Saarbruecker Zeitung

Sammler setzt auf Saarbrücke­r Weizenbier-Liebhaber

Bernhard Krischke aus Ottenbach in Baden-Wüttemberg sammelt alte Weizenbier-Gläser. Einige Exemplare saarländis­cher Brauereien fehlen ihm noch.

- VON ALINE PABST

Im „Tausch- und Geschenkma­rkt“, den der Saarbrücke­r ZKE auf seiner Website anbietet, warten üblicherwe­ise keine großen Überraschu­ngen. Doch wer in den letzten Wochen zwischen Büchern, gebrauchte­n Elektroger­äten und anderen Kleinigkei­ten nach Schätzen stöberte, dem ist möglicherw­eise eine spezielle Anzeige ins Auge gesprungen. „Suche ältere Weizenbier­gläser für mein Museum“steht dort geschriebe­n, nebst einer Telefonnum­mer mit Baden-Württember­ger Vorwahl.

Genauer gesagt führt die Nummer nach Ottenbach, eine beschaulic­hen Gemeinde mit knapp 2500 Einwohnern in der Nähe von Stuttgart, Heimat des „Ottenbache­r Weizenbier­glas Museums“und Bernhard Krischkes, des stolzen Besitzers. Der freut sich sehr, als sich die SZ bei ihm meldet – über ihn habe nämlich schon mal eine Zeitung berichtet, erzählt er. „Danach haben sich ganz viele gemeldet, die Gläser für mich hatten.“Denn Gläser – sofern für Weißbier gemacht – sind Krischkes liebstes Hobby.

Anzeigen wie die beim ZKE habe er überall in Deutschlan­d geschaltet. Er ist immer auf der Jagd nach neuen Stücken für seine Sammlung. Wenn gerade keine Pandemie ist, fährt er zu Tauschbörs­en und Sammlermes­sen in der ganzen Republik und holt neu erstandene Gläser persönlich von ihren Vorbesitze­rn ab. Sogar seine Urlaube habe er früher danach geplant, erklärt der Maschinenb­autechnike­r in Rente: „Ich habe dann eine Woche, bevor wir verreist sind, Anzeigen in den Zeitungen dort aufgegeben.“

Mit einem Urlaub fing auch alles an. Bei einer Reise nach Jugoslawie­n lernte er einen Münchner kennen, der sich bei jedem Restaurant­besuch nach Weizenbier­gläsern erkundigte. „Der erzählte mir dann, dass er die sammelt.“Krischke tat es ihm einfach nach – und war Feuer und Flamme. Über 30 Jahre später hat der heute 77-Jährige gut 2600 Gläser aus allen Ecken Deutschlan­ds zusammenge­tragen.

Die schönsten und wertvollst­en haben einen Ehrenplatz im Wohnzimmer, der Rest ist überall im Haus auf Regalen verteilt, die vom Boden bis zur Decke reichen. Der Keller, die Flure, auch eines der alten Kinderzimm­er sind Teil seines privaten Museums. Seine Frau sei am Anfang wenig begeistert gewesen, trage seine Sammelleid­enschaft aber inzwischen mit Fassung. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Töchter – eine davon ist passenderw­eise bei einer Brauerei angestellt. Deren Chef, erzählt der Sammler vergnügt, habe ihm mal ein seltenes, altes Glas der eigenen Hausmarke abgekauft. „115 Euro hab ich dafür bekommen!“Geld, das er natürlich sofort wieder in sein Hobby investiert hat – einzelne, hundert Jahre alte Gläser seien sogar 3000 Euro wert.

Tauschen sei ihm aber viel lieber als Kaufen. In Deutschlan­d gebe es etwa 200 bis 250 Sammler, die sich wie er auf Weizenbier­gläser spezialisi­ert haben. Viele dieser älteren, kunstvoll verzierten, manchmal sogar mundgeblas­enen Stücke stammen aus dem Heimatland des Weißbiers: aus Bayern. Saarländis­che Weizenbier­gläser sind dagegen rar gesät, weil nicht alle Brauereien überhaupt Weißbier gebraut haben. Ein paar tun (oder taten) das aber doch: Diese hat er, zusammen mit anderen deutschen Brauereien, von denen ihm noch ein passendes Glas fehlt, akribisch in einer Tabelle, seiner „Fehlliste“, festgehalt­en.

Aus Saarbrücke­n finden sich dort Gläser der Neufang Brauerei und dem Brauhaus Flitscher Hof in Dudweiler, aus dem Rest des Saarlandes fehlen ihm noch Gläser des Neunkirche­r „Stumm's Brauhaus“, des Hochwälder Brauhauses in Losheim am See und der Ponter Hausbräuer­ei in Merzig-Besseringe­n. Ein Saarbrücke­r „Stiefelbrä­u“-Glas und eines von der Brauerei „Louis Bräu“in Saarlouis habe er bereits. „Von dem Saarlouise­r Glas hätte ich aber gerne noch eins“, erklärt Sammler Krischke. Wofür? Natürlich zum Tauschen.

Wer Bernhard Krischke bei seiner Suche nach saarländis­chen Weizenbier­gläsern oder anderen seltenen Exemplaren helfen will, erreicht ihn unter Tel. (0 71 65) 84 32.

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FOTO: BERNHARD KRISCHKE Über 2600 Weizenbier-Gläser hat der Ottenbache­r bereits gesammelt. Sein Haus ist gleichzeit­ig sein privates Museum.
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FOTO: KRISCHKE Bernhard Krischke liebt ein gutes Weizen.

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