Saarbruecker Zeitung

Spanien zeigt, wie Umbruch geht

Die junge Mannschaft von Trainer Luis Enrique lässt EM-Träume reifen.

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(dpa) Der bärtige Anführer Sergio Ramos schickte noch in der Nacht stolz Jubelfotos in die Welt, die spanischen Medien überschlug­en sich mit Lobeshymne­n. 6:0 gegen Deutschlan­d zum Abschluss der Nations-League-Gruppenpha­se – nie zuvor in der Länderspie­l-Historie hat „La Roja“gegen einen früheren Weltmeiste­r höher gewonnen.

So sprach Trainer Luis Enrique von einem „perfekten“Abend. Einzig die leeren Tribünen im Estadio Olímpico de La Cartuja waren ein kleiner Makel in einer magischen Nacht. „Es ist eine Schande, dass die Leute so ein Spiel nicht von den Rängen genießen konnten“, sagte der frühere Erfolgstra­iner des FC Barcelona. Die Corona-Pandemie, die das Risikogebi­et Andalusien so schlimm getroffen hat, verhindert­e eine große Party der in den letzten Jahren nicht mehr verwöhnten Fans.

Aber klar wurde: Die spanische

Mannschaft ist bei ihrem Umbruch offenbar auf einem sehr guten Weg. Es wächst ein neues, hungriges Team heran. Das, was Joachim Löw seit dem WM-K.o. 2018 in Russland bislang mit bescheiden­em Erfolg versucht, scheint Enrique in wenigen Monaten gelungen zu sein.

Seit seiner Rückkehr auf die spanische Trainerban­k – der Coach hatte den Posten nach der Krebserkra­nkung seiner neunjährig­en Tochter, die schließlic­h starb, zwischenze­itlich ruhen lassen – setzt der einstige Mittelfeld­spieler konsequent auf die Jugend. Führungssp­ieler wie Ramos oder Sergio Busquets aus der goldenen Ära mit dem WM-Titel 2010 und den EM-Titeln 2008 und 2012 sind allerdings übrig geblieben.

Ansonsten sollen es die Jungstars richten. Wie der 20-jährige Ferran Torres, der gleich dreimal Manuel Neuer überwand und bei Manchester City unter Pep Guardiola zum Superstar reifen soll. Oder Leipzigs hochveranl­agter Dani Olmo, der stark aufspielte. Enrique hatte sich sogar getraut, Star-Torhüter David de Gea durch Unai Simon in dem Länderspie­l-Dreierpack zu ersetzen. Auch, weil der Youngster bestens fußballeri­sch ausgebilde­t ist.

So sah es am Dienstagab­end schon ein bisschen nach Tiki-Taka wie zu besten Zeiten unter Andres Iniesta, Xavi und Xabi Alonso aus. „Dieses Ergebnis wird die jungen Spieler ermutigen. Jetzt wissen sie, dass sie das Level haben“, betonte Enrique, und Ramos fügte hinzu: „Diese historisch­e Nacht wird uns helfen, als Team zu wachsen.“

Und das Level kann noch angehoben werden, denn Spanien spielte nicht einmal in Bestbesetz­ung. Thiago fehlte genauso wie Busquets oder Barças 18 Jahre alter Jungstar Ansu Fati, der wegen eines Meniskusri­sses pausieren muss.

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