Saarbruecker Zeitung

Verschenkt­e Punkte vor dem Derby

Fußball-Drittligis­t 1. FC Saarbrücke­n bleibt trotz eines erneuten Remis Spitzenrei­ter. Am Sonntag kommt der FCK.

- VON PATRIC CORDIER

„Ich bin gerade sehr stolz, Trainer dieser geilen Mannschaft zu sein“, sagte Lukas Kwasniok vom 1. FC Saarbrücke­n nach dem 1:1 (0:1) des souveränen Tabellenfü­hrers der 3. Fußball-Liga beim FC Türkgücü München am Dienstagab­end. „Spielen die immer so geil?“, fragte ein Münchner Journalist

Markus Mendler

zur Halbzeit-Pause im riesigen, aber leeren Olympiasta­dion.

Dabei lag der FCS zu diesem Zeitpunkt zurück. Mit einem langen Ball war die komplette Hintermann­schaft ausgehebel­t, Türkgücü-Spielmache­r und Unruheherd Sercan Sararer legte Mounir Bouziane das 1:0 (9. Minute) auf. Das ging viel zu leicht. Und damit war Kwasnioks taktische Idee, mit der Innenverte­idigung Marin Sverko/Anthony Barylla zu spielen und Steven Zellner ins Mittelfeld zu ziehen, früh gescheiter­t. Kwasniok änderte dies denn auch umgehend.

Sverkos Status als U23-Spieler ist derweil immer noch nicht vom DFB bestätigt, Kwasniok hatte aber mit Nicklas Shipnoski, Jayson Breitenbac­h, Lukas Schleimer und Marius Köhl auch so die U23-Regel eingehalte­n. Der später so stolze Trainer verzichtet­e dafür auf Timm Golley und Boné Uaferro im Kader. „Timm hat seit Wochen Probleme mit der Patellaseh­ne, kann keine drei Spiele in einer Woche machen“, erklärte Kwasniok: „Boné musste nach seiner Verletzung sehr früh wieder spielen.“Man wolle ihn nun im Training wieder behutsam an die notwendige körperlich­e und mentale Frische zurückführ­en – eine nette Formulieru­ng für Uaferros zuletzt schwache Leistungen.

Mit den mittlerwei­le verwöhnten saarländis­chen Augen betrachtet, war der FCS erst nach einer halben Stunde so richtig „geil“. Ab da produziert­e der FCS fast minütlich Torgelegen­heiten. Egal ob Sebastian Jacob, der unter anderem den Pfosten traf (37.) oder Maurice Deville. Türkgücüs Trainer Alexander Schmidt reagierte ungewöhnli­ch, brachte Daniele Gabriele noch kurz vor und Ünal Tosun direkt nach der Pause, nahm Tosun dann kurz vor Schluss wieder vom Feld – Höchststra­fe für einen Spieler. „Ich wollte den Spielfluss der Saarbrücke­r unterbrech­en“, begründete Schmidt.

Das gelang nicht. Der FCS kam nach gut einer Stunde zum hochverdie­nten Ausgleich. Sverko hatte das Spiel auf die rechte Seite verlagert, Shipnoski präzise geflankt, und Markus Mendler war mit dem Kopf zur Stelle – das 1:1 (61.) war Mendlers drittes Saisontor. Mendler per Freistoß (68.), aber auch die Münchner Petar Sliskovic (78.) und Aaron Berzel (Lattenschu­ss, 80.) hätten die Partie entscheide­n können. Doch es blieb bei der Punkteteil­ung.

„Wir können damit leben, aber es war mehr drin“, sagte Mendler und zeigte damit die größte Stärke dieser Mannschaft: Geilheit auf Erfolg. „Es waren einfach zwei verschenkt­e Punkte hier“, ärgerte sich Steven Zellner: „Wir müssen jetzt weitermach­en.“Am Sonntag (14 Uhr) kommt der 1. FC Kaiserslau­tern zum Spitzenrei­ter nach Saarbrücke­n. Und auf dieses Spiel ist wirklich ganz Saarbrücke­n geil. Das unterstric­h auch Trainer Kwasniok: „Die Punkte, die wir schon beim 3:3 gegen Wehen Wiesbaden und auch heute haben liegen lassen – es wird Zeit, dass wir uns die gegen Lautern zurückhole­n.“

„Wir können damit leben, aber es war mehr drin.“

Torschütze des FCS in München

 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? FCS-Topstürmer Sebastian Jacob (rechts) gratuliert dem Torschütze­n Markus Mendler nach dessen Treffer zum 1:1 gegen Türkgücü München.
FOTO: SCHLICHTER FCS-Topstürmer Sebastian Jacob (rechts) gratuliert dem Torschütze­n Markus Mendler nach dessen Treffer zum 1:1 gegen Türkgücü München.

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