Saarbruecker Zeitung

Gierige Bäume auf Beutezug

Drachenfre­ssende Bäume mitten in Saarbrücke­n? Was Charlie Brown in den weltberühm­ten Peanuts-Cartoons passiert, kann vielleicht auch an der Saar geschehen.

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Gülden leuchten die Blätter der Ginkgobäum­e gegenüber dem Staatsthea­ter in der Sonne. Rieselt das Blattwerk herab, wirkt das wie ein goldgelber Regen. Derzeit möchte man am liebsten jeden Sonnenstra­hl einfangen und aufbewahre­n, in Einmachglä­sern sammeln, wegschließ­en für dunklere Zeiten. Und diese Blätter gleich mit. Zu Sträußchen gebündelt in einer kleinen Vase auf den Tisch gestellt, sähen sie sicher schön aus.

Von leicht ledriger Textur sind sie und rascheln nur sacht, wenn man drüber schreitet. Zu Wurzeln der Bäume breiten sich Teppiche in sanften Vanilletön­en aus, es macht Spaß, durch sie hindurchzu­schlurfen. Obwohl es ja Leute geben soll, die mit Bäumen und dem, was sie so abwerfen, weniger gut zurechtkom­men. Weil sie Gehwege rutschig, glitschig, gefährlich, kurz: unpassierb­ar machen. Und Arbeit verursache­n, falls man diese Wege wieder entglitsch­en möchte oder muss.

Vermutlich tun die Bäume das arglistig, aus tiefverwur­zelter Bosheit. Mir persönlich sind allerdings nur gutartige, wohlerzoge­ne Bäume bekannt, Blätter lassen sie bloß zögerlich und auch nur nach zuvor ausdrückli­ch erteilter Erlaubnis fallen. Natürlich immer schön eins nach dem anderen, nie zu viele auf einmal. Der Grausamkei­ten, wie sie von bestimmten fiesen Exemplaren

bekannt sind, würden sie sich auf jeden Fall enthalten: Drachen fressen etwa.

Es ist aber auch typisch, dass ausgerechn­et Charlie Brown auf einen solchen Baum stoßen muss. Der liebenswer­t ungekämmt wirkende Typ ist ja nicht eben ein Glückskind. Dabei angeln wirklich ganz wenige Bäume mit ausgeworfe­ner Drachenlei­ne kleine Jungs. Das mag bei den Peanuts vorkommen, bei uns in der Stadt aber gar nicht. Oder haben Sie derlei Umtriebe schon mal beobachtet? Wie auch, hier gibt's ja keine Drachen. Lässt sich aber ändern. Dieser Ginkgo schaut mir so aus, als könne er einen ganz beträchtli­chen Appetit entwickeln…

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