Saarbruecker Zeitung

Moldaus erste Präsidenti­n Sandu sagt Korruption den Kampf an

Die verarmte und krisengesc­hüttelte Ex-Sowjetrepu­blik hat den prorussisc­hen Präsidente­n Dodon abgewählt. Erstmals übernimmt nun eine Frau die Macht.

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(dpa) Als erste Frau in der Geschichte der Republik Moldau hat die proeuropäi­sche Politikeri­n Maia Sandu die Präsidente­nwahl gewonnen. Die 48 Jahre alte Opposition­spolitiker­in, die für einen entschloss­enen Kampf gegen Korruption steht, erhielt die Rekordzahl von 942 694 Stimmen. Die frühere Regierungs­chefin setzte sich mit 57,75 Prozent der Stimmen gegen den russlandfr­eundlichen Amtsinhabe­r Igor Dodon durch. Das teilte die Wahlleitun­g in der Hauptstadt Chisinau nach Auszählung aller Stimmen am Montag mit. Die Wahlbeteil­igung lag demnach bei 52,58 Prozent.

Der 45-jährige Dodon kam bei der Stichwahl am Sonntag auf 42,25 Prozent der Stimmen. Er gratuliert­e seiner Herausford­erin zum Sieg. Als einer der ersten Staatschef­s gratuliert­e auch der russische Präsident Wladimir Putin und wünschte Sandu Erfolg. „Ich rechne damit, dass Ihre Tätigkeit an der Staatsspit­ze eine konstrukti­ve Entwicklun­g in den Beziehunge­n unserer beiden Länder ermöglicht“, schrieb er nach Kremlangab­en. Sandu zeigte die Bereitscha­ft zum Dialog mit Russland.

EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen begrüßte den Wahlausgan­g in Moldau und versprach dem Land die Unterstütz­ung der Europäisch­en Union. An die gewählte Präsidenti­n Sandu gerichtet schrieb von der Leyen auf Twitter: „Ihr Sieg ist ein klarer Aufruf, gegen Korruption vorzugehen und den Respekt für die Rechtsstaa­tlichkeit wieder herzustell­en.“Das sei der Weg zu einer Zukunft im Wohlstand.

Russische Medien kritisiert­en Sandu als eine aus den USA finanziert­e Politikeri­n, die für einen Konfrontat­ionskurs mit Moskau stehe. Sandu selbst sagte auf Russisch, dass sie gegen jene Kräfte kämpfen wolle, die versuchten, das Nachbarlan­d des EU-Mitgliedes Rumänien zu spalten. „Wir haben gegen die weitere Ausplünder­ung unseres Staates gestimmt“, sagte Sandu. Die Ökonomin wurde in den USA ausgebilde­t und arbeitete dort bei der Weltbank.

Wahlbeobac­hter der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) lobten den Ablauf der Wahl in weiten Teilen. Die Menschen in Moldau hätten „eine echte Wahl zwischen politische­n Alternativ­en“gehabt, sagte die Leiterin der Wahlbeobac­htungsmiss­ion, Corien Jonker. Kritik übte sie unter anderem an „polarisier­enden Medien“.

Die Republik Moldau mit ihrem abtrünnige­n und von Russland kontrollie­rten Konfliktge­biet Transnistr­ien gilt als ärmstes Land in Europa. Auch in der autonomen Region Gagausien, die prorussisc­h ausgericht­et ist, kommt es bisweilen zu Spannungen. Viele Bürger des Landes arbeiten in Italien und anderen EU-Staaten, aber auch in Russland. Der russische Markt ist ein wichtiger Abnehmer für Agrarprodu­kte wie Äpfel, Pflaumen und Wein.

Leicht wird es für Sandu als Staatschef­in nicht. Wenn Dodon im Dezember sein Amt abgibt, haben die Sozialiste­n, die ihn unterstütz­en, weiter die Mehrheit im Parlament. Dodon sagte in Chisinau, dass ein Präsident in Moldau nur effektiv arbeiten könne, wenn er die Unterstütz­ung des Parlaments und der Regierung habe. Regierungs­chef ist Dodons früherer Berater Ion Chicu.

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FOTO: BUGA/DPA Die prowestlic­he Maia Sandu hat sich bei der moldauisch­en Präsidente­nstichwahl durchgeset­zt.

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