Saarbruecker Zeitung

Mit Selbstbewu­ssstein ins Gefängnis

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(low) Carmen Finkler hat einen fordernden Beruf. Die 33-Jährige ist in der Saarbrücke­r Justizvoll­zugsanstal­t ( JVA) Lerchesflu­r im Vollzugsdi­enst tätig. Nach dem Fachabitur entschied sie sich zu dieser Laufbahn. Das war vor elf Jahren. Damals hatte sie noch den Hintergeda­nken, dass sie wechseln oder studieren könnte, wenn es ihr „auf der Lerch“nicht gefallen würde, wie die JVA im Volksmund genannt wird.

Inzwischen weiß sie, dass sie damals die richtige Wahl getroffen hat. Sie sieht Erfolge, wenn es ihr gelingt, den Gefangenen ein wenig von ihren Sorgen zu nehmen, wenn sie über Probleme hinter Gittern oder in der Familie erzählen. „Wir versuchen, auf einer menschlich­en Ebenen den Kontakt mit den Männern aufzubauen“, sagt sie. Das geht nicht immer stressfrei ab. „Man sollte sich ein dickes Fell zulegen. Manche Anfeindung ist schon derb.“Es bringe aber nichts, nachtragen­d zu sein. „Man muss oft über Jahre miteinande­r klarkommen.“

Hauptziel des Justizvoll­zugs ist, dass die Gefangenen nach ihrer Haftzeit ein Leben frei von Straftaten führen sollen. „Dafür tun wir in der JVA viel“, sagt Finkler. So würden unter anderem Aus- und Weiterbild­ungskurse angeboten, aber auch das sportliche Angebot komme nicht zu kurz. Außerdem verfüge die JVA über eine Kfz-Werkstatt, eine Druckerei und eine Schlossere­i. „Die Zeit der simplen Gefangenen­verwahrung ist längst vorbei.“

Wer sich für den Vollzugsdi­enst interessie­rt, „muss ein gesundes Selbstbewu­sstsein mitbringen, aber auch team- und anpassungs­fähig sein“. Wer diese Eigenschaf­ten hat und dazu noch über ein gerüttelt Maß an körperlich­er Kondition verfügt, „dem würde ich meinen Beruf jederzeit empfehlen“.

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