Corona belastet Einkommen der Saarländer stark
(SZ) Corona hat sich im Geldbeutel saarländischer Arbeitnehmer stärker ausgewirkt als in anderen West-Bundesländern. Nach Angaben der Arbeitskammmer fielen im ersten Halbjahr die Bruttomonatsverdienste an der Saar aufgrund von Kurzarbeit im Schnitt um 3,5 Prozent niedriger aus als im Vorjahr, in allen Westländern nur um 1,1 Prozent. Der Verdienstabstand des Saarlandes zu den alten Ländern sei auf 13,7 Prozent gestiegen, der Anschluss könnte verloren gehen, so die Kammer. Wirtschaft
(nid) Im Saarland machen sich die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie besonders bemerkbar. Die saarländischen Arbeitnehmer seien außergewöhnlich stark von Kurzarbeit betroffen, die Einkommen entsprechend eingebrochen. Das zeigt eine Studie der Arbeitskammer des Saarlandes. „Der Einsatz von Kurzarbeit rettet während der Corona-Pandemie viele Arbeitsplätze im Saarland“, sagt Tomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer. Die Pandemie und der grundlegende Strukturwandel im Saarland bereiten der Kammer mit Blick auf die saarländische Wirtschaft Sorgen.
Laut „AK-Fakten Einkommen 2020“ist das Bruttoinlandsprodukt als zentrale Maßgröße für die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Halbjahr 2020 mit minus 9,5 Prozent an der Saar bundesweit am stärksten eingebrochen. Hier mache sich die Exportabhängigkeit der saarländischen Wirtschaft negativ bemerkbar. So wurde die Produktion einerseits durch unterbrochene Lieferketten beeinträchtigt, weil benötigte Vorprodukte und -teile überhaupt nicht oder nur verspätet zur Verfügung standen. Andererseits waren auch die Absatzmärkte der Saar-Wirtschaft von einem Lockdown betroffen, sodass auch die Nachfrage nach ihren Produkten darunter litt. Aus diesem Grund sei im Saarland stärker von Kurzarbeit Gebrauch gemacht worden.
Von März bis Ende Oktober hatten im Saarland demnach insgesamt rund 11 600 Betriebe für zusammen 158 600 Personen Kurzarbeit angemeldet. Endgültige Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit liegen allerdings erst mit einer Verzögerung von fünf Monaten vor. Aufgrund
der hohen Zahl an Kurzarbeitern sank auch die durchschnittlich bezahlte Arbeitszeit der saarländischen Arbeitnehmer mit 4,6 Prozent im ersten Halbjahr bundesweit am stärksten.
Infolge der verringerten Arbeitszeit verdienten die Saarländer auch weniger. Im zweiten Quartal, also nach Beginn der Pandemie, wiesen die Bruttomonatsverdienste im Vergleich zu den übrigen westdeutschen Bundesländern einen Rückgang weit über dem Durchschnitt auf. Bezogen auf das gesamte erste Halbjahr sanken die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste laut Arbeitskammer an der Saar um 3,5 Prozent, im westdeutschen Vergleich nur um 1,1 Prozent.
Vor allem in Branchen mit hohen Anteilen an Niedriglohnbeschäftigten seien die Folgen gravierend. „Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Beschäftigte dort seltener betriebliche oder tarifliche Aufstockungsleistungen erhalten und so allein auf die gesetzliche Regelung zum Kurzarbeitsgeld angewiesen sind“, sagt Otto.
Eine Befragung von Erwerbstätigen durch die Hans-Böckler-Stiftung zeige, dass die Haushaltseinkommen von mehr als der Hälfte der Beschäftigten in Kurzarbeit zwischen 25 und 50 Prozent gesunken seien, bei fünf Prozent sogar um über 50 Prozent. Demgegenüber beliefen sich die Einkommensverluste von Kurzarbeitern, die eine betriebliche oder tarifliche Aufstockung erhielten, in drei von vier Fällen (73,1 Prozent) auf maximal 25 Prozent. „Gerade in der Krise zeigt sich deutlich, dass sich betriebliche Mitbestimmung und Tarifbindung für die Beschäftigten im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen“, sagt Otto.