Saarbruecker Zeitung

Immer wieder schlagen Clans in Deutschlan­d zu

Nach dem Juwelendie­bstahl von Dresden führt die Spur zu einer berüchtigt­en Berliner Großfamili­e. Der Fall weckt Erinnerung­en an frühere Verbrechen.

- VON CAROLINE BOCK

Nach dem Juwelendie­bstahl im Grünen Gewölbe in Dresden vor einem Jahr führt die Spur zu einer berüchtigt­en Berliner Großfamili­e. Der Fall wirft ein Schlaglich­t auf Clankrimin­alität in Deutschlan­d. Und er weckt Erinnerung­en an frühere Verbrechen.

(dpa) Die Festnahmen am Dienstag nach dem Juwelendie­bstahl im Grünen Gewölbe in Dresden vor einem Jahr zeigen es: Immer wieder sind es Clanmitgli­eder, die nach spektakulä­ren Coups unter Verdacht geraten. Im Fall von Dresden sind es Männer aus einer einschlägi­g bekannten arabischst­ämmigen Berliner Großfamili­e. Drei sind festgenomm­en, nach Zwillingsb­rüdern wird noch gesucht.

Einer der Festgenomm­enen ist ein alter Bekannter: Er war bereits im Februar dieses Jahres – neben einem Cousin und einem Wachmann – wegen des Goldmünzen-Diebstahls auf der Berliner Museumsins­el im Jahr 2017 zu einer Haftstrafe verurteilt worden.

Es war ein filmreifer Beutezug, der auch die Sicherheit von Museen in Frage stellte. Die Täter stiegen mit der Leiter in das Bode-Museum ein – durch das einzige nicht gesicherte Fenster. Sie zertrümmer­ten die Panzerglas-Vitrine, holten die 100 Kilogramm schwere Münze „Big Maple Leaf“heraus und transporti­erten sie mit einer Schubkarre zu einem Fluchtauto. Die Münze ist bis heute verschwund­en.

Im Sommer 2018 gelang den Ermittlern ein spektakulä­rer Schlag: 77 Immobilien wurden beschlagna­hmt, die dem im Fall von Dresden verdächtig­en Clan zugerechne­t werden. Die Immobilien sollen mit Geld bezahlt worden sein, das aus einem Bankeinbru­ch in Berlin-Mariendorf stammt. Wenig später gab es wieder ein Verbrechen, bei dem die Spur erneut in dieses Milieu führte: An einer Grundschul­e in Berlin-Marzahn wurde ein Vogelnest aus purem Gold gestohlen.

Clankrimin­alität ist in Deutschlan­d seit Jahren ein Thema. Schlagzeil­en machte 2010 ein Überfall auf ein Pokerturni­er in einem Luxushotel am Potsdamer Platz, dabei war ein weiterer Clan-Name im Spiel. Die maskierten Männer kamen mit einer Machete und einer Schrecksch­usspistole. Doch im Handgemeng­e mit Wachleuten blieb der Großteil des Geldes zurück. Die Täter wurden rasch geschnappt und zu Haftstrafe­n verurteilt.

Berlin ist einer der deutschen Brennpunkt­e der organisier­ten Kriminalit­ät. Für die Hauptstadt-Polizei kamen 2019 rund 45 500 Einsatzstu­nden gegen Clans zusammen. Beamte rückten zu 382 Einsätzen aus. Auch im Corona-Jahr habe es Hunderte Razzien gegeben, betonte Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) nun im Fernsehsen­der RBB.

Derweil läuft nach ersten Festnahmen

Berlin ist einer der deutschen Brennpunkt­e der organisier­ten

Kriminalit­ät.

im Fall des spektakulä­ren Juwelenrau­bes aus dem Grünen Gewölbe in Dresden die Fahndung nach zwei weiteren Tatverdäch­tigen auf Hochtouren. Aktuell habe man keine Hinweise zu ihrem Aufenthalt­sort, teilte die Dresdner Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch mit.

Die beiden Gesuchten stehen im Verdacht, mit weiteren Mitglieder­n eines in Berlin ansässigen Familiencl­ans am 25. November 2019 in den historisch­en Teil der Dresdner Schatzkamm­er eingebroch­en zu sein und Juwelen von unschätzba­rem Wert gestohlen zu haben. Anschließe­nd flüchteten die Täter mit einem Auto vom Tatort.

Ein Jahr nach dem Einbruch gelang den Ermittlern nun ein erster Schlag gegen die mutmaßlich­en Täter. An dem Großeinsat­z am Dienstag in Berlin waren mehr als 1600 Polizisten aus acht Bundesländ­ern, darunter Spezialein­heiten des Bundes sowie der Länder Berlin und Sachsen beteiligt. Bis zum Abend wurden 20 Wohnungen, zwei Garagen, ein Café und mehrere Autos vor allem im Bezirk Neukölln durchsucht.

Drei Männer wurden festgenomm­en und zunächst in die Justizvoll­zugsanstal­t Dresden gebracht. Bei ihnen handelt es sich um drei

Männer aus dem Clan-Milieu im Alter von 23, 23 und 26 Jahren, wie die Dresdner Staatsanwa­ltschaft mitteilte. „Sie haben sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert.“

Nach zwei weiteren Familienmi­tgliedern wird nun gesucht. Das betrifft die Zwillingsb­rüder Abdul Majed und Mohamed Remmo (21). Ihnen werden genau wie den anderen schwerer Bandendieb­stahl und Brandstift­ung vorgeworfe­n. Die Fahndung läuft internatio­nal. Laut Staatsanwa­ltschaft wurde am Dienstagab­end ein Auto gefunden, das im Zusammenha­ng mit den Flüchtigen steht.

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FOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Ein Verdächtig­er im Fall um den Kunstdiebs­tahl im Grünen Gewölbe wird am Dienstag von Polizisten ins Oberlandes­gericht Dresden geführt. Drei Männer wurden festgenomm­en, nach zwei weiteren wird noch gesucht.

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