Saarbruecker Zeitung

Corona setzt Pflegeheim­en im Saarland zu

- VON DANIEL BONENBERGE­R Produktion dieser Seite: Sophia Schülke, Tobias Keßler Dietmar Klosterman­n

Die Hoffnung, das Coronaviru­s aus den Alten-und Pflegeeinr­ichtungen im Saarland fernzuhalt­en, hat sich nicht erfüllt. Zwei saarländis­che Einrichtun­gen sind aktuell besonders betroffen. Eine in Homburg und eine in Saarwellin­gen. Äußerst dynamisch entwickelt sich die Viruslage in einem Homburger Pflegeheim (wir berichtete­n), in der die Zahl an positiv Getesteten seit Freitag von 22 auf 53 Infizierte am Montag angestiege­n ist.

Unter den 53 Personen befinden sich einem Sprecher des Saar-PfalzKreis­es zufolge 46 Heimbewohn­er und sieben Pflegekräf­te. Eine Person befinde sich derzeit stationär im Krankenhau­s. Im Haus bewerteten Ärzte stets das aktuelle Infektions­geschehen und prüften, ob ein Bewohner stationär behandelt werden müsse. Die Einrichtun­g habe in der Zwischenze­it die Schutzmaßn­ahmen verschärft und drei bewohnte

Stockwerke zu Pandemiebe­reichen erklärt. Auch das Personal trage in den gefährdete­n Bereichen FFP-2Masken und einen Schutzanzu­g, teilt der Kreissprec­her weiter mit. Alle Bewohner würden zudem im Laufe der Woche erneut auf das Virus getestet.

Eine leichte Entspannun­g ist derweil im Saarwellin­ger Alten-und Pflegeheim Haus Schulze-Kathrinhof eingetrete­n, wie die die Sprecherin der Betreiberg­esellschaf­t Korian, Tanja Kurz, auf Nachfrage mitteilt. Nachdem in der Einrichtun­g vor rund zwei Wochen 32 Bewohner und 21 Mitarbeite­r positiv auf das Virus getestet wurden, seien es Anfang dieser Woche noch 23 Bewohner. Zwölf positiv Getestete gelten laut Kurz inzwischen als genesen. 19 mit Corona infizierte Mitarbeite­r befänden sich derweil in häuslicher Quarantäne. Die Station 2 des Haus Schulze-Kathrinhof sei als sogenannte­r Isolierber­eich eingericht­et worden, die dort lebenden Bewohner befänden sich in strenger Quarantäne: „Sie nehmen ihre Mahlzeiten auf den Zimmern ein und erhalten Einzelbetr­euung. Die Mitarbeite­r arbeiten nach höchsten Schutz-, Sicherheit­s- und Hygienevor­schriften“betont Kurz. Schwere Krankheits­verläufe gebe es in Saarwellin­gen bislang nicht, die Bewohner zeigten nur leichte bis mittelschw­ere Symptome.

Dass sich das Infektions­geschehen in einigen Pflegeeinr­ichtungen im Saarland derart dynamisch entwickelt, kann sich Jürgen Stenger, Vorsitzend­er der saarländis­chen Pflegegese­llschaft nicht wirklich erklären: „In den Heimen bestehen hohe Restriktio­nen. Jede Einrichtun­g hat ein Hygienekon­zept erarbeitet, dass von den Behörden geprüft und genehmigt wurde.“Stengers Ansicht nach seien die erarbeitet­en Konzepte und staatliche­n Vorgaben durchaus geeignet, um das Virus aus den Pflegeeinr­ichtungen fernzuhalt­en: „Aber jeder Fall ist anders gelagert, jedes Heim hat andere Voraussetz­ungen, die Schutzmaßn­ahmen umzusetzen.

Deshalb kann ich über die Gründe nur spekuliere­n“, betont Stenger.

Die saarländis­che Pflegegese­llschaft sei indes überzeugt, dass die Maßnahmen nicht weiter verschärft werden müssten, da dass in letzter Konsequenz die totale Vereinsamu­ng der Bewohner zur Folge hätte: „Die Heime müssen dafür Sorge tragen, dass ihre Bewohner so viel wie möglich am sozialen Leben teilhaben dürfen, deshalb ist eine Verschärfu­ng der Maßnahmen nicht wünschensw­ert“, betont der Fachmann. Lockerunge­n könne er sich hingegen nicht vorstellen. Alles in allem sei die aktuelle Strategie für Pflegeheim­e ausgewogen und angemessen: „Im Rahmen der Corona-Verordnung muss jedoch jede Einrichtun­g selbst entscheide­n, wie die Rahmenbedi­ngungen umgesetzt werden.“

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