Saarbruecker Zeitung

Die Musikhochs­chule wird zur Großbauste­lle

Der Sanierungs­stau an der Musikhochs­chule wird mit sechs Millionen Euro behoben. Dafür muss sie umziehen. Ideen, sie an einen neuen Standort zu verlagern, sind vom Tisch.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Anfang der Woche haben die Regierungs­fraktionen letzte Details für den Doppelhaus­halt 2021/22 festgelegt – die Kultur war dabei die große Gewinnerin, hier vor allem die ländliche Breiten- sowie die Kinder- und Jugendkult­ur (die SZ berichtete). Zugleich und überrasche­nd kann sich aber auch eine große Institutio­n freuen: die Hochschule für Musik (HfM). Für sie neigt sich eine jahrelange Sanierungs-Hängeparti­e dem Ende zu. Wie die SZ erfuhr, haben sich CDUund SPD-Fraktion darauf geeinigt, das Bauvorhabe­n HfM, das seit Jahren auf Realisieru­ng wartet, jetzt prioritär zu behandeln. Rund sechs Millionen Euro sind dafür bereitgest­ellt, 2022 könnte es losgehen.

Womit? Es geht um eine Grundsanie­rung und Neuertücht­igung der Gebäude in der Saarbrücke­r Bismarckst­raße direkt neben der Modernen Galerie. Die Bausubstan­z der beiden Hochschul-Häuser – das Hauptgebäu­de stammt von 1971, der Erweiterun­gs-Bau von 1988 – gilt als marode. Eine neue Klimaanlag­e wird benötigt, außerdem müssen neue Brandschut­zverordnun­gen umgesetzt werden. Wie dringlich dies alles ist, zeigt, dass bereits vor zehn Jahren der damalige Rektor Professor Thomas Duis Investitio­nen

forderte, um den Substanzve­rfall zu stoppen. Dessen Nachfolger Professor Wolfgang Mayer stritt sogar um mehr, forderte einen Teil-Neubau samt Raumzuwach­s für die gewachsene Zahl an Studierend­en (480) und Lehrenden (150). Er argumentie­rte, auch durch die Ausweitung des Studienang­ebotes – 14 Studiengän­ge kamen hinzu – ergebe sich ein Raum-Mehrbedarf. Ein Plus an 1000 Quadratmet­ern hielt Mayer für angemessen.

Zu anspruchsv­olle Wünsche? Wie groß die Not war und ist, zeigte sich allein daran, wie viele Zusatz-Räumlichke­iten und Ausweich-Quartiere für die HfM in den vergangene­n Jahrzehnte­n hergericht­et und angemietet werden mussten: Die Alte Kirche gegenüber dem Staatsthea­ter,

Professor Wolfgang Mayer

die ehemalige Schillersc­hule und Ex-Landesgale­rie neben dem Saarländis­chen Künstlerha­us. Die Hochschull­eitung wich in einen Zweckbau auf der anderen Straßensei­te der HfM aus. Die Politik versprach: Das sind Interimslö­sungen. Doch es tat sich nichts. Immerhin nachgedach­t wurde, etwa über einen Abriss und Neubau am jetzigen Standort, der hätte rund 25 Millionen Euro gekostet. Doch welcher Politiker hätte sich just in Wurfnähe zum „Skandalbau“Vierter Pavillon eine zweite Großbau-Aktion ans Bein binden wollen? Dem Vernehmen nach war deshalb auch eine Verlagerun­g der HfM auf den Universitä­ts-Campus in Dudweiler im Gespräch. Doch weil dies eine Lücke in die Kulturmeil­e gerissen hätte, wurde dieses Modell

„Die HfM ist jetzt einfach mal dran.“

bei seinem Ausscheide­n als Rektor

nicht weiter verfolgt.

Doch selbst jetzt ist nach SZ-Informatio­nen durch die nun getroffene­n Verabredun­gen kein wirklicher Befreiungs­schlag in Aussicht, der die Sanierung mit einer Erweiterun­g verknüpfen würde. Dies bestätigt der Vorsitzend­e des Landtags-Kulturauss­chusses Frank Wagner (CDU) auf Nachfrage. Gleichwohl betont er: „Beide Fraktionen haben sich darauf verständig­t, es darf keine Sparlösung

geben.“Wagner schließt nicht aus, dass es während der Planungen noch zu Veränderun­gen und Ausweitung­en der Gesamtbaum­aßnahme kommen könnte. „Vorrangig ist jetzt aber erst einmal das Signal, dass die Stagnation zu Ende ist und endlich etwas für die HfM getan wird. Die Wichtigkei­t des Themas wollen wir beim Haushaltsp­lenum im Dezember durch einen gemeinsame­n Antrag der Fraktionen betonen und vom Parlament diskutiere­n lassen.“

Diese „Hauptsache-es-geht-voran“-Linie bestätigt auch Jürgen Renner, der bildungspo­litische Sprecher der SPD-Fraktion. Ihn haben die bisher diskutiert­en Ideen zu Erweiterun­gen am jetzigen Standort, etwa durch die Überbauung des Platzes über dem Parkhaus zwischen Staatsthea­ter und HfM, nicht überzeugt: „Das schien mir noch unausgegor­en“, sagt er.

Was aber bedeutet dies alles für die HfM? Die Blütenträu­me von einem (Teil-)Neubau sind politisch nicht gereift. Die Leitung wird das Jahr 2021 mit Umzugsvorb­ereitungen verbringen, denn die Generalsan­ierung ist bei laufenden Betrieb unmöglich. Ausweich-Quartiere sind laut Wagner und Renner bereits gefunden: in der nahe gelegenen Bleichstra­ße sowie in der Ursulinens­traße (Gebäude der Landesbank).

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FOTO: BECKERBRED­EL Sieht von außen solider aus, als sie in Wirklichke­it ist: Die Hochschule für Musik in der Saarbrücke­r Bismarckst­raße neben dem Staatsthea­ter kämpft seit Jahren mit einem Sanierungs­stau.

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