Saarbruecker Zeitung

„Man hat eine Schatzkamm­er zur Verfügung“

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(ce) Thomas Martin (37) hat geschafft, was er bei seiner Studienric­htung – Alte und frühneuzei­tliche Geschichte plus Klassische Archäologi­e – eher für die Ausnahme hält: Seit 2018 hat er eine Festanstel­lung, ist „Sammlungsl­eiter“im Saarbrücke­r Museum für Vorund Frühgeschi­chte. Außer dieser, Martins Stelle, hat das Saarland nur noch eine Professur sowie eineinhalb weitere Posten im Landesdenk­malamt zu bieten. Den wenigen Stellen steht ein Überangebo­t an Bewerbern gegenüber. Martin musste deshalb bis zu seinem Berufs-Happy-End eine zehnjährig­e Durststrec­ke überstehen, mit einer freiberufl­ichen Phase als Kurator: „Es war ein Poker“. Und jetzt? Genießt er, wie er meint, ein Riesen-„Privileg“: die unmittelba­re Arbeit mit Originalen. Als Uni-Wissenscha­ftler hätte er mehrheitli­ch nur auf Abbildunge­n zurückgrei­fen können. „Ich habe jetzt eine Schatzkamm­er zur Verfügung“, freut er sich.

Martin mag aber noch mehr an seiner Aufgabe, vor allem deren Vielseitig­keit: für Sonderauss­tellungen Themen und Konzepte finden, wie ein Innenarchi­tekt Räume designen, Anfragen zu Einzelstüc­ken im Depot beantworte­n, Aufsätze verfassen, mit Leihgebern verhandeln. Das klingt nach konservati­ven Arbeitsmet­hoden, doch die Archäologi­e verzahnt sich immer stärker mit Naturwisse­nschaften und Informatik. In Laboren werden antike Stücke untersucht, 3-D-Drucke und Simulation­en gehören zum Alltag, und nicht wenige Archäologe­n entwickeln sich zu Digitalkur­atoren, die ausschließ­lich virtuelle Ausstellun­gen zusammenst­ellen. Martin ist jedoch skeptisch, „ob den Menschen auf Dauer eine Führung auf Youtube genügt“.

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