Sein Favorit ist das kaltgepresste Leindotteröl
Patric Bies, 56, ist Schreiner und Industriekaufmann. Mit Jörg Hector betreibt er die Bliesgau-Ölmühle auf dem Hartungshof.
Patric Bies hat zwei Ausbildungen. Er ist Schreiner und Industriekaufmann. Das handwerkliche und das kaufmännische Wissen helfen ihm in seinem aktuellen Beruf. Gemeinsam mit Jörg Hector betreibt der 56-Jährige die Bliesgau-Ölmühle auf dem Gut Hartungshof in Bliesransbach. Daneben hat er ein weiteres berufliches Standbein. Der Völklinger leitet das saarländische Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
„Die Öl-Müllerei ist meine Berufung“, sagt Patric Bies. Aus Leinen, Mohn, Raps, Walnüssen oder Mariendisteln produziert er hochwertiges Speiseöl. Für dessen Qualität entscheidend ist die Güte der Ausgangsprodukte. Die Herstellung selbst ist recht unkompliziert. Zunächst werden die Pflanzen in der Schneckenpresse zermalmt. Das gewonnene Öl bleibt einige Tage stehen. Sind die Sedimente zu Boden gesunken, wird das klare Öl abgepumpt. Übrig bleibt ein Presskuchen, er eignet sich als Viehfutter. Naturbelassen füllen die Müller ihr Produkt in Flaschen. Das Etikett mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum wird aufgeklebt. Dann noch verschließen. Fertig.
Das Angebot reicht vom 100-Milliliter-Fläschchen für den Privatkunden bis zum 20-Liter-Kanister für den Gastronomen. Auch große Einkaufsmärkte gehören zu den Abnehmern. Seit der Corona-Pandemie hat die Zahl der Direktbestellungen im Internet zugenommen. Bies ist mit dem Umsatz zufrieden. „Der Markt wächst“, sagt er. Im Gegensatz zu früher stehen heute oft mehrere Speise- und Gewürzöle in den Küchenschränken der Deutschen.
Die Bliesgau-Ölmühle presst nach Bedarf. Ein großes Lager wird nicht benötigt. Lange Transportwege gibt es nicht. Ein Teil der Ausgangsprodukte
stammt vom Gut Hartungshof. Die Landwirte, die die Mühlenbetreiber beliefern, bauen sowohl ökologisch als auch konventionell an – wobei die robusten Pflanzensorten meist keinen Pflanzenschutz benötigen. Demnächst ziehen Bies und Hector in eine nahe Halle um. Dort steht bereits eine neue Stempelpresse.
Patric Bies beschäftigt sich schon lange mit der Landwirtschaft. 2004 traf er Jörg Hector. Die beiden Ölliebhaber wurden Partner und gründeten ihre Firma. Dabei betraten sie Neuland. Ihre besondere Liebe gilt nämlich dem Leindotter. Jahrhunderte nach dem letzten Anbau der alten Kulturpflanze gab es in der Fachliteratur nur wenige Anhaltspunkte zum richtigen Vorgehen. Mit einem Ökolandwirt experimentierten die Pioniere, langsam tasteten sie sich voran. Mittlerweile sind die Anbaufragen geklärt. Leindotter gedeiht gut in Mischkulturen, er verträgt sich zum Beispiel mit Linsen.
Das kaltgepresste Leindotteröl ist auch der persönliche Favorit von Patric Bies. Wegen des hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren ist es sehr gesund, der Geschmack erinnert an Erbsen oder Spargel. Es ist bei kühler Lagerung mindestens neun Monate haltbar und eignet sich gut für die Rohkosternährung.
Natürlich haben die Spezialisten der Bliesgau-Mühle jede Menge Rezeptvorschläge parat: Schwarzkümmelöl verfeinert Linsensalat, Distelöl-Himbeeressig-Vinaigrette passt zu allen Blattsalaten. Oder wie wäre es mit Perlgraupenrisotto mit Walnusspesto?
„Die Öl-Müllerei ist meine Berufung.“
Patric Bies,
Betreiber der Bliesgau-Ölmühle auf dem
Gut Hartungshof in Bliesransbach