Zoo Amnéville stellt umstrittene Tiger-Show ein
Seit Jahren kritisieren Tierschützer die „Tiger World“-Aufführungen im Zoo Amnéville. Nun beendet die neue Leitung das Programm. Doch auf Tiger müssen die Besucher nicht verzichten.
Es sollte das Flaggschiff des Zoos werden, Besucher aus ganz Europa ins lothringische Amnéville locken. Für seine Show „Tiger World“ließ der Gründer und ehemalige Zoodirektor Michel Louis 2015 eine Arena bauen, in der sich 1900 Zuschauer Vorführungen mit Tigern anschauen sollten. Doch nicht jeder war von der neuen Attraktion begeistert. In den vergangenen Jahren wurde Louis vorgeworfen, damit ein Millionengrab geschaffen und den Zoo zum Zirkus degradiert zu haben – und gegen den Tierschutz zu verstoßen. Nun hat die neue Leitung die Reißleine gezogen und das Programm „Tiger World“eingestellt.
Die neue Direktorin Anne Yannic, die ihren Posten im Frühjahr mitten in der Corona-Pandemie angetreten hatte, hatte von vornherein ihre Absicht klar gemacht, die Ausrichtung des Tierparks ändern zu wollen. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen senkte sie die Eintrittspreise, vor allem bei den Jahreskarten. Damit soll die Bindung zum Publikum, das aus der gesamten Großregion anreist, ausgebaut werden.
Darüber hinaus soll der Zoo mit rund 2000 Tieren aus 360 Arten seiner pädagogischen Aufgabe gerechter werden. „Das Publikum hat sich verändert, es will nicht mehr nur Zuschauer sein, sondern auch bei dem Artenschutz mitwirken. Die Menschen wollen ihrem Besuch bei uns einen Sinn geben“, erklärt Anne Yannic. Der Zoo sei derzeit mit Schulen und Hochschulen im Gespräch, um spezielle Führungen für diese Zielgruppen auf die Beine zu stellen, damit man die jungen Generationen stärker für den Erhalt der Biodiversität und den Tierschutz sensibilisieren kann, so die neue Leiterin.
Getreu diesem neuen Kurs, nach dem Motto „Mehr Zoo, weniger Show“war das Ende von „Tiger World“nur eine Frage der Zeit. In der Vergangenheit waren die Aufführungen nicht nur von Tierschützern kritisiert worden, sondern auch vom europäischen Zoo-Tierschutzverband EAZA. Dieser bewertete die Show als zirkusähnlich und schloss den Amnéviller Tierpark von seinen Zuchtprogrammen aus. Das hatte nicht nur Auswirkungen auf den Ruf des Zoos, sondern auch finanzielle Konsequenzen, denn durch diese Programme wird der Austausch von Tieren zwischen den Zoos organisiert, an denen Amnéville nicht mehr teilnehmen konnte und deshalb mehr Tiere selbst kaufen musste. Dabei schrieb der Zoo schon länger rote Zahlen. Anfang des Jahres hatte schließlich das Landgericht in Metz über die Zukunft der überschuldeten Einrichtung befunden und die Übernahme des bisher inhabergeführten Tierparks durch den Investmentfonds Prudentia Capital zugestimmt.
Doch einen Einblick in das Leben der Tiger sollen die Zoobesucher in Amnéville nach wie vor erhalten. „Tiger World“soll durch eine Beobachtungstation ersetzt werden, wo es möglich wird, den Tieren bei der Fütterung zuzuschauen, und wo die Pfleger die Besucher über die Lebensweise der Tiger informieren.
Bis zum 1. Dezember bleibt der Zoo in Amnéville aufgrund der zurzeit frankreichweit geltenden Ausgangssperre geschlossen.
„Das Publikum hat sich verändert, es will nicht mehr nur Zuschauer sein, sondern auch bei dem Artenschutz
mitwirken.“
Anne Yannic,
Leiterin des Amnéviller Zoos