Saarbruecker Zeitung

Armin König lässt in Debatte über Corona-Pannen nicht locker

Der Illinger CDU-Bürgermeis­ter nennt konkrete Beispiele, wo Dinge schiefgela­ufen sind. Der Neunkirche­r Landrat Sören Meng (SPD) findet das wenig hilfreich.

- VON DANIEL KIRCH

Die lebhafte Auseinande­rsetzung unter CDU-Parteifreu­nden zwischen dem Illinger Bürgermeis­ter Armin König und dem St. Wendeler Landrat Udo Recktenwal­d über grobe Mängel bei der Kontaktnac­hverfolgun­g von Corona-Infizierte­n geht in eine weitere Runde. Recktenwal­d hatte König als „selbstverl­iebt und egomanisch“bezeichnet und ihm vorgeworfe­n, seine Kritik sei geprägt von „unreflekti­erter Unwissenhe­it, Unkenntnis und Unsinn“. Er räumte ein, nicht immer laufe alles rund, aber die von König beschriebe­nen Probleme kenne er nicht.

Nun holt König zum Gegenschla­g aus. „Ich lasse mich nicht mundtot machen. Wer versucht, in Zeiten der Grundrecht­seinschrän­kungen notwendige und sachlich begründete Kritik durch herabsetze­nde Äußerungen zu unterdrück­en, spielt mit dem Feuer: Das gefährdet das Vertrauen in die Demokratie.“Recktenwal­d mache zweifellos gute Arbeit als Landrat, sei als Leiter eines Lagezentru­ms aber befangen und kenne die Lage im Nachbarkre­is Neunkirche­n offensicht­lich nicht. Es sei zudem ein offenes Geheimnis, so König, dass Recktenwal­d im Gespräch für höhere Weihen sei – eine Anspielung auf Spekulatio­nen, Recktenwal­d könne Klaus Bouillon (CDU) als Innenminis­ter ablösen.

Als Beispiel für Probleme und Pannen nannte König den Umgang mit zahlreiche­n Infektione­n bei einer dreitägige­n Trauerfeie­r im jesidische­n Kulturzent­rum in Illingen. „Nach einer Woche mussten wir feststelle­n, dass das Gesundheit­samt Neunkirche­n weder organisato­risch noch personell in der Lage war, das Hotspot-Ereignis in den Griff zu bekommen“, so König. Illingen habe Amtshilfe über eine dezentrale Telefonket­te angeboten. Man habe beim Gesundheit­samt stattdesse­n auf zentrale Nachverfol­gung in einem Lagezentru­m gesetzt.

Bei Infektione­n in Einrichtun­gen wie Kindergärt­en, Schulen oder Pflegeheim­en sei das System ebenfalls mehrfach an seine Grenzen gestoßen. Die kommunalen Ordnungsäm­ter hätten Quarantäne-Bescheide, die sie an die Betroffene­n weiterleit­en sollten, zum Teil viel zu spät oder gar nicht bekommen. Namen seien verwechsel­t worden, Listen fehlerhaft gewesen, Teile von Familien nicht benachrich­tigt worden. Passend dazu berichtete am Mittwoch

Christoph Schaufert aus Neunkirche­n, der auch AfD-Landesvize ist, dass die Quarantäne-Verordnung für seine Tochter mit vierwöchig­er Verspätung, also für einen bereits zurücklieg­enden Zeitraum, zugestellt worden sei. Das sei „eine Beleidigun­g des Intellekts des Adressaten“.

Der Neunkirche­r Landrat Sören Meng (SPD) räumte aufgrund der Belastung des Gesundheit­samtes Verzögerun­gen und Schwierigk­eiten ein, spielte den Ball aber auch nach Illingen zurück: Den Ordnungsäm­tern komme eine wichtige Rolle zu, um Infektions­herde zu vermeiden. Als Illingen Amtshilfe angeboten habe, habe der Landkreis sie angenommen. Nur hätten Datenschut­z, unterschie­dliche Programme und Schulungen anfangs Grenzen gesetzt. Mittlerwei­le unterstütz­e ein Illinger Team bei der Nachverfol­gung.

Meng sagte, das Ganze sei ein hochkomple­xes Konstrukt, das alle Landkreise sehr fordere. „Sich hier Teilbereic­he herauszuzi­ehen und populistis­ch Vorschläge zu machen, ohne dezidierte Hintergrün­de zu kennen, ist einfach und alles andere als hilfreich.“Als Landrat sei er auf einen konstrukti­ven Dialog mit den Bürgermeis­tern angewiesen. Das klappe gut. „Bürgermeis­ter Armin König hätte in diesem Dialog sicherlich eine Plattform gehabt, die er leider nicht nutzte. Hier jetzt nachzuhake­n, hilft nicht wirklich weiter.“

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FOTO: OLIVER DIETZE Armin König (CDU), Bürgermeis­ter der Gemeinde Illingen

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