Die CDU fordert: „Jedem Dorf ein Kinderchor“
Die CDU-Landtagsfraktion hat eigene Ideen entwickelt für die Kulturförderung 2021/22. Eine Million Euro soll f ließen.
Am Montag werden zwischen den Koalitionsparteien CDU und SPD die letzten Details zum Doppelhaushalt 21/22 beraten. Da lässt sich nicht mehr viel Grundlegendes ändern, die großen Pflöcke sind längst, seit Sommer, eingeschlagen. Üblicherweise wird jetzt nur noch an vielen Schräubchen gedreht, hier gekürzt, dort aufgestockt. Doch diesmal zieht die CDU-Fraktion in die Verhandlungen für den Kulturbereich mit einem veritablen Konzept, einem „Maßnahmepaket“, es basiert auf einem von den Abgeordneten Frank Wagner und Jutta Schmitt-Lang erarbeiteten Kulturpapier „Lebendiger Kulturraum Saarland“.
Das Papier poliert nicht vorrangig bereits vorhandene Etat-Zahlen zu Festivals und Institutionen, vielmehr liefert es neue Inhalte – samt einem Ziel. Letzteres lautet: Stärkung der Breitenkultur im ländlichen Raum, hier vorrangig der Kinderund Jugendkultur. Schlagworte sind: Nachwuchsförderung, kulturelle Bildung, Breitenkultur. Vorrangig im Blick hat die CDU Vereine, und hier die Chöre. Das scheint folgerichtig, ist Schmitt-Lang doch die neue Präsidentin des Saar-Chorverbandes. „Die Chöre leiden besonders während der Pandemie, sie müssen einen Abriss verkraften. Wir brauchen ein Aufbruchssignal nach Corona“, sagt sie. Und: „Singen ist was für Kinder aller Schichten, man braucht kein teures Instrument, jeder kann mitmachen.“Man sollte Kinder frühestmöglich, bereits in der Kita mit kulturellem Schaffen vertraut machen.
Der Ehrgeiz bestand darin, Projekte zu entwickeln, für die auch Bundesmittel abrufbar sind. So entstand „Jedem Ort ein Kinderchor“. Beim saarländischen Chorverband sind schon jetzt 40 Kinderund Jugendchöre angedockt, wobei dies nicht heißt, dass es bereits in 40 Kommunen Kinderund Jugendchöre gibt. Denn oft managt ein Verein in einer Kommune gleich mehrere Chöre für verschiedene Jugend-Altersstufen. Laut SchmittLang gibt es 25 solcher Mehrfach-Anbieter. Geschätzt kämen also dank des neuen Programms etwa 25 Chöre hinzu, die eine neue Jugendsparte auflegen. Die Chorverbands-Präsidentin hält den Großraum Saarbrücken für derzeit schon gut versorgt: „Besonders großen Bedarf sehe ich im Nordsaarland in Merzig/Wadern, im Bliesgau und in Schmelz/Lebach.“Für das Projekt „Jedem Ort ein Kinderchor“soll beim Chorverband eine Projektstelle geschaffen werden, die als Dienstleistungs-Zentrale fungiert, um den Chören Bürokratie-Aufwand abzunehmen. Denn sie sollen Bundesmittel einwerben.
„Wir wollten eine klare Priorität für den Fördermittel-Einsatz vorgeben.“
Frank Wagner, Landtagsabgeordneter der CDU
Für Frank Wagner war für die Haushalts-Gespräche eine Fokussierung wichtig: „Wir wollten eine klare Bündelung der Mittel und eine Priorität für deren Einsatz vorgeben.“Das Gesamtvolumen, das der CDU-Fraktion vorschwebt, liegt bei etwa einer Million Euro, verteilt auf zwei Jahre. Als Kulturetat des Landes insgesamt – ohne die beiden künstlerischen Hochschulen – sind 21 Millionen Euro für 2021 und 22,5 Millionen Euro für 2022 veranschlagt.
Als neue Idee taucht im CDU-Papier neben der Kinderchor-Gründungs-Initiative ein neuer Landeswettbewerb auf: „Performe deine Heimat – Kulturorte mit Tanz & Musik neu entdecken“. Das Konzept: Kinder und Jugendliche erarbeiten zusammen mit Freiberuflern, mit Tanzlehrern, Komponisten oder Musikern, eine Choreografie an einem prägnanten Kulturort ihrer Gemeinde, sei es ein Denkmal, eine Kirche oder eine Halde. Der wird dadurch quasi mit-inszeniert. Das Ganze wird fürs Internet professionell verfilmt, ist von der Kommune auch als PRFilm nutzbar. Als Projektträger kommen Vereine oder Tanzschulen in Frage. „Es geht darum, möglichst viele Kulturakteure in ein lokales Netzwerk einzubinden“, so Wagner. Weitere Punkte im CDU-Maßnahmen-Paket betreffen die bereits etablierten Schul- und Kita-Projekte „Kultur macht stark“– hier sollen Fördermittel für die Teilnahme weiterer zwölf Kitas fließen – und „Kreative Praxis“. „Dadurch profitieren viele freiberufliche Kunst- und Musikpädagogen, die in der Corona-Krise besonders leiden“, sagt Wagner. Er ist zuversichtlich, bei der SPD Zustimmung für das Aktions-Paket zu finden. „Mir fehlt die Phantasie dafür, warum man das ablehnen sollte.“