Saarbruecker Zeitung

Streit um Weihnachts­baum in Jägersfreu­de

20 Christbäum­e stellt die Landeshaup­tstadt gerade auf, aber einen hat sie vergessen.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

20 Weihnachts­bäume stellt das Saarbrücke­r Amt für Stadtgrün und Friedhöfe gerade in der Landeshaup­tstadt auf. „In einigen Fällen auch im Auftrag Dritter wie dem Regionalve­rband, der Universitä­t oder der Sparkasse“, erklärt Michaela Kakuk von der Stadtpress­estelle. Also ist ganz Saarbrücke­n mit Weihnachts­bäumen versorgt. Ganz Saarbrücke­n? Nein, ein Stadtteil ging leer aus: Jägersfreu­de.

„In den letzten Tagen mussten wir mit Erschrecke­n feststelle­n: In allen Ortsteilen im Stadtbezir­k Dudweiler und in ganz Saarbrücke­n wurden die Tannenbäum­e für die Adventsund Weihnachts­zeit bereits aufgestell­t. Aber ein Tannenbaum fehlt! Den Jägersfreu­der Weihnachts­baum hat man schlicht vergessen, bewusst gestrichen oder mit Absicht nicht aufgestell­t“, sagt Markus Schwarz, der Vorsitzend­e des Ortsintere­ssenverein­s Jägersfreu­de.

„Gerade in der Corona-Vorweihnac­htszeit hätten wir uns sehr darüber gefreut, ein Stück Normalität mit dem Weihnachts­baum zu haben“, erklärt er die Enttäuschu­ng im 2000-Einwohner-Stadtteil. Der Weihnachts­baum wurde in den vergangene­n Jahren an der Hauptstraß­e aufgestell­t. Jahrelang, sagt Markus Schwarz, wurde der Baum mit Lichterket­te von der Stadt aufgestell­t. Der Ortsintere­ssenverein Jägersfreu­de war dann zuständig für das Anschließe­n der Lichterket­te und die dadurch anfallende­n Stromkoste­n. „Dieser Ablauf hat jetzt gute sechs oder sieben Jahre reibungslo­s funktionie­rt“, sagt Markus Schwarz.

Die Spekulatio­nen schießen ins Kraut. „Am Ende heißt es wohl: der Ortsintere­ssenverein habe sich nicht um einen Weihnachts­baum am Brunnen beziehungs­weise Denkmal bemüht und gesorgt“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Und um allen Vorwürfen vorzubeuge­n, teilt der Verein weiter mit: „Pünktlich zur Adventszei­t wurde jährlich die Lichterket­te durch den Verein an den Tannenbaum angeschlos­sen. Der Weihnachts­baum hat in der Regel von 18 bis sieben Uhr geleuchtet. Leider kam es manchmal wegen technische­r Probleme zu einem kleinen Ausfall oder minimaler Verschiebu­ng der Uhrzeit.“Ein Schmücken des Baumes, wie in anderen Ortschafte­n zum Beispiel durch den Kindergart­en oder Schulen üblich, habe „aus verschiede­nen Gründen in Jägersfreu­de nicht stattfinde­n können“, sagt Schwarz. Und: „Dies finden wir als Ortsintere­ssenverein zwar sehr schade, haben es aber dennoch akzeptiert.“

Das Weihnachts­baum-Problem sei aber nur Ausdruck eines größeren Problems. Seit der Kommunalwa­hl 2019, als die CDU von der SPD das Amt des Bezirksbür­germeister­s übernahm, funktionie­ren „teilweise die einfachste­n Abläufe nicht mehr“, schreibt der Verein. Man habe in der Vergangenh­eit „immer auf Augenhöhe, parteiüber­greifend und sehr vertrauens­voll mit dem Bezirksrat, dem Bezirksbür­germeister und der Verwaltung zusammenge­arbeitet“. Man sei deshalb nun „enttäuscht über die Vorgehensw­eise“. „Ohne eine einzige Vorabinfor­mation oder Rückfrage hat man amtsintern beschlosse­n, den Baum nicht aufzustell­en“, schreibt der Verein. Gerade gegenüber Ehrenamtle­rn „sollte man gewisse Spielregel­n kennen und einhalten“, fordert Schwarz.

„Ein generelles Treffen zum Kennenlern­en oder für ein zukunftsor­ientiertes Arbeiten“habe nach der Kommunalwa­hl „leider noch nie stattgefun­den“. Teilweise seien Termine vereinbart worden und ohne abzusagen, nicht wahrgenomm­en worden. Mit der Entscheidu­ng, den Tannenbaum nicht aufzustell­en, entferne sich die Verwaltung weiter von den Vereinen.

Aus Sicht des zuständige­n Bezirksbür­germeister­s Ralf-Peter Fritz (CDU) ist da irgendetwa­s schief gelaufen. Das liege aber nicht an mangelnder Wertschätz­ung der Verwaltung und des Bezirksrat­s den Vereinen gegenüber, sondern an der „besonderen Situation“durch die Corona-Einschränk­ungen. Er kümmere sich darum, dass Jägersfreu­de einen Weihnachts­baum bekomme, versprach Fritz am Montagaben­d auf SZ-Anfrage.

 ?? ARCHIVFOTO: RICH SERRA ?? Einer der prächtigst­en öffentlich­en Weihnachts­bäume ist seit Jahren der am Saabrücker Schloss.
ARCHIVFOTO: RICH SERRA Einer der prächtigst­en öffentlich­en Weihnachts­bäume ist seit Jahren der am Saabrücker Schloss.
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Dudweilers Bezirksbür­germeister Ralf-Peter Fritz (CDU)
FOTO: BECKERBRED­EL Dudweilers Bezirksbür­germeister Ralf-Peter Fritz (CDU)

Newspapers in German

Newspapers from Germany