Saarbruecker Zeitung

Was die neuen Spielekons­olen besser können

Lohnt sich der Kauf schon oder doch lieber noch abwarten? Die neuen Konsolen von Sony und Microsoft im Vergleichs­test.

- VON BENEDIKT WENCK

(dpa) Die neuen Xbox-Konsolen (Xbox Series X und Series S) werden bereits seit einigen Tagen verkauft, seit heute ist auch die Playstatio­n 5 im Handel. Am Veröffentl­ichungstag steht sie laut Angaben von Sony wegen der Pandemie allerdings nur online zum Verkauf. Was die neuen Konsolen im Vergleich bieten, zeigt dieser Test.

Die Playstatio­n 5 (PS5) von Sony fällt auf. Auch nach knapp einer Woche im Wohnzimmer hat man sich an den Anblick dieses schwarz-weißen Wolkenkrat­zers mit hochgestel­ltem Hemdkragen noch nicht gewöhnt. Mit viereinhal­b Kilo Gewicht, 40 Zentimeter­n Höhe und 26 Zentimeter­n Tiefe inklusive Aufsteller passt die Konsole wohl nur in wenige Regale. Immerhin gibt es die Option, die PS5 horizontal oder vertikal zu positionie­ren.

Die Größe soll für bessere Luftzirkul­ation sorgen und so bei der Kühlung helfen. Einer der Hauptkriti­kpunkte am Vorgänger Playstatio­n 4 (PS4) war das Lüftergerä­usch bei aufwendige­n Spielen. Dieses Problem kommt bei der PS5 kaum vor. Ein leises Surren des Lüfters – teilweise auch im Standby – ist im Test aber zu hören.

Die PS5 kommt in zwei Ausführung­en: mit und ohne Bluray-Laufwerk. Mit Laufwerk kostet sie rund 500, ohne rund 400 Euro. Beim Controller hat sich einiges getan, auch optisch: Die Form der Dualsense genannten Steuerung ist runder und stromlinie­nförmiger als beim Vorgänger Dualshock 4. Wirklich neu ist das, was im Controller steckt: Der Dualsense ist zu beeindruck­enden Vibratione­n (Feedback) fähig, die im vorinstall­ierten Spiel „Astro`s Playroom“demonstrie­rt werden.

In dem Spiel gibt es etwa einen Bereich, in dem sich der Roboter-Protagonis­t in eine Kugel verwandelt und über verschiede­ne Oberfläche­n rollt: Sand, Felsen, Matsch, Gras, Eis – alles fühlt sich durch die Vibration im Controller wirklich an, als würde man über genau diese Oberfläche­n rollen. Die Soundeffek­te aus dem Controller-Lautsprech­er verstärken die Wirkung zusätzlich. Die hinteren Schulterta­sten (Trigger) können kräftige

Widerständ­e erzeugen. „Astro`s Playroom“nutzt das zum Beispiel beim Bogenschie­ßen oder um einen Kaugummiau­tomaten zu simulieren. Klingt banal – ist in der Praxis aber durchaus beeindruck­end.

Während „Marvel`s Spider-Man: Miles Morales“als einer der PS5-Starttitel das haptische Feedback insgesamt weniger und weniger nuanciert einsetzt, rücken die anderen technische­n Vorzüge der neuen Generation mehr in den Vordergrun­d. Miles Morales schwingt sich wahlweise entweder mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde oder in hoher 4K-Auflösung (auf entspreche­ndem Fernseher oder Bildschirm) und ausgefeilt­eren Grafikeffe­kten durch das winterlich­e Manhattan.

Die kurzen Ladezeiten, die durch die schnelle SSD-Festplatte mit 825 Gigabyte ermöglicht werden, fallen sofort auf. Spiele laden im Vergleich zur PS4 teils in einem Viertel oder der Hälfte der Zeit. Der Speicher soll sich außerdem mit einer internen Festplatte erweitern lassen.

Vier Playstatio­n-exklusive Titel stehen zum Start im Handel: neben dem erwähnten Spiel das Hüpfspiel „Sackboy: A Big Adventure“und die Neuauflage von „Demon`s Souls“. Insgesamt sollen 25 Spiele für die PS5 zum Start erhältlich sein.

Außerdem ist die PS5 abwärtskom­patibel zum Vorgänger. Die meisten Spiele der PS4 sind auf der PS5 spielbar, auch Spielständ­e lassen sich teils übertragen. Einige Spiele, von denen es Versionen für beide Konsolenge­nerationen gibt, lassen sich kostenlos auf die neue Fassung aufwerten. Die PS5 ist auch als Medien-Zentrale nutzbar, mit Streaming-Anwendunge­n wie Spotify, DAZN, Joyn, Twitch oder Netflix.

Die neuen Xbox-Konsolen Series X und S sind dagegen unaufgereg­t gehalten. Das größere und leistungss­tärkere Modell der Microsoft-Konsolen, die Xbox Series X, ist ein schwarzer Monolith mit leichten grünen Akzenten. Die kleinere Xbox Series S: ein kleiner, weißer Block mit einem großen, schwarzen Kreis an der Seite.

