Mit Sicherheit gibt es viel zu tun
Schützen, überwachen, kontrollieren, ermitteln, urteilen: Die Arbeit für Sicherheit und Recht war immer schon wichtig – und bleibt es offenbar auch.
Er ist schwergewichtig und schwerfällig – körperliche Eigenschaften, die in der Sicherheitsbranche eher wenig gefragt sind. Doch der Kollege, der 180 Kilogramm auf die Waage bringt und rundlich wie ein riesiges Ei daherkommt, ist ein Roboter und trägt den Namen K3 Security Robot. Entwickelt wurde er von dem US-Unternehmen Knightscope. Wenn das Pummelchen Wache schiebend durch sein Revier rollt, das beispielsweise ein Supermarkt sein kann, ist er hellwach. Dafür sorgen Laser- und Geräusch-Sensoren, Nachtsichtgeräte und Kameras. Sobald K3 Bewegungen wahrnimmt, geht der Alarm los, und die echten Sicherheitsleute treten in Aktion.
Das mag in den USA funktionieren. Doch Timo Meyer, Geschäftsführer der St. Ingberter Sicherheitsfirma Usec United Security, hält von solchen Robotern wenig. „Das ist nichts anderes als eine mobile Meldeanlage“, sagt er. „Ein Sicherheitssystem, das in einer Lagerhalle oder einem Supermarkt fest installiert ist, leistet die gleichen Dienste und ist längst nicht so störanfällig.“Dennoch ist für ihn klar: Beim reinen Objektschutz sinkt die Zahl der Mitarbeiter. Wenn es aber um die Sicherheit von Menschen geht, „wird sie steigen“. Der Wachmann, der in Märkten, Hallen oder umzäunten Freiflächen seine Runden dreht, „wird irgendwann der Vergangenheit angehören“, ist Meyer überzeugt. Hier stehe die technische Aufrüstung erst am Anfang. „Melder zur Gebäudeabsicherung im Außenbereich, Kameras und Lautsprecher sind künftig dafür zuständig, dass Einbrecher kaum mehr eine Chance haben.“In den Überwachungszentralen müssten dennoch Menschen sitzen und dafür sorgen, „dass das Zeitfenster zwischen Einbruch und Eingriff möglichst klein ist“.
Meyer sieht noch weiteren Bedarf an Sicherheitspersonal. Wenn zu Hause immer mehr Funktionen – zum Beispiel, Heizung, Kühlschrank oder Rollläden – über das Smartphone gesteuert werden, würden auch Alarmanlagen zur Selbstverständlichkeit. „Schlagen sie Alarm, muss sich jemand darum kümmern.“Zudem würden viele Veranstaltungen ohne Sicherheitskonzept nicht mehr genehmigt, sagt Meyer. Er ist überzeugt, „dass die Qualifikation des Personals steigen wird, da immer mehr Kunden eine Zertifizierung des Anbieters erwarten“. Fachkraft für Schutz und Sicherheit ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Auch eine Weiterbildung zum Meister und zum Sicherheitsfachwirt ist möglich.
In der saarländischen Security-Branche sind nach Angaben des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft 36 Unternehmen mit einem Umsatz von 33,9 Millionen Euro registriert, so die Zahlen von 2017. Sie beschäftigten 2019 etwa 2650 Mitarbeiter. Fünf Jahre zuvor waren es erst 2250. Bundesweit arbeiten 267 000 Menschen in Wach- und Sicherheitsdiensten sowie in Detekteien.
Die etwa 6500 Unternehmen setzen 9,1 Milliarden Euro um. Größte Auftraggeber sind neben der Industrie staatliche Einrichtungen.
Der Staat ist daneben aber selbst ein großer Arbeitgeber der Sicherheitsbranche: von der Polizei bis zu Justizvollzugsdienst und Gerichten. Bei der Polizei im Saarland genauso wie in anderen Bundesländern sind die Jahre des Personalabbaus vorbei. Es wird wieder mehr eingestellt. Eine Stelle bei der Polizei ist begehrt. Für dieses Jahr hatten sich 916 junge Menschen auf 150 freie Plätze in der Polizistenausbildung beworben.
Auch der Beruf des Polizisten verändert sich durch Digitalisierung. Jens Heinrich, im Leitungsstab des Saar-Polizeipräsidiums für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, kann sich vorstellen, dass zur Ausstattung von Polizisten künftig Virtual-Reality-(VR)-Brillen gehören. Ähnlich wie bei virtuellen Spaziergängen, die der Google-Dienst Street View anbietet, werden in die VR-Brille eines Beamten Straßenname und Adresse des Ortes eingeblendet, an dem er sich gerade befindet oder zu dem er sich hinbewegt. „Für die schnelle Orientierung in fremder Umgebung wäre eine solche Brille sehr hilfreich“, sagt Heinrich. Schon im Einsatz ist die Online-Wache, über die Delikte wie Betrug, Diebstahl oder Sachbeschädigung angezeigt werden können. Heinrich sieht aber auch die Grenzen der Digitalisierung. Robocops, halb Mensch, halb Maschine, „wird es auch in ferner Zukunft nicht geben. Wir wollen auf die Bürger zugehen und Ansprechpartner für die Menschen vor Ort bleiben“. Technik könne die Polizeiarbeit erleichtern, „wird sie aber nie ersetzen“.
Die saarländische Justiz hingegen steht vor einer digitalen Revolution. „Bis 2026 soll die elektronische Akte (E-Akte) eingeführt sein. Ab dann sollen die Gerichte papierlos arbeiten“, sagt Justiz-Staatssekretär Roland Theis (CDU). Diese Entwicklung hat bereits begonnen, sagt Christian Dornis, Richter am Landgericht Saarbrücken und Vorsitzender des Saarländischen Richterbunds. Die Erste Kammer des Landgerichts, die Verfahren rund um das Wettbewerbsrecht verhandelt, „ist bereits auf die E-Akte umgestellt“, so Dornis. Bei Wettbewerbsrechts-Prozessen „fallen oft sehr viele Akten mit noch mehr Papier an“. Hier könne die E-Akte ihre Vorteile ausspielen. So könnten die Beteiligten Unterlagen „wesentlich schneller als bisher finden“, sagt Dornis. Zudem sei die Software in der Lage, Standardschreiben – zum Beispiel an Rechtsanwälte – weitgehend selbsttätig zu erzeugen.
Doch Digitalisierung hin, Digitalisierung her – der Bedarf an Juristen in den Gerichten sei groß, wie der Richterbund-Vorsitzende sagt. Wie bei der Polizei bewegt sich inzwischen etwas. Der Stellenabbau scheint gestoppt. Wie Staatssekretär Theis vor einigen Wochen sagte, in der Justiz werde wieder eingestellt: neben Richtern und Staatsanwälten auch Rechtspfleger und Vollzugsbeamte. Mit Sicherheit und Recht gibt es eben viel zu tun.
Alle erschienenen Teile der Serie gibt es online: www.saarbrueckerzeitung.de/arbeit-mit-zukunft