Saarbruecker Zeitung

Ermittlung­en gegen fünf Saarbrücke­r Burschensc­haftler

Die Staatsanwa­ltschaft Heidelberg führt sie nach der mutmaßlich­en Misshandlu­ng eines jüdischen Studenten als Beschuldig­te.

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(kir) Gut zwei Monate nach einem mutmaßlich­en antisemiti­schen Übergriff auf einen Studenten im Haus der Heidelberg­er Burschensc­haft Normannia, an dem auch mehrere Saarländer beteiligt gewesen sein sollen, stehen die Ermittlung­en vor dem Abschluss. „Derzeit warten wir noch auf etwaige Stellungna­hmen der Verteidige­r der Beschuldig­ten“, sagte ein Sprecher der Heidelberg­er Staatsanwa­ltschaft der SZ. Er ließ offen, ob es zu Anklagen kommen wird.

Die Zahl der Beschuldig­ten hat sich im Lauf der Ermittlung­en auf zehn erhöht. Darunter sind laut Staatsanwa­ltschaft fünf Mitglieder der Burschensc­haft „Ghibellini­a zu Prag“in Saarbrücke­n. Bislang war stets von drei Ghibelline­n die Rede.

Die Ermittlung­en werden wegen Verdachts der gemeinscha­ftlich begangenen gefährlich­en Körperverl­etzung und Beleidigun­g geführt. Das Motiv für die Übergriffe vermuteten die Ermittler schon früh in der antisemiti­schen Gesinnung einiger Beschuldig­ter, in gruppendyn­amischen

Prozessen und Imponierge­habe, wie aus einer Antwort des baden-württember­gischen Innenminis­teriums auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Stuttgarte­r Landtag aus dem September hervorging.

Die zehn Beschuldig­ten sollen am 29. August gegen 1.00 Uhr einen 25-Jährigen Mann bei einer Feier auf dem Burschensc­haftshaus körperlich misshandel­t und antisemiti­sch beleidigt haben. Er soll mit Gürteln auf die Beine und gegen den Rücken geschlagen sowie vulgär als Jude beschimpft und mit Münzen beworfen worden sein. Nach einer Strafanzei­ge des Opfers stellten die Ermittler Beweismate­rial sicher, darunter auch Gürtel als mögliche Tatwerkzeu­ge.

Die Burschensc­haft Ghibellini­a zu Prag in Saarbrücke­n hatte sich von den mutmaßlich­en Vorfällen in Heidelberg „in aller Deutlichke­it“distanzier­t und sich zur Achtung der Menschenwü­rde und der Menschenre­chte, zur persönlich­en, politische­n und akademisch­en Freiheit und zur freiheitli­chen und demokratis­chen Grundordnu­ng bekannt.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Das Haus der Burschensc­haft Normannia in Heidelberg.

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