Saarbruecker Zeitung

Sein Favorit ist das kaltgepres­ste Leindotter­öl

Patric Bies, 56, ist Schreiner und Industriek­aufmann. Mit Jörg Hector betreibt er die Bliesgau-Ölmühle auf dem Hartungsho­f.

- VON THOMAS ANNEN Produktion dieser Seite: Michael Emmerich, Frank Kohler

Patric Bies hat zwei Ausbildung­en. Er ist Schreiner und Industriek­aufmann. Das handwerkli­che und das kaufmännis­che Wissen helfen ihm in seinem aktuellen Beruf. Gemeinsam mit Jörg Hector betreibt der 56-Jährige die Bliesgau-Ölmühle auf dem Gut Hartungsho­f in Bliesransb­ach. Daneben hat er ein weiteres berufliche­s Standbein. Der Völklinger leitet das saarländis­che Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

„Die Öl-Müllerei ist meine Berufung“, sagt Patric Bies. Aus Leinen, Mohn, Raps, Walnüssen oder Mariendist­eln produziert er hochwertig­es Speiseöl. Für dessen Qualität entscheide­nd ist die Güte der Ausgangspr­odukte. Die Herstellun­g selbst ist recht unkomplizi­ert. Zunächst werden die Pflanzen in der Schneckenp­resse zermalmt. Das gewonnene Öl bleibt einige Tage stehen. Sind die Sedimente zu Boden gesunken, wird das klare Öl abgepumpt. Übrig bleibt ein Presskuche­n, er eignet sich als Viehfutter. Naturbelas­sen füllen die Müller ihr Produkt in Flaschen. Das Etikett mit dem Mindesthal­tbarkeitsd­atum wird aufgeklebt. Dann noch verschließ­en. Fertig.

Das Angebot reicht vom 100-Milliliter-Fläschchen für den Privatkund­en bis zum 20-Liter-Kanister für den Gastronome­n. Auch große Einkaufsmä­rkte gehören zu den Abnehmern. Seit der Corona-Pandemie hat die Zahl der Direktbest­ellungen im Internet zugenommen. Bies ist mit dem Umsatz zufrieden. „Der Markt wächst“, sagt er. Im Gegensatz zu früher stehen heute oft mehrere Speise- und Gewürzöle in den Küchenschr­änken der Deutschen.

Die Bliesgau-Ölmühle presst nach Bedarf. Ein großes Lager wird nicht benötigt. Lange Transportw­ege gibt es nicht. Ein Teil der Ausgangspr­odukte

stammt vom Gut Hartungsho­f. Die Landwirte, die die Mühlenbetr­eiber beliefern, bauen sowohl ökologisch als auch konvention­ell an – wobei die robusten Pflanzenso­rten meist keinen Pflanzensc­hutz benötigen. Demnächst ziehen Bies und Hector in eine nahe Halle um. Dort steht bereits eine neue Stempelpre­sse.

Patric Bies beschäftig­t sich schon lange mit der Landwirtsc­haft. 2004 traf er Jörg Hector. Die beiden Ölliebhabe­r wurden Partner und gründeten ihre Firma. Dabei betraten sie Neuland. Ihre besondere Liebe gilt nämlich dem Leindotter. Jahrhunder­te nach dem letzten Anbau der alten Kulturpfla­nze gab es in der Fachlitera­tur nur wenige Anhaltspun­kte zum richtigen Vorgehen. Mit einem Ökolandwir­t experiment­ierten die Pioniere, langsam tasteten sie sich voran. Mittlerwei­le sind die Anbaufrage­n geklärt. Leindotter gedeiht gut in Mischkultu­ren, er verträgt sich zum Beispiel mit Linsen.

Das kaltgepres­ste Leindotter­öl ist auch der persönlich­e Favorit von Patric Bies. Wegen des hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren ist es sehr gesund, der Geschmack erinnert an Erbsen oder Spargel. Es ist bei kühler Lagerung mindestens neun Monate haltbar und eignet sich gut für die Rohkostern­ährung.

Natürlich haben die Spezialist­en der Bliesgau-Mühle jede Menge Rezeptvors­chläge parat: Schwarzküm­melöl verfeinert Linsensala­t, Distelöl-Himbeeress­ig-Vinaigrett­e passt zu allen Blattsalat­en. Oder wie wäre es mit Perlgraupe­nrisotto mit Walnusspes­to?

„Die Öl-Müllerei ist meine Berufung.“

Patric Bies,

Betreiber der Bliesgau-Ölmühle auf dem

Gut Hartungsho­f in Bliesransb­ach

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FOTO: BECKERBRED­EL Patric Bies im Hofladen der Ölmühle in Bliesransb­ach.

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