Die Musikhochschule wird zur Großbaustelle
Der Sanierungsstau an der Musikhochschule wird mit sechs Millionen Euro behoben. Dafür muss sie umziehen. Ideen, sie an einen neuen Standort zu verlagern, sind vom Tisch.
Anfang der Woche haben die Regierungsfraktionen letzte Details für den Doppelhaushalt 2021/22 festgelegt – die Kultur war dabei die große Gewinnerin, hier vor allem die ländliche Breiten- sowie die Kinder- und Jugendkultur (die SZ berichtete). Zugleich und überraschend kann sich aber auch eine große Institution freuen: die Hochschule für Musik (HfM). Für sie neigt sich eine jahrelange Sanierungs-Hängepartie dem Ende zu. Wie die SZ erfuhr, haben sich CDUund SPD-Fraktion darauf geeinigt, das Bauvorhaben HfM, das seit Jahren auf Realisierung wartet, jetzt prioritär zu behandeln. Rund sechs Millionen Euro sind dafür bereitgestellt, 2022 könnte es losgehen.
Womit? Es geht um eine Grundsanierung und Neuertüchtigung der Gebäude in der Saarbrücker Bismarckstraße direkt neben der Modernen Galerie. Die Bausubstanz der beiden Hochschul-Häuser – das Hauptgebäude stammt von 1971, der Erweiterungs-Bau von 1988 – gilt als marode. Eine neue Klimaanlage wird benötigt, außerdem müssen neue Brandschutzverordnungen umgesetzt werden. Wie dringlich dies alles ist, zeigt, dass bereits vor zehn Jahren der damalige Rektor Professor Thomas Duis Investitionen
forderte, um den Substanzverfall zu stoppen. Dessen Nachfolger Professor Wolfgang Mayer stritt sogar um mehr, forderte einen Teil-Neubau samt Raumzuwachs für die gewachsene Zahl an Studierenden (480) und Lehrenden (150). Er argumentierte, auch durch die Ausweitung des Studienangebotes – 14 Studiengänge kamen hinzu – ergebe sich ein Raum-Mehrbedarf. Ein Plus an 1000 Quadratmetern hielt Mayer für angemessen.
Zu anspruchsvolle Wünsche? Wie groß die Not war und ist, zeigte sich allein daran, wie viele Zusatz-Räumlichkeiten und Ausweich-Quartiere für die HfM in den vergangenen Jahrzehnten hergerichtet und angemietet werden mussten: Die Alte Kirche gegenüber dem Staatstheater,
Professor Wolfgang Mayer
die ehemalige Schillerschule und Ex-Landesgalerie neben dem Saarländischen Künstlerhaus. Die Hochschulleitung wich in einen Zweckbau auf der anderen Straßenseite der HfM aus. Die Politik versprach: Das sind Interimslösungen. Doch es tat sich nichts. Immerhin nachgedacht wurde, etwa über einen Abriss und Neubau am jetzigen Standort, der hätte rund 25 Millionen Euro gekostet. Doch welcher Politiker hätte sich just in Wurfnähe zum „Skandalbau“Vierter Pavillon eine zweite Großbau-Aktion ans Bein binden wollen? Dem Vernehmen nach war deshalb auch eine Verlagerung der HfM auf den Universitäts-Campus in Dudweiler im Gespräch. Doch weil dies eine Lücke in die Kulturmeile gerissen hätte, wurde dieses Modell
„Die HfM ist jetzt einfach mal dran.“
bei seinem Ausscheiden als Rektor
nicht weiter verfolgt.
Doch selbst jetzt ist nach SZ-Informationen durch die nun getroffenen Verabredungen kein wirklicher Befreiungsschlag in Aussicht, der die Sanierung mit einer Erweiterung verknüpfen würde. Dies bestätigt der Vorsitzende des Landtags-Kulturausschusses Frank Wagner (CDU) auf Nachfrage. Gleichwohl betont er: „Beide Fraktionen haben sich darauf verständigt, es darf keine Sparlösung
geben.“Wagner schließt nicht aus, dass es während der Planungen noch zu Veränderungen und Ausweitungen der Gesamtbaumaßnahme kommen könnte. „Vorrangig ist jetzt aber erst einmal das Signal, dass die Stagnation zu Ende ist und endlich etwas für die HfM getan wird. Die Wichtigkeit des Themas wollen wir beim Haushaltsplenum im Dezember durch einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen betonen und vom Parlament diskutieren lassen.“
Diese „Hauptsache-es-geht-voran“-Linie bestätigt auch Jürgen Renner, der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Ihn haben die bisher diskutierten Ideen zu Erweiterungen am jetzigen Standort, etwa durch die Überbauung des Platzes über dem Parkhaus zwischen Staatstheater und HfM, nicht überzeugt: „Das schien mir noch unausgegoren“, sagt er.
Was aber bedeutet dies alles für die HfM? Die Blütenträume von einem (Teil-)Neubau sind politisch nicht gereift. Die Leitung wird das Jahr 2021 mit Umzugsvorbereitungen verbringen, denn die Generalsanierung ist bei laufenden Betrieb unmöglich. Ausweich-Quartiere sind laut Wagner und Renner bereits gefunden: in der nahe gelegenen Bleichstraße sowie in der Ursulinenstraße (Gebäude der Landesbank).