Verschenkte Punkte vor dem Derby
Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken bleibt trotz eines erneuten Remis Spitzenreiter. Am Sonntag kommt der FCK.
„Ich bin gerade sehr stolz, Trainer dieser geilen Mannschaft zu sein“, sagte Lukas Kwasniok vom 1. FC Saarbrücken nach dem 1:1 (0:1) des souveränen Tabellenführers der 3. Fußball-Liga beim FC Türkgücü München am Dienstagabend. „Spielen die immer so geil?“, fragte ein Münchner Journalist
Markus Mendler
zur Halbzeit-Pause im riesigen, aber leeren Olympiastadion.
Dabei lag der FCS zu diesem Zeitpunkt zurück. Mit einem langen Ball war die komplette Hintermannschaft ausgehebelt, Türkgücü-Spielmacher und Unruheherd Sercan Sararer legte Mounir Bouziane das 1:0 (9. Minute) auf. Das ging viel zu leicht. Und damit war Kwasnioks taktische Idee, mit der Innenverteidigung Marin Sverko/Anthony Barylla zu spielen und Steven Zellner ins Mittelfeld zu ziehen, früh gescheitert. Kwasniok änderte dies denn auch umgehend.
Sverkos Status als U23-Spieler ist derweil immer noch nicht vom DFB bestätigt, Kwasniok hatte aber mit Nicklas Shipnoski, Jayson Breitenbach, Lukas Schleimer und Marius Köhl auch so die U23-Regel eingehalten. Der später so stolze Trainer verzichtete dafür auf Timm Golley und Boné Uaferro im Kader. „Timm hat seit Wochen Probleme mit der Patellasehne, kann keine drei Spiele in einer Woche machen“, erklärte Kwasniok: „Boné musste nach seiner Verletzung sehr früh wieder spielen.“Man wolle ihn nun im Training wieder behutsam an die notwendige körperliche und mentale Frische zurückführen – eine nette Formulierung für Uaferros zuletzt schwache Leistungen.
Mit den mittlerweile verwöhnten saarländischen Augen betrachtet, war der FCS erst nach einer halben Stunde so richtig „geil“. Ab da produzierte der FCS fast minütlich Torgelegenheiten. Egal ob Sebastian Jacob, der unter anderem den Pfosten traf (37.) oder Maurice Deville. Türkgücüs Trainer Alexander Schmidt reagierte ungewöhnlich, brachte Daniele Gabriele noch kurz vor und Ünal Tosun direkt nach der Pause, nahm Tosun dann kurz vor Schluss wieder vom Feld – Höchststrafe für einen Spieler. „Ich wollte den Spielfluss der Saarbrücker unterbrechen“, begründete Schmidt.
Das gelang nicht. Der FCS kam nach gut einer Stunde zum hochverdienten Ausgleich. Sverko hatte das Spiel auf die rechte Seite verlagert, Shipnoski präzise geflankt, und Markus Mendler war mit dem Kopf zur Stelle – das 1:1 (61.) war Mendlers drittes Saisontor. Mendler per Freistoß (68.), aber auch die Münchner Petar Sliskovic (78.) und Aaron Berzel (Lattenschuss, 80.) hätten die Partie entscheiden können. Doch es blieb bei der Punkteteilung.
„Wir können damit leben, aber es war mehr drin“, sagte Mendler und zeigte damit die größte Stärke dieser Mannschaft: Geilheit auf Erfolg. „Es waren einfach zwei verschenkte Punkte hier“, ärgerte sich Steven Zellner: „Wir müssen jetzt weitermachen.“Am Sonntag (14 Uhr) kommt der 1. FC Kaiserslautern zum Spitzenreiter nach Saarbrücken. Und auf dieses Spiel ist wirklich ganz Saarbrücken geil. Das unterstrich auch Trainer Kwasniok: „Die Punkte, die wir schon beim 3:3 gegen Wehen Wiesbaden und auch heute haben liegen lassen – es wird Zeit, dass wir uns die gegen Lautern zurückholen.“
„Wir können damit leben, aber es war mehr drin.“
Torschütze des FCS in München