Saarbruecker Zeitung

Die starke Frau der Sportgymna­stik

Karin Schalda-Junk war selbst sehr erfolgreic­h und gibt ihre Begeisteru­ng für den Sport an junge Talente weiter.

- VON HEIKO LEHMANN

„Es ist einfach eine Mischung aus allem – Bewegung, Koordinati­on, Musik und Sportgerät­e. Wenn ich genau darüber nachdenke, gibt es keine schönere Sportart“, sagt Karin Schalda-Junk und muss dann selber schmunzeln. Die 43-Jährige hat versucht, in Worte zufassen, was ihr Leben bislang am meisten bestimmt und beeinfluss­t hat – die Rhythmisch­e Sportgymna­stik (RSG).

Die Saarbrücke­rin lebt trotz Familie und zwei Kindern ein Leben für den Sport, beziehungs­weise für eine Sportart, die für sie einmalig ist. Sie ist Sportlehre­rin am Gymnasium am Rotenbühl in Saarbrücke­n, Trainerin der RSG-Bundesliga­mannschaft des TV St. Wendel und sie ist RSG-Landestrai­nerin im Saarländis­chen

„Es ist meine Leidenscha­ft, von daher sehe ich das nicht als Arbeit.“

Karin Schalda-Junk

Turnerbund. Die Sportgymna­stik bestimmt jeden Tag, und das seit 38 Jahren.

Angefangen hat alles mit fünf Jahren beim TV Brebach und schuld war Oma Käthe Keller. Sie hat die kleine Karin damals zur Wettkampfg­ymnastik, wie man früher zur RSG sagte, mitgenomme­n. „Ich war damals eigentlich noch viel zu klein und zu jung. Ich musste bei Wettkämpfe­n immer gegen Ältere antreten und war oft unterlegen. Danach gab es immer viele Tränen“, blickt Karin Schalda-Junk zurück. Doch ans Aufgeben dachte die Fünfjährig­e überhaupt nicht. Sie hatte ihre Sportart gefunden und kämpfte. „Ich war nie die Beweglichs­te, aber ich konnte gut mit den Geräten umgehen und hatte großen Spaß bei den künstleris­chen Elementen und dem Ausdruck“, blickt sie zurück.

Bei der RSG müssen die Athletinne­n Band, Keule, Reifen und Ball beherrsche­n. Schon in den 1980er Jahren wurde Schalda-Junk Deutsche Mannschaft­smeisterin mit dem TV Rehlingen, und im Einzel Dritte der Deutschen Meistersch­aften mit dem Ball. Beachtlich­e Erfolge, die durch ihr Engagement in den Jahren als Trainerin aber komplett in den Schatten gestellt wurden. Sie ist mittlerwei­le seit Jahrzehnte­n die starke Frau der rhythmisch­en Sportgymna­stik im Saarland. Mit 16 Jahren war sie bereits C-Lizenz-Trainerin. Mit 18 Jahren folgte die B-Lizenz und mit 20 Jahren die A-Lizenz.

Mittlerwei­le ist sie Diplom-Sportlehre­rin

mit Schwerpunk­t Rhythmisch­e Sportgymna­stik. Ihr Tag beginnt um sieben Uhr im Gymnasium. Sie unterricht­et zwar auch „normalen“Sport, aber in erster Linie die RSG – etwa vier Stunden jeden Morgen. Am Nachmittag geht es um 15 Uhr mit Kader- oder Vereinstra­ining weiter. Offizielle­s Ende ist täglich um 19 Uhr. „Die RSG ist sehr trainingsi­ntensiv, sonst kommt man in der Bundesliga nicht mehr mit. Meine zehn Mädels (zwischen 12 und 18 Jahren) vom TV St. Wendel trainieren mit Schulsport, Vereinsund Kadertrain­ing zwischen fünf und acht Stunden am Tag“, sagt die 43-Jährige.

Für sie ist danach bei weitem noch nicht Schluss. Musik schneiden, Choreograp­hien erarbeiten, Lehrgänge und Wettkämpfe planen. „Man muss sich auch die Zeit für Einzelgesp­räche nehmen und dabei die Eltern einbeziehe­n. Es ist insgesamt schon viel, aber es ist meine Leidenscha­ft und von daher sehe ich das alles nicht als Arbeit“, sagt Karin Schalda-Junk. Sie hat vielmehr Angst, dass die jungen Mädchen vor ihr mit der Sportart aufhören. „Wir hatten in diesem Frühjahr einen Wettkampf und im Oktober einen verkürzten Bundesliga-Wettkampft­ag. Alles andere wurde wegen Corona abgesagt. Normalerwe­ise haben wir fast jedes Wochenende irgendwo einen Wettkampf. Wenn das im kommenden Jahr so weitergeht, werden wir in ganz Deutschlan­d sehr viele Sportgymna­stinnen verlieren. Da sind wir Landestrai­nerinnen uns alle einig“, sagt sie und bleibt aber trotzdem voller Hoffnung. Sie wird ihren Sport auch nach 38 Jahren so schnell nicht aufgeben, dafür sind Motivation und Leidenscha­ft noch viel zu groß.

 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? Trainierin Karin Schalda-Junk und ihre zehn Mädels vom TV St. Wendel bei einem Bundesliga-Wettkampf in der Multifunkt­ionshalle der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n. Schalda-Junk ist auch Sportlehre­rin am Rotenbühl-Gymnasium.
FOTO: HEIKO LEHMANN Trainierin Karin Schalda-Junk und ihre zehn Mädels vom TV St. Wendel bei einem Bundesliga-Wettkampf in der Multifunkt­ionshalle der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n. Schalda-Junk ist auch Sportlehre­rin am Rotenbühl-Gymnasium.

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