60 Prozent der Anträge auf Wohngeld abgelehnt
(dbo) Im laufenden Jahr sind die Anträge auf Wohngeldzuschüsse im Saarland sprunghaft angestiegen, teilweise um bis zu 40 Prozent (wir berichteten). Neben der Wohngeldreform, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, seien dafür vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie ausschlaggebend, heißt es von offizieller Seite.
Auch der Pressesprecher des saarländischen Landesverbands der Arbeiterwohlfahrt, Jürgen Nieser, erklärt sich die gestiegenen Fallzahlen vor allem durch die Pandemie: „Viele Menschen, die in Kurzarbeit gerutscht sind, sind jetzt auf Hilfen angewiesen.“Das alleine erkläre die hohen Zahlen aber nicht. Auch, dass durch die Reform mehr Menschen von den Hilfen profitieren, spiele eine Rolle. Dass im Regionalverband lediglich 40 Prozent der Anträge auch bewilligt wurden, könne er sich nicht erklären.
Auf Nachfrage betont der Pressesprecher des Regionalverbandes, Lars Weber, dass die Bewilligungsquote nicht aussagekräftig sei, da in dieser Zahl zurückgezogene und noch nicht bearbeitete Anträge erfasst seien.
Hier sieht Andreas Johann, Experte für Sozialrecht bei der Arbeitskammer des Saarlandes, eines der Hauptprobleme. Für ihn ist die Beantragung des Wohngeldes eine Mammutaufgabe, die für Normalsterbliche vollkommen undurchsichtig sei: „Das fängt mit den Unterlagen an, die ich brauche. Unterlagen für die Kinder, Steuerbescheide, Mietvertrag, Werbungskosten, da verliert ein normaler Mensch den Überblick.“Dass im Regionalverband gerade einmal 40 Prozent der Anträge bis dato bewilligt wurden, kann sich der Fachmann nur mit der Überforderung der Behörden erklären.
Der Sozialverband VdK sieht hingegen den immer knapper und teurer werdenden Wohnraum als problematisch. „Mieter im Saarland müssen im Durchschnitt mehr als ein Drittel ihres Einkommens für ihre Wohnung ausgeben“, betont Maria Wimmer vom Sozialverband.