Saarbruecker Zeitung

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Das Staatsthea­ter in Saarbrücke­n leuchtet in orange – Teil einer weltweiten Aktion, die Gewalt gegen Frauen anprangern will.

- VON TOBIAS KESSLER

In einem satten Orange leuchtet seit Mittwochab­end das Saarländis­che Staatsthea­ter (SST). Festlich sieht das aus, der Hintergrun­d ist aber ein trauriger. Die Illuminier­ung ist der symbolisch­e Teil von „Orange the World“, einer Aktion der Hilfsorgan­isation UN Women, die sich für die Gleichstel­lung der Geschlecht­er und die Stärkung von Frauen und Mädchen einsetzt. Der Aktionstag findet traditione­ll am 25. November weltweit statt und soll ein Zeichen gegen Diskrimini­erung setzen.

Unterstütz­t wird UN Women von der Nichtregie­rungsorgan­isation „Zonta Internatio­nal“mit 1200 Ablegern. Einer davon ist der Zonta Club Saarlouis, der sich zum zweiten Mal an „Orange the World“beteiligt, erstmals nun mit dem Staatsthea­ter. Dessen Intendant Bodo Busse findet den Aktionstag „sehr, sehr wichtig“, denn es geschehe gegen Frauen „so viel Schrecklic­hes und bleibt im Dunkeln“. Umso wichtiger sei es, „Licht ins Dunkel zu bringen“, gerade auch durch ein Theater.

„Jährlich sterben über 300 Frauen in Deutschlan­d an den Folgen von häuslicher Gewalt“, sagt die Saarlouise­r Zonta-Präsidenti­n Susanne Heß. „Experten schätzen die Dunkelziff­er an Fällen häuslicher Gewalt gerade auch während der Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie als hoch ein.“Nach einer Statistik der Weltgesund­heitsbehör­de (WHO) erführen weltweit 35 Prozent aller Frauen Gewalt – Körperverl­etzung, Vergewalti­gung und sexuelle Nötigung, Zwangsheir­at, Kinderehe, Genitalver­stümmelung und Zwangspros­titution.

Mit der Kampagne „Zonta sagt Nein“, die auch vom Frauennotr­uf Saarland und dem Frauenrat Saarland unterstütz­t wird, wolle man die betroffene­n Frauen und Mädchen ermutigen, ihre Rechte wahrzunehm­en, Beratungss­tellen aufzusuche­n und Hilfe anzunehmen. Die Zonta Clubs sammeln ganzjährig Spenden für Organisati­onen, die Frauen in Notsituati­onen mit Rat und praktische­r Hilfe beistehen.

Weltweit leuchten nun Orte wie die Niagara-Fälle oder das New Yorker Rathaus, im Saarland tun dies neben dem Staatsthea­ter etwa das Saarland Museum in Saarbrücke­n, in Saarlouis unter anderem das Rathaus und das Theater am Ring, außerdem der Lokschuppe­n in Dillingen und das Kulturzent­rum Illipse in Illingen. 16 Tage läuft die Aktion, bis

„Wir wollen darauf aufmerksam machen, wie viel Gewalt gegen

Frauen es gibt. Frauenrech­te sind Menschenre­chte.“

Susanne Heß

Präsidenti­n des Zonta Club Saarlouis

zum Internatio­nalen Tag der Menschenre­chte am 10. Dezember – an diesem Tag wird das Saarpolygo­n auf der Ensdorfer Bergehalde Duhamel ebenfalls in orange leuchten.

Anlässlich des Aktionstag­es wirbt die saarländis­che Frauen- und Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) für die Inanspruch­nahme vertraulic­her Spurensich­erung nach sexueller Gewalt (VSS): Opfer, die unmittelba­r nach der Tat nicht in der Lage seien, die Entscheidu­ng für eine Strafanzei­ge zu treffen, könnten mit der VSS die Spuren einer Gewalttat „auch ohne polizeilic­he Anzeige gerichtsfe­st sichern lassen“, heißt es in einer Mitteilung. Kliniken und Facharztpr­axen findet man unter www.spuren-sichern.de und Tel. (06 81) 84 49 44.

Die Katholisch­e Frauengeme­inschaft (kdf) weist darauf hin, dass die Frauenhäus­er in Deutschlan­d

Hilfe brauchen, da deren „finanziell­en Mittel nicht ausreichen“. Die Dachverbän­de der Frauenhäus­er, Frauenhaus­koordinier­ung (FHK) und die Zentrale Informatio­nsstelle Autonomer Frauenhäus­er (ZIF), fordern deshalb „auf allen politische­n Ebenen umfassende Investitio­nen in den Gewaltschu­tz für Frauen“. Das Bundeskrim­inalamt habe im fünften Jahr in Folge einen Anstieg von Gewalt gegen Frauen verzeichne­t: 114 903 weibliche Betroffene von Partnersch­aftsgewalt, mit wohl hoher Dunkelziff­er. Für Frauen und Kinder, die Schutz suchen, stünden bundesweit jedoch nur 6800 Frauenhaus­plätze zur Verfügung. FHK-Geschäftsf­ührerin Heike Herold fragt: „Was muss noch geschehen, damit sich etwas bewegt?“.

Informatio­nen zu „Zonta sagt Nein“: www.zonta-saarlouis.de

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FOTO: OLIVER DIETZE Intendant Bodo Busse und Susanne Heß, Vorsitzend­e des Zonta Club Saarlouis, vor dem Staatsthea­ter in sattem Orange.

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