Trauer um Diego Maradona
Einer der besten Fußballer der Welt stirbt mit nur 60 Jahren. Den Tod konnte die „Hand Gottes“am Ende nicht ausdribbeln.
Die argentinische Fußball-Legende Diego Maradona ist tot. Er starb im Alter von 60 Jahren, wie der argentinische Fußballverband AFA am Mittwoch mitteilte. Maradona galt als einer der besten Fußballer aller Zeiten. Mit Argentinien wurde der Sturm-Star 1986 Weltmeister. Die argentinische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
(dpa/sid/red) Die Fußball-Welt trauert um Diego Armando Maradona. Der argentinische Nationalheld, dieser geniale Künstler am Ball, dessen Leben so viele, tragische Wendungen nahm, ist am Mittwoch im Alter von nur 60 Jahren gestorben. Weltmeister, Serienmeister, Uefa-Cup-Sieger, Dopingsünder, gescheiterter TV-Moderator, Nationaltrainer und Kokain-Junkie in Personalunion – eigentlich viel zu viel für ein einziges Leben. Argentinien weint, das Land ist im Schockzustand. Die Regierung in Buenos Aires rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Laut Medien starb in seinem Haus in Tigre nördlich von Buenos Aires an einem Herzinfarkt. Er soll ein Staatsbegräbnis erhalten.
Genauso unzählig wie die Trauerbekundungen sind die Anekdoten über den Vater von (mindestens) acht Kindern mit sechs verschiedenen Frauen: Wie er seine Gegenspieler reihenweise narrte, wie er mit einem Luftgewehr auf Journalisten schoss oder eine Kirche nach ihm benannt wurde. Als Fußballer war Maradona so unbeschreiblich gut wie vielleicht niemand davor oder danach. Als Mensch war er viele Jahre später mal grotesk schrillblond und so dick, dass er kaum sprechen konnte. Diego Armando Maradona: Dieser Name steht für ein Leben zwischen den Extremen, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Genie und Wahnsinn.
Maradona war am 11. November, gut eine Woche nach der Operation wegen einer Hirnblutung und kurz nach seinem 60. Geburtstag, aus einem Krankenhaus in einem Vorort von Buenos Aires entlassen worden. Beim einstigen Superstar war zunächst von emotionalem Stress, Blutarmut und Dehydrierung die Rede. Bei den Tests wurde eine Blutung zwischen harter Hirnhaut und Gehirn festgestellt. Noch im September 2019 hatte Maradona den Trainerposten beim Erstligisten Gimnasia y Esgrima La Plata übernommen. Auf den Fotos dieser Zeit sah Maradona meist schlank und gesund aus. Seine Lebenskrisen schien er gemeistert zu haben.
Für viele Menschen war Maradona ein Mythos. Die Legende beginnt in der Siedlung Villa Fiorito am Rande von Buenos Aires, wo „El Pibe de Oro“(der Goldjunge) früh vom Erstligisten Argentinos Juniors entdeckt wird. Als zwölf Jahre alter Balljunge soll er den Zuschauern mit seinen Kabinettstückchen während der Halbzeitpausen mehr Unterhaltung
als die erste Mannschaft geboten haben. Mit 15 Jahren gibt er sein Debüt in der ersten Liga, mit 16 ist er Nationalspieler, mit 17 Torschützenkönig und als 19-Jähriger erstmals
Südamerikas Fußballer des Jahres.
1982 wechselt Maradona für eine Rekordablösesumme zum FC Barcelona. Für eine weitere Rekordablöse geht es 1984 weiter zum SSC Neapel. 1987 und 1990 führt er Neapel zu den bis heute einzigen Meisterschaften der Vereinsgeschichte. Die Neapolitaner verehren ihn wie einen Heiligen. „Auf dem Platz wird das Leben unwichtig. Die Probleme, all das wird unwichtig“, sagt er in der Amazon-Dokumentation „Diego Maradona“. Mit Argentinien wird er 1986 Weltmeister, 1989 gewinnt er mit Neapel den Uefa-Pokal. Abseits des Platzes wird er so unkontrollierbar wie für seine Gegenspieler. Er verfällt dem Kokain („Eine Line – und ich fühlte mich wie Superman“), zieht nächtelang um die Häuser, um bis zum nächsten Spiel am Wochenende wieder alles auszuschwitzen. Seine Nationalmannschaftskarriere endet bei der WM 1994 wegen einer zweiten Doping-Sperre der Fifa.
Der Rummel um ihn nahm groteske Ausmaße an. Es gab ein Maradona-Museum, ein Maradona-Musical und eine Maradona-Kirche, in der das „Diego Unser“gebetet wurde. Gerne zeigte er sich an der Seite umstrittener Staatsführer wie Fidel Castro, Hugo Chávez oder Nicolás Maduro. Unvergessen sind die „Hand Gottes“, mit der er bei der WM 1986 gegen England traf, oder sein Jahrhunderttor nach einem unfassbaren Dribbling im selben Spiel. Er ließ sich den Magen verkleinern, schrammte mehrmals knapp am Tod vorbei. Jetzt konnte er ihn nicht mehr umdribbeln.