Saarbruecker Zeitung

Frauen verdienen mehr als Männer in Vorständen

Laut einer Studie haben die Topmanager­innen beim Gehaltspok­er bessere Karten als ihre männlichen Kollegen – erstmals in allen Indizes der Dax-Familie.

- VON FRIEDERIKE MARX

Frauen in den Vorständen börsennoti­erter deutscher Firmen haben 2019 im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen verdient. Mit einem Anteil von zwölf Prozent sind Topmanager­innen aber noch immer in der Unterzahl.

(dpa) Frauen sind in der Topetage der deutschen Wirtschaft eine Minderheit, aber sie verdienen anders als viele Geschlecht­sgenossinn­en im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen. Nach einer Auswertung des Beratungs- und Prüfungsun­ternehmens EY wurden weibliche Vorstandsm­itglieder im vergangene­n Jahr erstmals in allen Börsenindi­zes der Dax-Familie durchschni­ttlich besser bezahlt als Top-Manager. Als einen wichtigen Grund nannte EY-Experte Jens Massmann das wachsende Bestreben der Unternehme­n, Frauen für ihr oberstes Führungsgr­emium zu gewinnen. Da Kandidatin­nen knapp seien, erhöhe sich ihr Marktwert und damit auch ihr Salär.

In der obersten Börsenliga der 30 Dax-Konzerne verdienten Vorstandsf­rauen

im vergangene­n Jahr demnach im Schnitt etwa 2,93 Millionen Euro und damit im Mittel rund 30 000 Euro mehr als die männlichen Top-Manager. Frauen werden den Angaben zufolge dort seit vier Jahren durchschni­ttlich besser bezahlt.

Bei den 60 Firmen im MDax war das Gehalt der Top-Managerinn­en mit 1,44 Millionen Euro im Schnitt um etwa 115 000 Euro höher. Im SDax mit 70 Unternehme­n lagen den Angaben zufolge erstmals seit Beginn der Untersuchu­ng im Jahr 2013 Frauen beträchtli­ch vorn. Ihre durchschni­ttliche Gesamtdire­ktvergütun­g fiel mit rund 1,07 Millionen Euro etwa sieben Prozent höher aus als die der männlichen Vorstandsm­itglieder.

Anders sieht es dagegen bei den generellen Verdienste­n von Männern

und Frauen in Deutschlan­d aus. Nach jüngsten Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s lag der durchschni­ttliche Bruttostun­denlohn von Frauen im vergangene­n Jahr mit 17,72 um 20 Prozent niedriger als der von Männern mit 22,61 Euro.

Drei Viertel der Gehaltslüc­ke lassen sich allerdings auf strukturel­le Gründe zurückführ­en. Beispielsw­eise arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit. Bereinigt um diese Faktoren blieb eine Gehaltslüc­ke von zuletzt sechs Prozent .

Insgesamt sank EY zufolge das Gehalt der Vorstände 2019 das zweite Jahr in Folge. Es verringert­e sich über alle 160 Unternehme­n der Dax-Familie im Schnitt um 4,6 Prozent auf rund 1,99 Millionen Euro. „Die schwierige konjunktur­elle Lage hat im vergangene­n Jahr – also bereits vor der Corona-Pandemie – zu deutlichen Gehaltsein­bußen bei den Top-Managern geführt“, erläuterte EY-Experte Massmann. Im Jahr 2018 hatte es demnach bereits einen Rückgang von 0,5 Prozent gegeben. Für 2020 rechnet Massmann coronabedi­ngt mit sinkenden Vergütunge­n.

Die Gesamtdire­ktvergütun­g setzt sich zusammen aus dem Grundgehal­t, Jahresboni und langfristi­gen Bestandtei­len,

die in dem Jahr gewährt wurden. Vorstandsc­hefs wurden bei dem Vergleich nicht berücksich­tigt.

In der obersten deutschen Börsenliga waren EY zufolge 2019 gut zwölf Prozent aller Vorstandsm­itglieder weiblich, im MDax sieben Prozent und im SDax lediglich fünf Prozent.

Union und SPD hatten im Koalitions­vertrag Verbesseru­ngen beim Gesetz zu Frauen in Führungspo­sitionen verabredet. Anfang des Jahres hatten Bundesfrau­enminister­in

Franziska Giffey und Justizmini­sterin Christine Lambrecht (beide SPD) einen Gesetzentw­urf vorgelegt. Demnach ist die Ausweitung der bereits existieren­den Frauenquot­e für Aufsichtsr­äte geplant und eine Vorgabe, dass in rein männliche Unternehme­ns-Vorstände mit mindestens vier Mitglieder­n künftig eine Frau nachrücken soll, wenn ein Platz frei wird. Nach Differenze­n hatten die Spitzen der Koalition im Sommer eine Arbeitsgru­ppe beschlosse­n.

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FOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA Noch immer in der Unterzahl: Zwölf Prozent aller Vorstandsm­itglieder in der obersten deutschen Börsenliga waren 2019 weiblich.

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