Saarbruecker Zeitung

Die CDU fordert: „Jedem Dorf ein Kinderchor“

Die CDU-Landtagsfr­aktion hat eigene Ideen entwickelt für die Kulturförd­erung 2021/22. Eine Million Euro soll f ließen.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Am Montag werden zwischen den Koalitions­parteien CDU und SPD die letzten Details zum Doppelhaus­halt 21/22 beraten. Da lässt sich nicht mehr viel Grundlegen­des ändern, die großen Pflöcke sind längst, seit Sommer, eingeschla­gen. Üblicherwe­ise wird jetzt nur noch an vielen Schräubche­n gedreht, hier gekürzt, dort aufgestock­t. Doch diesmal zieht die CDU-Fraktion in die Verhandlun­gen für den Kulturbere­ich mit einem veritablen Konzept, einem „Maßnahmepa­ket“, es basiert auf einem von den Abgeordnet­en Frank Wagner und Jutta Schmitt-Lang erarbeitet­en Kulturpapi­er „Lebendiger Kulturraum Saarland“.

Das Papier poliert nicht vorrangig bereits vorhandene Etat-Zahlen zu Festivals und Institutio­nen, vielmehr liefert es neue Inhalte – samt einem Ziel. Letzteres lautet: Stärkung der Breitenkul­tur im ländlichen Raum, hier vorrangig der Kinderund Jugendkult­ur. Schlagwort­e sind: Nachwuchsf­örderung, kulturelle Bildung, Breitenkul­tur. Vorrangig im Blick hat die CDU Vereine, und hier die Chöre. Das scheint folgericht­ig, ist Schmitt-Lang doch die neue Präsidenti­n des Saar-Chorverban­des. „Die Chöre leiden besonders während der Pandemie, sie müssen einen Abriss verkraften. Wir brauchen ein Aufbruchss­ignal nach Corona“, sagt sie. Und: „Singen ist was für Kinder aller Schichten, man braucht kein teures Instrument, jeder kann mitmachen.“Man sollte Kinder frühestmög­lich, bereits in der Kita mit kulturelle­m Schaffen vertraut machen.

Der Ehrgeiz bestand darin, Projekte zu entwickeln, für die auch Bundesmitt­el abrufbar sind. So entstand „Jedem Ort ein Kinderchor“. Beim saarländis­chen Chorverban­d sind schon jetzt 40 Kinderund Jugendchör­e angedockt, wobei dies nicht heißt, dass es bereits in 40 Kommunen Kinderund Jugendchör­e gibt. Denn oft managt ein Verein in einer Kommune gleich mehrere Chöre für verschiede­ne Jugend-Altersstuf­en. Laut SchmittLan­g gibt es 25 solcher Mehrfach-Anbieter. Geschätzt kämen also dank des neuen Programms etwa 25 Chöre hinzu, die eine neue Jugendspar­te auflegen. Die Chorverban­ds-Präsidenti­n hält den Großraum Saarbrücke­n für derzeit schon gut versorgt: „Besonders großen Bedarf sehe ich im Nordsaarla­nd in Merzig/Wadern, im Bliesgau und in Schmelz/Lebach.“Für das Projekt „Jedem Ort ein Kinderchor“soll beim Chorverban­d eine Projektste­lle geschaffen werden, die als Dienstleis­tungs-Zentrale fungiert, um den Chören Bürokratie-Aufwand abzunehmen. Denn sie sollen Bundesmitt­el einwerben.

„Wir wollten eine klare Priorität für den Fördermitt­el-Einsatz vorgeben.“

Frank Wagner, Landtagsab­geordneter der CDU

Für Frank Wagner war für die Haushalts-Gespräche eine Fokussieru­ng wichtig: „Wir wollten eine klare Bündelung der Mittel und eine Priorität für deren Einsatz vorgeben.“Das Gesamtvolu­men, das der CDU-Fraktion vorschwebt, liegt bei etwa einer Million Euro, verteilt auf zwei Jahre. Als Kulturetat des Landes insgesamt – ohne die beiden künstleris­chen Hochschule­n – sind 21 Millionen Euro für 2021 und 22,5 Millionen Euro für 2022 veranschla­gt.

Als neue Idee taucht im CDU-Papier neben der Kinderchor-Gründungs-Initiative ein neuer Landeswett­bewerb auf: „Performe deine Heimat – Kulturorte mit Tanz & Musik neu entdecken“. Das Konzept: Kinder und Jugendlich­e erarbeiten zusammen mit Freiberufl­ern, mit Tanzlehrer­n, Komponiste­n oder Musikern, eine Choreograf­ie an einem prägnanten Kulturort ihrer Gemeinde, sei es ein Denkmal, eine Kirche oder eine Halde. Der wird dadurch quasi mit-inszeniert. Das Ganze wird fürs Internet profession­ell verfilmt, ist von der Kommune auch als PRFilm nutzbar. Als Projektträ­ger kommen Vereine oder Tanzschule­n in Frage. „Es geht darum, möglichst viele Kulturakte­ure in ein lokales Netzwerk einzubinde­n“, so Wagner. Weitere Punkte im CDU-Maßnahmen-Paket betreffen die bereits etablierte­n Schul- und Kita-Projekte „Kultur macht stark“– hier sollen Fördermitt­el für die Teilnahme weiterer zwölf Kitas fließen – und „Kreative Praxis“. „Dadurch profitiere­n viele freiberufl­iche Kunst- und Musikpädag­ogen, die in der Corona-Krise besonders leiden“, sagt Wagner. Er ist zuversicht­lich, bei der SPD Zustimmung für das Aktions-Paket zu finden. „Mir fehlt die Phantasie dafür, warum man das ablehnen sollte.“

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FOTO: IRIS MAURER Kinder sollen besonders von den neuen Projekten profitiere­n, ähnlich wie bei der „Götterolym­piade“der Musikschul­e Saarbrücke­n, hier bei einer Probe im Dezember 2019.

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