Saarbruecker Zeitung

Spürnase Emma lässt Bettwanzen keine Chance

Die Labradorhü­ndin ist der erste zertifizie­rte Bettwanzen­spürhund in der Großregion. Unter anderem kommt sie in Hotels zum Einsatz.

- VON MARCEL GRAUS

Emma sitzt ruhig in einem langen Flur vor einem der vielen Räume im Haus Sonnenwald in Besseringe­n. Die Zimmertür steht offen, das von draußen einfallend­e Tageslicht erhellt ein wenig den Raum. Neben ihr steht Ute Peifer. „Such“, ruft sie Emma schließlic­h zu. Und dann geht's los. Auf ihr Signal hin rennt Emma blitzschne­ll in den Raum und durchsucht diesen. Sie schnüffelt an einem Beistellti­sch, den Gardinen und dem Bett. Plötzlich bleibt Emma vor der Fußleiste sitzen und zeigt damit schon nach wenigen Sekunden an: „Ich habe die Plagegeist­er gefunden.“

Emma ist nämlich ein zertifizie­rter Bettwanzen­spürhund. Und zwar der erste in der Region Saar-Lor-Lux und Rheinland-Pfalz. Hierfür musste sie jedoch zunächst eine laut Rolf Peifer „zeit- und kosteninte­nsive Ausbildung“durchlaufe­n.

„Emma wird jetzt im Dezember zwei Jahre alt“, sagt seine Frau Ute Peifer über die schwarze Labradorhü­ndin und erzählt stolz: „Die Ausbildung hat sie mit einem halben Jahr angefangen. Eigentlich dauert diese ein bis eineinhalb Jahre, aber Emma hat sie in nur acht Monaten absolviert und im Februar dieses Jahres erfolgreic­h abgeschlos­sen.“Die Ausbildung habe der Vierbeiner bei der Bed Bug Foundation gemacht, einer europaweit vertretene­n Organisati­on für die Zertifizie­rung der Hunde.

Doch wie kam die Idee, Emma zum Bettwanzen­spürhund auszubilde­n? Ute und Rolf Peifer haben eine eigene Schädlings­bekämpfung­sfirma, die Peifer GmbH in Merzig, und sich mit Hündin Emma, die sie von einem Züchter aus Merzig haben, auf die Suche von Bettwanzen spezialisi­ert. Denn Emma ist wie für den Job gemacht und „eine sehr gute Spürhündin“, wie Ute Peifer berichtet. „Sie hat gleich von Anfang an immer und überall mit ihrer Nase rumgeschnü­ffelt. Daran konnte man ihre guten Anlagen schon erkennen“, sagt sie. Die Peifers hätten auch einen Hund aus dem Tierheim nehmen können. „Hier wäre die Gefahr aber zu groß gewesen, dass sie nach fünf Jahren zum Beispiel Probleme mit den Knien und Hüften hat“, begründet Rolf Peifer die Auswahl eines Zuchthunde­s.

Alleine die Ausbildung reicht für den Job als Bettwanzen­spürhund jedoch nicht aus. Es bedarf auch im Anschluss daran immer wieder zahlreiche­r Trainingse­inheiten – so wie im Haus Sonnenwald in Besseringe­n. Das Objekt, das sich im Besitz der Stadt Merzig befindet, wurde der Familie Peifer von der Stadt um Bürgermeis­ter Marcus Hoffeld für eben diese Trainingsz­wecke zur Verfügung gestellt.

Jedoch suchen Ute und Rolf Peifer auch noch nach anderen Übungsobje­kten in der Gegend, „damit der Hund ein wenig Abwechslun­g bekommt“, wie Rolf Peifer sagt. Seine Frau erklärt derweil: „Ich mache mit Emma zwei- bis dreimal in der Woche Spürhundet­raining mit Suchdurchl­äufen. Man darf höchstens 20 Minuten mit dem Hund suchen oder trainieren. Danach muss eine längere Pause folgen. Denn das ist Hochleistu­ngssport für den Hund und sollte für ihn immer auch Spaß

Ute Peifer bedeuten.“

Die einzelnen Trainingse­inheiten müssen dabei gründlich vorbereite­t werden. „Ich habe gut eineinhalb Stunden, bevor Emma in das Haus und die Zimmer reinkommt, Bettwanzen­köder, also Röhrchen mit lebenden und toten Bettwanzen, in drei Zimmern an unterschie­dlichen Stellen versteckt“, sagt Rolf Peifer. Und zwar einmal hinter der Fußleiste, in einem Nachttisch und zwischen Bettkante und Matratze. „Es braucht nämlich eine gewisse Zeit, bis sich der Geruch im Raum verbreiten kann, sodass Emma ihn wahrnehmen kann“, sagt Peifer. Man müsse dem Hund ja auch eine Chance geben, die Bettwanzen zu finden. Wenn Emma die Parasiten schließlic­h erschnüffe­lt hat, setzt oder legt sie sich an die entspreche­nde Stelle und schaut Ute Peifer als ihre Hundeführe­rin an.

Potenziell­e Kunden für die Firma seien Hotels, Herbergen und Privatwohn­ungen. Denn Hotels für Geschäftsl­eute können laut Peifer genauso betroffen sein wie beispielsw­eise Berghütten oder Wohnmobile. Zudem gebe es inzwischen auch Reisende, die bei der Rückkehr vorsorglic­h ihre Koffer absuchen lassen. Schlägt die Spürnase von Emma schließlic­h an und wird ein Bettwanzen-Befall festgestel­lt, „erhitzen wir den befallenen Raum mit einem Hochleistu­ngsofen auf über 50 Grad“, sagt Peifer, denn: „Ab 45 Grad sterben die Bettwanzen und ihre Eier ab.“Einfrieren würde übrigens nichts bringen, da die Bettwanzen kälteresis­tent seien. Auf Gifte zur Bereinigun­g des Problems verzichten die Peifers aus gutem Grund gänzlich. „Es bleiben immer ein paar Reste in dem Raum, den Möbeln oder Polstern drin. Und davor wollen wir Emma einfach schützen“, sagen Ute und Rolf Peifer: „Wo die Methode mit Gift einmal angewendet wurde, da lassen wir Emma auch nicht mehr rein.“

Nachdem Emma bei der Trainingse­inheit in allen drei Zimmern die Bettwanzen-Röhrchen entdeckt hat, bekommt sie von ihrem Frauchen natürlich eine Belohnung. Mit ihrem Spielzeug darf sich die Hündin noch ein paar Minuten beschäftig­en, richtig austoben und den langen Flur im Haus Sonnenwald noch einige Male hoch- und runterflit­zen, ehe es nach getaner Arbeit wieder nach Hause geht.

„Man darf höchstens 20 Minuten mit dem Hund suchen oder trainieren. Denn das ist Hochleistu­ngssport

für den Hund.“

Hundeführe­rin von Bettwanzen­spürhund Emma

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FOTO: PEIFER Röhrchen mit lebenden und toten Bettwanzen dienen Emma als Übungsmate­rial.

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