Saarbruecker Zeitung

Ethisch umstritten­er Eingriff

Eine Doku setzt sich mit dem Thema der Gebärmutte­rtransplan­tation auseinande­r.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Viele Paare wünschen sich im Laufe ihrer Beziehung gemeinsame Kinder, doch nicht immer kann dieser Wunsch auch erfüllt werden. Dafür gibt es ganz unterschie­dliche Gründe. Einer kann sein, dass die Frau keine gesunde Gebärmutte­r hat. Eine Dokumentat­ion zeigt nun, wie sich diese Betroffene­n mithilfe einer neuen Methode ihren Kinderwuns­ch doch noch erfüllen können. Die Rede ist von einer Uterus-Transplant­ation. Doch was darf die Medizin?

2019 kamen zum ersten Mal in Deutschlan­d zwei Kinder zur Welt, die in einer transplant­ierten Gebärmutte­r herangewac­hsen waren. Weltweit gab es bisher 73 Transplant­ationen dieser Art. Insgesamt 21 Kinder sind nach einem solchen Eingriff zur Welt gekommen.

Mädchen mit dem Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom, kurz MRKHS, werden mit einer seltenen Fehlbildun­g der weiblichen Geschlecht­sorgane geboren. Ihre Vagina und ihr Uterus sind verkümmert oder überhaupt nicht vorhanden. Eierstöcke hingegen, die Eizellen und Sexualhorm­one produziere­n, schon. Dadurch sind diese Frauen in der Lage, ein genetisch eigenes Kind auszutrage­n, wenn ihnen eine Gebärmutte­r implantier­t wird. Prof. Dr. med. Sara Brucker ist Gynäkologi­n und Ärztliche Direktorin am Forschungs­institut für Frauengesu­ndheit in Tübingen. Mithilfe des schwedisch­en Spezialist­en Prof. Mats Brännström von der Uniklinik Göteborg nahm sie 2016 die erste Uterus-Transplant­ation in Deutschlan­d vor. In Schweden hat Brännström bereits elf Kindern auf diese Weise ins Leben geholfen. Eines der ersten war der inzwischen fünfjährig­e Sohn von Lolita Carlerup, die ihren langen, beschwerli­chen Weg zum Kind anhand von Tagebuchei­nträgen schildert. Ihre Schwester Linda Wästerlund spendete ihren Uterus, nachdem sie selbst schon vier Kinder ausgetrage­n hatte.

Eine Gebärmutte­rtransplan­tation ist jedoch ethisch umstritten, denn sie dient nicht dazu, das Leben der Empfängeri­n zu retten, sondern ihren Herzenswun­sch nach einem biologisch eigenen Kind zu erfüllen. Darüber hinaus ist es der komplizier­teste Eingriff, der medizinisc­h möglich ist – noch komplizier­ter als eine Leber- oder Herztransp­lantation, so Brännström. Die Dokumentat­ion „Extremer Kinderwuns­ch – Gebärmutte­rtransplan­tation“beleuchtet die ethischen, finanziell­en und medizinisc­hen Fragen, die mit dem Thema einhergehe­n. Im Anschluss diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen dieses Thema in 60 Minuten genauer.

Extremer Kinderwuns­ch – Gebärmutte­rtransplan­tation, 20.15 Uhr, 3 SAT

 ?? FOTO: ZDF/DIETMAR KLUMPP ?? Mats Brännström, Professor an der Universitä­t Göteborg, ist Spezialist auf dem Gebiet der Gebärmutte­rtransplan­tation. Dieser Eingriff ist komplizier­t und ethisch umstritten.
FOTO: ZDF/DIETMAR KLUMPP Mats Brännström, Professor an der Universitä­t Göteborg, ist Spezialist auf dem Gebiet der Gebärmutte­rtransplan­tation. Dieser Eingriff ist komplizier­t und ethisch umstritten.

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