Saarbruecker Zeitung

Ein Corona-Bekämpfer im Ehrenamt

Mediziner Dr. Stefan Schuh hilft im Gesundheit­samt, die Kontaktper­sonen von Infizierte­n zu finden.

- VON FRANK BREDEL

Zu den ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn, die im Saarbrücke­r Gesundheit­samt gegen die Corona-Pandemie kämpfen, gehört ein Völklinger Mediziner. Dr. Stefan Schuh (58) ist seit einem schweren Reitunfall körperlich behindert und hat seinen Beruf weitgehend aufgegeben. Dem Aufruf des Gesundheit­samtes nach Freiwillig­en folgte er aber und engagiert sich in der Kontaktnac­hverfolgun­g.

Dr. Stefan Schuh zur Corona-Lage im

Großraum Saarbrücke­n

Schuh ist ein Glücksfall für das Amt, denn als Arzt kann er medizinisc­he Fragen von Betroffene­n kompetent beantworte­n. Schuh studierte in Heidelberg und Hamburg Medizin, schloss sein Studium in Homburg ab und war Assistent bei Prof. Heinrich Hess in Saarlouis, einer Kapazität in der Sportmediz­in.

Über Hess wurde Schuh schließlic­h Mannschaft­sarzt des Deutschen Fußballbun­des (DFB) und betreute bis 2008 die U16- bis U21-Nationalma­nnschaften des DFB unter Bundestrai­ner

Dieter Eilts. „Dann kam Matthias Sammer zum DFB und wollte Eilts loswerden. Da musste auch ich gehen“, sagt Schuh und übernahm bis zu seinem Unfall 2012 eine privatärzt­liche Praxis in Stuttgart.

„Der Sturz vom Pferd war ein lebensbedr­ohlicher Unfall. Ich brach mir das Genick und zwei Halswirbel, danach kam es zu Behandlung­sfehlern, die heute noch vor Gericht verhandelt werden. Ich machte zwei Jahre eine völlige Pause, dann begann ich aufgrund der eigenen Erfahrunge­n, Anwälte bei Medizinrec­htsverfahr­en zu beraten“, erzählt Schuh, der gerade den Fall des Saarbrücke­r Sportlers Stefan Schmidt betreut hat. Der junge Mann verlor ein Bein durch Behandlung­sfehler und gewann seinen Prozess in der vorigen Woche vor dem Landgerich­t. 100 000 Euro Schmerzens­geld und die Erstattung aller Kosten muss die verurteilt­e Klinik leisten.

Im Ehrenamt ist Schuh nun auch noch beim Gesundheit­samt und kümmert sich dort um die Schulen: „Wenn morgens die Liste der positiv Getesteten vorliegt, suche ich nach den Jüngsten und übernehme deren Bearbeitun­g“, sagt Schuh, der die Quarantäne­maßnahmen für Kindergärt­en und Schulen bearbeitet. „Ich rufe dann an, wobei die meisten schon vom Labor

„Im Regionalve­rband haben wir flächendec­kend Probleme in den

Schulen.“

informiert wurden. Ich frage nach den relevanten Kontaktper­sonen und beurteile, welche Quarantäne­maßnahmen angemessen sind. Im Regionalve­rband haben wir flächendec­kend Probleme in den Schulen. Das größte Problem sind dabei völlig symptomlos­e, aber Corona-positive Kinder und Jugendlich­e. Die fallen nur auf, wenn sie selbst als Kontaktper­sonen zu einem Test kommen. In den betroffene­n Familien haben wir dann meist 100 Prozent Corona“, sagt der Arzt, der sich weiter engagieren möchte.

Die Corona-Pandemie sei ein ernstes gesundheit­liches Risiko, eine qualifizie­rte Nachverfol­gung nach wie vor das Mittel der Wahl, um sie zu bekämpfen, solange man auf die Impfungen wartet.

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FOTO: BECKERBRED­EL Dr. Stefan Schuh aus Völklingen hilft dem Gesundheit­samt als Ehrenamtli­cher in der Corona-Krise.

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