Leckere Würmer für kleine Schleiereulen
In der Wildvogelauffangstation werden auch von den Eltern verlassene Jungvögel betreut.
Ist es möglich, aus einem Bussard eine Ente zu machen? Weil die Saarbrücker Zeitung vor wenigen Tagen meldete, ein an der Autobahn bei Heusweiler verletzter Bussard sei Patient der Wildvogelauffangstation (WiVo) in Püttlingen, geworden. Aber offenbar war der gefiederte Patient dann doch anderweitig untergekommen, und so wurde der Bussard in der WiVo zur (Zeitungs-)Ente. Allerdings fanden wir bei unserem Besuch in der WiVo andere interessante Patienten und natürlich auch deren Pflegerinnen und Pfleger. Zu diesen gehören Antonia Zimmer und Saskia Becker, die, seit dem 1. September, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in der WiVo machen.
Dritte im Bunde war beim Ortstermin Christa Hennicke, die in der WiVo einen Zeitvertrag hat und die jungen Tierschützerinnen mit der Arbeit an den gefiederten Patienten vertraut macht. Zu denen gehören derzeit auch drei noch ganz junge Schleiereulen, die von ihren Eltern – man weiß nicht, aus welchen Gründen – verlassen wurden. Alleine im Wald wären sie wohl hilflos zugrunde gegangen.
Im benachbarten „Krankenzimmer“, also in der Voliere nebenan, hockt ein stattlicher Waldkauz: „Unser größtes Sorgenkind! Der kam mit einem ganz schlimmen Anflugtrauma hierher und hat sich mittlerweile gut gebessert“, sagt Christa Hennicke. „Anflugtrauma“bedeutet, dass der Vogel im Flug einen Zusammenstoß hatte – vielleicht mit einer Scheibe oder mit einem Fahrzeug – und sich dabei eine Gehirnerschütterung oder ein Schädel-Hirn-Trauma zugezogen hat.
Und was die kleinen Schleiereulen betrifft: Statt der Eltern päppeln nun Antonia Zimmer und Saskia Becker die jungen Vögel auf, zum Beispiel mit leckeren Grillen und Regenwürmern oder auch mit gemahlenen Körnern. Auch spritzen sie Wasser aus der Pipette in Patienten-Schnäbel, halten Volieren sauber und geben Medikamente.
Etliche Vogelarten, alle krank, traumatisiert oder hilflos, haben die jungen Frauen im Laufe des letzten Vierteljahres bereits kennengelernt, etwa den seltenen Eisvogel und eine verletzte Möwe. Sogar einen jungen Seeadler, zudem Strandläufer und Wasseramseln hatten die WiVo Püttlingen schon in Behandlung.
„Denkt an die Mauersegler, die wir betreut haben!“, sagt Betreuerin Hennicke. Denn diese Vögel aus der Familie der Langstreckenzieher haben sich bei der großen Hitze im Sommer schon mal aus dem Nest fallen lassen, „ohne Rücksicht auf Verluste“, sagt Christa Hennicke.
„Hier könnte die Bevölkerung Gutes tun, indem sie den Mauerseglern vernünftige Nisthilfen anbietet“, ergänzt Christof Scherer, Leiter der WiVo.
Den jungen Frauen im Ökologischen Jahr gefällt ihr Dienst am gefiederten Patienten: „Ich will auf jeden Fall einen Beruf in der Tierpflege ergreifen“, erklärt Antonia Zimmer ihre Motivation. Saskia Becker ergänzt: „Natur- und Umwelschutz haben mich schon immer interessiert. Das ist hier das ideale Übungsfeld.“Ein bisschen klamm wird den Betreuerinnen dann doch bei dem Gedanken, dass ihre Zöglinge demnächst, nach der Genesung, ausgewildert werden, „aber das ist ja das Ziel unserer Bemühungen“.