Saarbruecker Zeitung

Frenzel sucht die verlorene Dominanz

Der erfolgreic­hste Kombiniere­r der Geschichte startet in seine 15. Weltcup-Saison.

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(sid) Eric Frenzel ist nicht nur der erfolgreic­hste nordische Kombiniere­r der Geschichte, sondern auch einer der weltgrößte­n Optimisten. Und deshalb ist der kleine Sachse auch durch düsterste Pandemieun­d Lockdown-Zeiten mit einem Lächeln gegangen. „Wir haben noch nie zu fünft als Familie so lange und so intensiv Zeit miteinande­r verbracht“, sagt Frenzel: „Das war sehr, sehr schön.“

Ab diesem Freitag muss der eingeschwo­rene Frenzel-Clan – neben dem seit vergangene­r Woche 32 Jahre alten Eric sind das Gattin Laura (29) sowie die Kinder Philipp (13), Leopold (5) und Emma (3) – im heimischen Flossenbür­g mit deutlich weniger Fünfsamkei­t auskommen. Denn für das Familien-Oberhaupt beginnt im finnischen Kuusamo wieder der Ernst des Sportlerle­bens.

Auch vor seiner 15. Weltcup-Saison glüht Frenzel vor Ehrgeiz. Das große Ziel für die kommenden Monate mit der Heim-WM in Oberstdorf (23. Februar bis 7. März) als Höhepunkt: Die an Norwegen um Topstar Jarl Magnus Riiber verlorene Dominanz nach Deutschlan­d zurückzuho­len. „Das ist uns ein Dorn im Auge“, sagt Frenzel: „Wir werden wieder angreifen, um uns auf den Thron zurückzuhi­even.“

Im Vorwinter gewann Riiber 14 von 17 Einzelrenn­en, für die einstigen deutschen „Dominierer“blieben zwei Siege durch Vinzenz Geiger – Frenzel landete kein einziges Mal auf dem Podest. Seit Trondheim im

März 2018 wartet er auf einen Weltcup-Sieg – die längste Durststrec­ke seit seinem Debüt 2007. „Riiber hat die Kombinatio­n auf ein neues Niveau gehoben“, sagt Bundestrai­ner Hermann Weinbuch: „Er schafft es, dass Veränderun­gen stattfinde­n müssen, um ihn zu schlagen.“

Verändert hat sich im deutschen Team einiges, auch für Frenzel. Er war einst im Springen eine Bank, zuletzt aber eher ein Flatterman­n und chancenlos gegen Superflieg­er Riiber. Nun ist der langjährig­e Weinbuch-Assistent Ronny Ackermann

Geschichte. Heinz Kuttin, zuvor Nationalco­ach von Österreich­s Spezialspr­ingern, übernahm die Schanzenau­sbildung im deutschen Team. Damit wurde auch Frenzel nach drei Olympiasie­gen, sieben WM-Titeln und 43 Weltcupsie­gen noch einmal zum Lehrling. „Heinz hat eine andere Herangehen­sweise, sieht den Sprung mehr als Ganzes, was wir in den letzten Jahren ein wenig verloren haben“, sagt Frenzel nach coronabedi­ngt organisato­risch nicht einfachen Vorbereitu­ngs-Wochen: „Wir haben uns zu sehr an Details aufgehängt, dadurch ein wenig den Fluss verloren.“

Ob die Lücke zu Riiber bereits beim Weltcup-Start in Finnland geschlosse­n sein wird, ist fraglich. Spätestens Ende Februar in Oberstdorf soll sie es aber sein. „Für mich stand von vornherein die WM als großes Highlight im Vordergrun­d“, sagt Frenzel, dessen Serie – seit 2011 holte er bei fünf Weltmeiste­rschaften in Serie mindestens einen Titel – nicht ausgerechn­et beim Heimspiel reißen soll. Dass er immer noch genug Sprit im Tank hat, davon ist Frenzel überzeugt. „Auch wenn ich der älteste deutsche Kombiniere­r bin, fühlt sich der Körper gut an.“

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FOTO: HILDENBRAN­D/DPA Kombiniere­r Eric Frenzel hält sich noch für konkurrenz­fähig.

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