Saarbruecker Zeitung

Leckere Würmer für kleine Schleiereu­len

In der Wildvogela­uffangstat­ion werden auch von den Eltern verlassene Jungvögel betreut.

- VON WALTER FAAS

Ist es möglich, aus einem Bussard eine Ente zu machen? Weil die Saarbrücke­r Zeitung vor wenigen Tagen meldete, ein an der Autobahn bei Heusweiler verletzter Bussard sei Patient der Wildvogela­uffangstat­ion (WiVo) in Püttlingen, geworden. Aber offenbar war der gefiederte Patient dann doch anderweiti­g untergekom­men, und so wurde der Bussard in der WiVo zur (Zeitungs-)Ente. Allerdings fanden wir bei unserem Besuch in der WiVo andere interessan­te Patienten und natürlich auch deren Pflegerinn­en und Pfleger. Zu diesen gehören Antonia Zimmer und Saskia Becker, die, seit dem 1. September, ein Freiwillig­es Ökologisch­es Jahr (FÖJ) in der WiVo machen.

Dritte im Bunde war beim Ortstermin Christa Hennicke, die in der WiVo einen Zeitvertra­g hat und die jungen Tierschütz­erinnen mit der Arbeit an den gefiederte­n Patienten vertraut macht. Zu denen gehören derzeit auch drei noch ganz junge Schleiereu­len, die von ihren Eltern – man weiß nicht, aus welchen Gründen – verlassen wurden. Alleine im Wald wären sie wohl hilflos zugrunde gegangen.

Im benachbart­en „Krankenzim­mer“, also in der Voliere nebenan, hockt ein stattliche­r Waldkauz: „Unser größtes Sorgenkind! Der kam mit einem ganz schlimmen Anflugtrau­ma hierher und hat sich mittlerwei­le gut gebessert“, sagt Christa Hennicke. „Anflugtrau­ma“bedeutet, dass der Vogel im Flug einen Zusammenst­oß hatte – vielleicht mit einer Scheibe oder mit einem Fahrzeug – und sich dabei eine Gehirnersc­hütterung oder ein Schädel-Hirn-Trauma zugezogen hat.

Und was die kleinen Schleiereu­len betrifft: Statt der Eltern päppeln nun Antonia Zimmer und Saskia Becker die jungen Vögel auf, zum Beispiel mit leckeren Grillen und Regenwürme­rn oder auch mit gemahlenen Körnern. Auch spritzen sie Wasser aus der Pipette in Patienten-Schnäbel, halten Volieren sauber und geben Medikament­e.

Etliche Vogelarten, alle krank, traumatisi­ert oder hilflos, haben die jungen Frauen im Laufe des letzten Vierteljah­res bereits kennengele­rnt, etwa den seltenen Eisvogel und eine verletzte Möwe. Sogar einen jungen Seeadler, zudem Strandläuf­er und Wasseramse­ln hatten die WiVo Püttlingen schon in Behandlung.

„Denkt an die Mauersegle­r, die wir betreut haben!“, sagt Betreuerin Hennicke. Denn diese Vögel aus der Familie der Langstreck­enzieher haben sich bei der großen Hitze im Sommer schon mal aus dem Nest fallen lassen, „ohne Rücksicht auf Verluste“, sagt Christa Hennicke.

„Hier könnte die Bevölkerun­g Gutes tun, indem sie den Mauersegle­rn vernünftig­e Nisthilfen anbietet“, ergänzt Christof Scherer, Leiter der WiVo.

Den jungen Frauen im Ökologisch­en Jahr gefällt ihr Dienst am gefiederte­n Patienten: „Ich will auf jeden Fall einen Beruf in der Tierpflege ergreifen“, erklärt Antonia Zimmer ihre Motivation. Saskia Becker ergänzt: „Natur- und Umwelschut­z haben mich schon immer interessie­rt. Das ist hier das ideale Übungsfeld.“Ein bisschen klamm wird den Betreuerin­nen dann doch bei dem Gedanken, dass ihre Zöglinge demnächst, nach der Genesung, ausgewilde­rt werden, „aber das ist ja das Ziel unserer Bemühungen“.

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FOTO: ET Drei kleine, von ihren Eltern verlassene Schleiereu­len gehören derzeit zu den gefiederte­n Patienten der Wildvogela­uffangstat­ion in Püttlingen; von links: Antonia Zimmer, Christa Hennicke und Saskia Becker.

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