Immer wieder schlagen Clans in Deutschland zu
Nach dem Juwelendiebstahl von Dresden führt die Spur zu einer berüchtigten Berliner Großfamilie. Der Fall weckt Erinnerungen an frühere Verbrechen.
Nach dem Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe in Dresden vor einem Jahr führt die Spur zu einer berüchtigten Berliner Großfamilie. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf Clankriminalität in Deutschland. Und er weckt Erinnerungen an frühere Verbrechen.
(dpa) Die Festnahmen am Dienstag nach dem Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe in Dresden vor einem Jahr zeigen es: Immer wieder sind es Clanmitglieder, die nach spektakulären Coups unter Verdacht geraten. Im Fall von Dresden sind es Männer aus einer einschlägig bekannten arabischstämmigen Berliner Großfamilie. Drei sind festgenommen, nach Zwillingsbrüdern wird noch gesucht.
Einer der Festgenommenen ist ein alter Bekannter: Er war bereits im Februar dieses Jahres – neben einem Cousin und einem Wachmann – wegen des Goldmünzen-Diebstahls auf der Berliner Museumsinsel im Jahr 2017 zu einer Haftstrafe verurteilt worden.
Es war ein filmreifer Beutezug, der auch die Sicherheit von Museen in Frage stellte. Die Täter stiegen mit der Leiter in das Bode-Museum ein – durch das einzige nicht gesicherte Fenster. Sie zertrümmerten die Panzerglas-Vitrine, holten die 100 Kilogramm schwere Münze „Big Maple Leaf“heraus und transportierten sie mit einer Schubkarre zu einem Fluchtauto. Die Münze ist bis heute verschwunden.
Im Sommer 2018 gelang den Ermittlern ein spektakulärer Schlag: 77 Immobilien wurden beschlagnahmt, die dem im Fall von Dresden verdächtigen Clan zugerechnet werden. Die Immobilien sollen mit Geld bezahlt worden sein, das aus einem Bankeinbruch in Berlin-Mariendorf stammt. Wenig später gab es wieder ein Verbrechen, bei dem die Spur erneut in dieses Milieu führte: An einer Grundschule in Berlin-Marzahn wurde ein Vogelnest aus purem Gold gestohlen.
Clankriminalität ist in Deutschland seit Jahren ein Thema. Schlagzeilen machte 2010 ein Überfall auf ein Pokerturnier in einem Luxushotel am Potsdamer Platz, dabei war ein weiterer Clan-Name im Spiel. Die maskierten Männer kamen mit einer Machete und einer Schreckschusspistole. Doch im Handgemenge mit Wachleuten blieb der Großteil des Geldes zurück. Die Täter wurden rasch geschnappt und zu Haftstrafen verurteilt.
Berlin ist einer der deutschen Brennpunkte der organisierten Kriminalität. Für die Hauptstadt-Polizei kamen 2019 rund 45 500 Einsatzstunden gegen Clans zusammen. Beamte rückten zu 382 Einsätzen aus. Auch im Corona-Jahr habe es Hunderte Razzien gegeben, betonte Innensenator Andreas Geisel (SPD) nun im Fernsehsender RBB.
Derweil läuft nach ersten Festnahmen
Berlin ist einer der deutschen Brennpunkte der organisierten
Kriminalität.
im Fall des spektakulären Juwelenraubes aus dem Grünen Gewölbe in Dresden die Fahndung nach zwei weiteren Tatverdächtigen auf Hochtouren. Aktuell habe man keine Hinweise zu ihrem Aufenthaltsort, teilte die Dresdner Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.
Die beiden Gesuchten stehen im Verdacht, mit weiteren Mitgliedern eines in Berlin ansässigen Familienclans am 25. November 2019 in den historischen Teil der Dresdner Schatzkammer eingebrochen zu sein und Juwelen von unschätzbarem Wert gestohlen zu haben. Anschließend flüchteten die Täter mit einem Auto vom Tatort.
Ein Jahr nach dem Einbruch gelang den Ermittlern nun ein erster Schlag gegen die mutmaßlichen Täter. An dem Großeinsatz am Dienstag in Berlin waren mehr als 1600 Polizisten aus acht Bundesländern, darunter Spezialeinheiten des Bundes sowie der Länder Berlin und Sachsen beteiligt. Bis zum Abend wurden 20 Wohnungen, zwei Garagen, ein Café und mehrere Autos vor allem im Bezirk Neukölln durchsucht.
Drei Männer wurden festgenommen und zunächst in die Justizvollzugsanstalt Dresden gebracht. Bei ihnen handelt es sich um drei
Männer aus dem Clan-Milieu im Alter von 23, 23 und 26 Jahren, wie die Dresdner Staatsanwaltschaft mitteilte. „Sie haben sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert.“
Nach zwei weiteren Familienmitgliedern wird nun gesucht. Das betrifft die Zwillingsbrüder Abdul Majed und Mohamed Remmo (21). Ihnen werden genau wie den anderen schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung vorgeworfen. Die Fahndung läuft international. Laut Staatsanwaltschaft wurde am Dienstagabend ein Auto gefunden, das im Zusammenhang mit den Flüchtigen steht.