Spürnase Emma lässt Bettwanzen keine Chance
Die Labradorhündin ist der erste zertifizierte Bettwanzenspürhund in der Großregion. Unter anderem kommt sie in Hotels zum Einsatz.
Emma sitzt ruhig in einem langen Flur vor einem der vielen Räume im Haus Sonnenwald in Besseringen. Die Zimmertür steht offen, das von draußen einfallende Tageslicht erhellt ein wenig den Raum. Neben ihr steht Ute Peifer. „Such“, ruft sie Emma schließlich zu. Und dann geht's los. Auf ihr Signal hin rennt Emma blitzschnell in den Raum und durchsucht diesen. Sie schnüffelt an einem Beistelltisch, den Gardinen und dem Bett. Plötzlich bleibt Emma vor der Fußleiste sitzen und zeigt damit schon nach wenigen Sekunden an: „Ich habe die Plagegeister gefunden.“
Emma ist nämlich ein zertifizierter Bettwanzenspürhund. Und zwar der erste in der Region Saar-Lor-Lux und Rheinland-Pfalz. Hierfür musste sie jedoch zunächst eine laut Rolf Peifer „zeit- und kostenintensive Ausbildung“durchlaufen.
„Emma wird jetzt im Dezember zwei Jahre alt“, sagt seine Frau Ute Peifer über die schwarze Labradorhündin und erzählt stolz: „Die Ausbildung hat sie mit einem halben Jahr angefangen. Eigentlich dauert diese ein bis eineinhalb Jahre, aber Emma hat sie in nur acht Monaten absolviert und im Februar dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen.“Die Ausbildung habe der Vierbeiner bei der Bed Bug Foundation gemacht, einer europaweit vertretenen Organisation für die Zertifizierung der Hunde.
Doch wie kam die Idee, Emma zum Bettwanzenspürhund auszubilden? Ute und Rolf Peifer haben eine eigene Schädlingsbekämpfungsfirma, die Peifer GmbH in Merzig, und sich mit Hündin Emma, die sie von einem Züchter aus Merzig haben, auf die Suche von Bettwanzen spezialisiert. Denn Emma ist wie für den Job gemacht und „eine sehr gute Spürhündin“, wie Ute Peifer berichtet. „Sie hat gleich von Anfang an immer und überall mit ihrer Nase rumgeschnüffelt. Daran konnte man ihre guten Anlagen schon erkennen“, sagt sie. Die Peifers hätten auch einen Hund aus dem Tierheim nehmen können. „Hier wäre die Gefahr aber zu groß gewesen, dass sie nach fünf Jahren zum Beispiel Probleme mit den Knien und Hüften hat“, begründet Rolf Peifer die Auswahl eines Zuchthundes.
Alleine die Ausbildung reicht für den Job als Bettwanzenspürhund jedoch nicht aus. Es bedarf auch im Anschluss daran immer wieder zahlreicher Trainingseinheiten – so wie im Haus Sonnenwald in Besseringen. Das Objekt, das sich im Besitz der Stadt Merzig befindet, wurde der Familie Peifer von der Stadt um Bürgermeister Marcus Hoffeld für eben diese Trainingszwecke zur Verfügung gestellt.
Jedoch suchen Ute und Rolf Peifer auch noch nach anderen Übungsobjekten in der Gegend, „damit der Hund ein wenig Abwechslung bekommt“, wie Rolf Peifer sagt. Seine Frau erklärt derweil: „Ich mache mit Emma zwei- bis dreimal in der Woche Spürhundetraining mit Suchdurchläufen. Man darf höchstens 20 Minuten mit dem Hund suchen oder trainieren. Danach muss eine längere Pause folgen. Denn das ist Hochleistungssport für den Hund und sollte für ihn immer auch Spaß
Ute Peifer bedeuten.“
Die einzelnen Trainingseinheiten müssen dabei gründlich vorbereitet werden. „Ich habe gut eineinhalb Stunden, bevor Emma in das Haus und die Zimmer reinkommt, Bettwanzenköder, also Röhrchen mit lebenden und toten Bettwanzen, in drei Zimmern an unterschiedlichen Stellen versteckt“, sagt Rolf Peifer. Und zwar einmal hinter der Fußleiste, in einem Nachttisch und zwischen Bettkante und Matratze. „Es braucht nämlich eine gewisse Zeit, bis sich der Geruch im Raum verbreiten kann, sodass Emma ihn wahrnehmen kann“, sagt Peifer. Man müsse dem Hund ja auch eine Chance geben, die Bettwanzen zu finden. Wenn Emma die Parasiten schließlich erschnüffelt hat, setzt oder legt sie sich an die entsprechende Stelle und schaut Ute Peifer als ihre Hundeführerin an.
Potenzielle Kunden für die Firma seien Hotels, Herbergen und Privatwohnungen. Denn Hotels für Geschäftsleute können laut Peifer genauso betroffen sein wie beispielsweise Berghütten oder Wohnmobile. Zudem gebe es inzwischen auch Reisende, die bei der Rückkehr vorsorglich ihre Koffer absuchen lassen. Schlägt die Spürnase von Emma schließlich an und wird ein Bettwanzen-Befall festgestellt, „erhitzen wir den befallenen Raum mit einem Hochleistungsofen auf über 50 Grad“, sagt Peifer, denn: „Ab 45 Grad sterben die Bettwanzen und ihre Eier ab.“Einfrieren würde übrigens nichts bringen, da die Bettwanzen kälteresistent seien. Auf Gifte zur Bereinigung des Problems verzichten die Peifers aus gutem Grund gänzlich. „Es bleiben immer ein paar Reste in dem Raum, den Möbeln oder Polstern drin. Und davor wollen wir Emma einfach schützen“, sagen Ute und Rolf Peifer: „Wo die Methode mit Gift einmal angewendet wurde, da lassen wir Emma auch nicht mehr rein.“
Nachdem Emma bei der Trainingseinheit in allen drei Zimmern die Bettwanzen-Röhrchen entdeckt hat, bekommt sie von ihrem Frauchen natürlich eine Belohnung. Mit ihrem Spielzeug darf sich die Hündin noch ein paar Minuten beschäftigen, richtig austoben und den langen Flur im Haus Sonnenwald noch einige Male hoch- und runterflitzen, ehe es nach getaner Arbeit wieder nach Hause geht.
„Man darf höchstens 20 Minuten mit dem Hund suchen oder trainieren. Denn das ist Hochleistungssport
für den Hund.“
Hundeführerin von Bettwanzenspürhund Emma