Unaufgereg­t heißt nicht, dass Microsoft mit seiner neuen Generation an Heimkonsol­en schlechte Arbeit geleistet hat. Beide Versionen bringen Verbesseru­ngen gegenüber den Vorgängern mit sich. Da wären zum einen die reduzierte­n Wartezeite­n. In beiden Xbox-Konsolen sind schnelle SSD-Festplatte­n verbaut, Ladezeiten sollen dadurch merkbar sinken. In der Series X stecken ein Terabyte Speicher, in der Series S sind es 512 Gigabyte, wobei sich beide mit einem Zusatz-Modul für rund 240 Euro um ein Terabyte erweitern lassen.

Was die Wirkung der schnellen Festplatte­n anbelangt: Die Konsolen starten im Test schneller als der angeschlos­sene Fernseher, Spielumgeb­ungen

werden teils in wenigen Sekunden geladen. Auch die Funktion „Quick Resume“(Schnelles Fortsetzen), ein schneller Wechsel zwischen Anwendunge­n und Spielen, die im Hintergrun­d geöffnet bleiben, wird durch die SSDs ermöglicht. Das funktionie­rt aber nur mit entspreche­nd optimierte­n Spielen.

Natürlich hat sich unter der Haube noch mehr getan. Beide Konsolen haben aktuelle Prozessore­n und Grafikkart­en, wobei die Series S etwas weniger Rechenpowe­r mitbringt. Durch die neue Technik soll die Series X 8K-Darstellun­g mit 60 Bildern pro Sekunde schaffen, 4K-Auflösung gar mit 120 Bildern pro Sekunde. Dafür braucht es aber einen entspreche­nden Bildschirm. Die Series S kommt auf eine Maximalauf­lösung von 2560 auf 1440 Bildpunkte bei 120 Bildern pro Sekunde. Sie hat kein optisches Laufwerk für 4K-Blurays.

Am Controller hat sich wenig geändert. Das Steuerkreu­z wurde gegen einen großen, runden Knopf getauscht. In der Mitte wurde ein Share-Button hinzugefüg­t, mit dem Spieler Bildschirm­fotos (Screenshot­s) und Aufzeichnu­ngen anfertigen können. Betrieben wird der Controller weiterhin mit zwei AA-Batterien.

Beide Microsoft-Konsolen lassen sich mit Streaming-Apps wie Netflix, Spotify, Apple TV+, Youtube, Amazon Prime oder Disney+ als Medien-Zentrale nutzen. Zum Start der neuen Xbox-Konsolen gibt es keine exklusiven, neuen Spiele. Das als Starttitel angekündig­te „Halo Infinite“wurde auf 2021 verschoben. Stattdesse­n will die Xbox mit dem umfangreic­hen Spielekata­log der vergangene­n Generation­en punkten: Nahezu alle Spiele bis zur ersten Xbox, die bereits auf der Vorgängerk­onsole Xbox One laufen, sollen auch auf den neuen Konsolen spielbar sein. Ausgenomme­n sind Spiele, die auf die Bewegungss­teuerung Kinect angewiesen sind. Der Hersteller listet im Internet zahlreiche abwärtskom­patible Spiele auf.

Einerseits erleichter­t das den Umstieg auf die neue Generation: Wer ein Spiel auf der Xbox One noch nicht abgeschlos­sen hat, kann auf der Series X/S weiterspie­len – der Spielstand kommt automatisc­h aus der Cloud mit. Anderersei­ts macht das den Umstieg – abgesehen von der neuen Technik – auch eher unnötig. Viele Spiele werden erst in den kommenden Monaten so für die neue Generation optimiert, dass sich die neue Technik in der Darstellun­g bemerkbar macht.

Zum Verkaufsst­art sind 30 Spiele für die neue Generation angepasst, darunter „Forza Horizon 4“, „Gears 5“, „Ori and the Will of the Wisps“sowie „Sea of Thieves“. Spiele mit der Aufschrift „Smart Delivery“lassen sich kostenlos von der Xbox-One-Version auf die Version der neuen Konsolen aufwerten.

Lohnt es sich zum Start eine der Xbox-Konsolen zu kaufen? Das kommt drauf an. Wer bereits einen der Vorgänger besitzt, hat vorerst bis auf kürzere Ladezeiten und hübschere Grafik kaum Vorteile. Gerade mit der rund 300 Euro teuren Series S war der Einstieg zum Start in eine neue Konsolenge­neration aber noch nie so günstig.

Wer technisch alles aus seinen Spielen heraushole­n möchte, kann rund 500 Euro in die Series X investiere­n – braucht aber einen Bildschirm, der das darstellen kann.

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FOTO: SCHEURER/DPA Die Playstatio­n 5 ist ab sofort in zwei Varianten erhältlich: Als günstigere Digitalver­sion ohne Laufwerk und in einer teureren mit Laufwerk.
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FOTO: SCHEURER/DPA Die neue Xbox-Generation ist in zwei Ausführung­en erhältlich: Als leistungss­tärkere Series X und als günstigere Series S ohne Laufwerk.

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