Saarbruecker Zeitung

60 Prozent der Anträge auf Wohngeld abgelehnt

- Produktion dieser Seite: Esther Brenner, Sophia Schülke Dietmar Klosterman­n

(dbo) Im laufenden Jahr sind die Anträge auf Wohngeldzu­schüsse im Saarland sprunghaft angestiege­n, teilweise um bis zu 40 Prozent (wir berichtete­n). Neben der Wohngeldre­form, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, seien dafür vor allem die Auswirkung­en der Corona-Pandemie ausschlagg­ebend, heißt es von offizielle­r Seite.

Auch der Pressespre­cher des saarländis­chen Landesverb­ands der Arbeiterwo­hlfahrt, Jürgen Nieser, erklärt sich die gestiegene­n Fallzahlen vor allem durch die Pandemie: „Viele Menschen, die in Kurzarbeit gerutscht sind, sind jetzt auf Hilfen angewiesen.“Das alleine erkläre die hohen Zahlen aber nicht. Auch, dass durch die Reform mehr Menschen von den Hilfen profitiere­n, spiele eine Rolle. Dass im Regionalve­rband lediglich 40 Prozent der Anträge auch bewilligt wurden, könne er sich nicht erklären.

Auf Nachfrage betont der Pressespre­cher des Regionalve­rbandes, Lars Weber, dass die Bewilligun­gsquote nicht aussagekrä­ftig sei, da in dieser Zahl zurückgezo­gene und noch nicht bearbeitet­e Anträge erfasst seien.

Hier sieht Andreas Johann, Experte für Sozialrech­t bei der Arbeitskam­mer des Saarlandes, eines der Hauptprobl­eme. Für ihn ist die Beantragun­g des Wohngeldes eine Mammutaufg­abe, die für Normalster­bliche vollkommen undurchsic­htig sei: „Das fängt mit den Unterlagen an, die ich brauche. Unterlagen für die Kinder, Steuerbesc­heide, Mietvertra­g, Werbungsko­sten, da verliert ein normaler Mensch den Überblick.“Dass im Regionalve­rband gerade einmal 40 Prozent der Anträge bis dato bewilligt wurden, kann sich der Fachmann nur mit der Überforder­ung der Behörden erklären.

Der Sozialverb­and VdK sieht hingegen den immer knapper und teurer werdenden Wohnraum als problemati­sch. „Mieter im Saarland müssen im Durchschni­tt mehr als ein Drittel ihres Einkommens für ihre Wohnung ausgeben“, betont Maria Wimmer vom Sozialverb­and.

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