliga-Geschichte auf den ersten Nichtaufstiegsplatz wächst.
Nach 38 Minuten hielt Daniel Batz im FCS-Tor einen Fernschuss des Kölners Jeremias Lorch. Bezeichnend für das Spiel des Gastgebers, dass ausgerechnet ein defensiver Mittelfeldspieler die beste, weil einzige Torchance in 93 Minuten Spielzeit vergab. „Das war viel zu wenig von uns“, schimpfte Viktoria-Trainer Pavel Dotchev. So schlecht war Köln nicht, doch die Szene manifestiert eine Entwicklung im Saarbrücker Spiel: Beim von Trainer Lukas Kwasniok verordneten „Rock’n’Roll“in der Offensive bekommt die Mannschaft immer mehr Gespür für das Gleichgewicht in der Defensivarbeit.
Das „System Kwasniok“funktioniert derzeit und ist ein Baustein des aktuellen Saarbrücker Erfolgs. Die Kommunikation ist ein zweiter. „Der Trainer nimmt die Mannschaft bei seinen Entscheidungen mit“, erklärte Sportdirektor Jürgen Luginger. Sie führte in Köln dazu, dass Angreifer
José Pierre Vunguidica auf der linken Außenbahn und der zentrale Mittelfeldmann Fanol Perdedaj als Rechtsverteidiger überraschten.
Vunguidica zeigte ein mehr als ordentliches Startelf-Debüt, Perdedaj eine gute Leistung auf ungewohnter Position. „Der Trainer hat uns den Fußball vermittelt, den er spielen lassen will. Es passt einfach. Jeder folgt den Anweisungen des Trainers“, schildert Nicklas Shipnoski die Arbeit mit dem Coach und Perdedaj die mannschaftlich geschlossene Umsetzung: „Wir haben das souverän runtergespielt, hinten nichts zugelassen und vor allem in der zweiten Halbzeit gezeigt, was für eine geile Mannschaft wir sind.“
Ein Kollektiv, aus dem am Freitag einer allerdings herausragte: Shipnoski
war an den drei spielentscheidenden Situationen beteiligt und lieferte auch sonst eine ganz starke Leistung ab. 24 Minuten waren gespielt, als Perdedaj Shipnoski über rechts Richtung Grundlinie schickte. „Ich haue die Dinger immer mit vollem Risiko scharf rein“, sagte Shipnoski zur Hereingabe, die Sebastian Jacob am kurzen Pfosten verpasste. Aber Kölns Marcel Gottschling direkt dahinter bugsierte den Ball zum Saarbrücker 1:0 ins eigene Tor.
Vier Minuten vor der Pause stand Shipnoski nach einem 40-Meter-Pass von Steven Zellner wieder im Mittelpunkt. Kölns Torwart Sebastian Mielitz, Bundesliga-erfahren bei Werder Bremen, kam übermotiviert heraus, klärte vor Shipnoski und dann vor dem Strafraum mit der Hand gegen den Nachschuss von Tobias Jänicke. Die Rote Karte war eine Vorentscheidung im Spiel.
Die Entscheidung fiel kurz nach Wiederanpfiff. Timm Golley leitete den Spielzug ein, Vunguidica brachte den Ball vors Tor, und Shipnoski vollendete – das 2:0 (47.) war schon zu diesem Zeitpunkt schmeichelhaft für die Kölner und die dritte Schlüsselszene mit dem Neuzugang aus Wiesbaden. „Ich bin froh, wenn ich der Mannschaft helfen kann“, sagte der 21-Jährige. Das tut er. Und zwar so gut, dass nicht nur die Konkurrenz den FCS inzwischen als ersten Aufstiegs-Anwärter ansieht. Auch der eigene Anspruch wächst an der Spitze. „Wir werden nicht kampflos eine sehr gute Position herschenken“, sagte Kwasniok.
„Wir werden nicht kampflos eine sehr gute Position herschenken.“
Trainer des 1. FC Saarbrücken