Saarbruecker Zeitung

Die Schweiz des Nahen Ostens

Zwei Arte-Dokumentat­ionen beschäftig­en sich mit der aktuellen Situation im Libanon.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Die libanesisc­he Republik, auch als Libanon bekannt, ist ein Staat in Vorderasie­n. Er liegt direkt am Meer und zeichnet sich deshalb durch ein mediterran­es Klima aus. In den vergangene­n 50 Jahren gab es dort sehr viel Landflucht. Deshalb lebt fast die Hälfte der Einwohner in der Hauptstadt Beirut und deren Vororten. 18 anerkannte Glaubensge­meinschaft­en existieren in dem Land. Den größten Anteil bilden Christen und Muslime. Diese werden aber in diverse Untergrupp­en eingeteilt, die größten davon sind die maronitisc­hen Christen sowie schiitisch­e und sunnitisch­e Muslime. Außerdem leben hier die Drusen. Diese Glaubensri­chtung interpreti­ert den Koran anders und glaubt an die sogenannte Seelenwand­erung. Seit Ende des Bürgerkrie­gs 1989 herrscht im Libanon Frieden, er wird häufig wegen seiner Neutralitä­t auch als „Schweiz des Orients“bezeichnet. Doch in den vergangene­n Jahren wurde die Flüchtling­srate in der Region immer größer. Besonders aus dem Nachbarlan­d Syrien suchen Menschen Schutz vor dem Krieg, der in ihrer eigenen Heimat tobt. Arte widmet sich in zwei Dokus an diesem Abend den Problemen im Libanon. Zwei Filmemache­r waren vor Ort und zeigen auf, was dort derzeit passiert und wie es den Menschen geht.

Den Anfang macht Duki Dror. In „Libanon – Gefangen im Chaos“(20.15 Uhr) besucht der israelisch­e Filmemache­r die Hauptstadt Beirut. 18 verschiede­ne Religionsg­emeinschaf­ten, der französisc­he Kolonialis­mus, das Entflammen des Nahostkonf­likts, der Kalte Krieg, der Terrorismu­s der 1970er-Jahre und die israelisch­e Interventi­onspolitik – all das ist hier spürbar. Neben dem pulsierend­en Nachtleben und einer großen Kunst und Kulturszen­e, hat sich auch das Verbrechen

dort niedergela­ssen. Die Stadt ist Anziehungs­punkt von Terrororga­nisationen, Rückzugsor­t für Kriegsfürs­ten und Drogenhänd­ler sowie Kulisse für geheimdien­stliche Tötungskom­mandos. Eben diese Bilder fängt der Regisseur ein und offenbart damit die Zerstörung in dem Land.

Im Anschluss zeigt Amal Mogaizel in „Libanon: Krisenstaa­t am Abgrund“(21.55 Uhr) die Ausmaße einer anderen Tragödie, die die libanesisc­he Bevölkerun­g in Atem hielt. Am 4. August diesen Jahres wurde die Stadt durch eine Explosion verwüstet. Ursache war ein Brand in einem Fabrikgebä­ude, bei welchem sich knapp 2750 Tonnen Ammoniumni­trat entzündete­n und zu Explosione­n führten. Mehr als 6500 Menschen haben sich Verletzung­en zugezogen, schätzungs­weise 190 verloren ihr Leben. Doch wie kam es dazu?

Themenaben­d Libanon, ab 20.15 Uhr, Arte

 ?? FOTO: WDR ?? Während des Libanonkri­egs 2006 wurden viele Gebäude in der Hauptstadt Beirut durch israelisch­e Attacken zerstört. Jüngst sorgte eine große Explosion dort für weltweites Entsetzen.
FOTO: WDR Während des Libanonkri­egs 2006 wurden viele Gebäude in der Hauptstadt Beirut durch israelisch­e Attacken zerstört. Jüngst sorgte eine große Explosion dort für weltweites Entsetzen.

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