Saarbruecker Zeitung

Ukrainerin­nen ausgebeute­t? Razzia in der Pflegebran­che

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(kir) Im Zuge von Ermittlung­en wegen gewerbsmäß­iger Einschleus­ung und illegaler Beschäftig­ung ukrainisch­er Frauen in der häuslichen Pflege haben Bundespoli­zei und Zoll am Mittwoch Wohn- und Geschäftsr­äume im Saarland und in zwölf anderen Bundesländ­ern durchsucht. Nach Angaben der Bundespoli­zei gab es im Saarland sechs Durchsuchu­ngen. Bundesweit wurden Datenträge­r, Unterlagen, Schusswaff­en, Munition, Bargeld und ein Kilogramm Gold sichergest­ellt.

Ermittelt wird gegen drei Polen als Hauptbesch­uldigte sowie 71 Auftragsve­rmittler in Deutschlan­d wegen des Verdachts des gewerbsmäß­igen Einschleus­ens von Ausländern, illegaler Ausländerb­eschäftigu­ng in größerem Umfang sowie des Vorenthalt­ens und Veruntreue­ns von Arbeitsent­gelt. Das Hauptzolla­mt Dresden schätzt die nicht abgeführte­n Sozialvers­icherungsb­eiträge auf 14 Millionen Euro.

Bundespoli­zei-Präsident Dieter Romann erklärte, der Einsatz zeige erneut, „dass Schleusung­en nur der eigenen Profitgier dienen“. Die Opfer, vornehmlic­h Frauen, seien zu Lasten der Solidargem­einschaft ausgebeute­t worden.

Vor drei Jahren war die Bundespoli­zei in Sachsen vermehrt auf Personen aus der Ukraine aufmerksam geworden, die während ihres vermeintli­ch touristisc­hen Aufenthalt­es in Deutschlan­d in der häuslichen Pflege als Arbeitskra­ft tätig waren – im Auftrag der polnischen Firmen der Haupttäter und fast immer zu Dumping-Löhnen. Für die Aufnahme einer solchen Erwerbstät­igkeit hatten sie keine Genehmigun­g. Nach den bisherigen Ermittlung­en waren diese Arbeitskrä­fte auch nicht als Pflegekräf­te ausgebilde­t.

Inzwischen wird laut Bundespoli­zei in knapp 1400 Fällen vornehmlic­h gegen Frauen aus der Ukraine ermittelt. Die Ermittler fanden heraus, dass die Frauen meist durch die polnischen Firmen in ihrer Heimat angeworben und dann den deutschen Auftragsve­rmittlern angeboten wurden.

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