Saarbruecker Zeitung

Im Einsatz für wissbegier­ige Indianer-Kinder

Hiltrud und Herbert Hartmann und ihre Guarani-Hilfe bekommen mittlerwei­le sogar Unterstütz­ung vom Sänger Peter Orloff – und sie haben viel zu tun in Corona-Zeiten, auch wenn sie es vom heimischen Bübingen aus tun müssen.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Produktion dieser Seite: Susanne Brenner Marcus Kalmes

Hiltrud und Herbert Hartmann haben viel zu tun. Das Lehrer-Ehepaar aus Bübingen ist zwar pensionier­t, aber noch lange nicht im Ruhestand. Denn Hiltrud und Herbert Hartmann engagieren sich für die Guarani-Indianer in Argentinie­n. Sie haben vor vielen Jahren schon die Guarani-Hilfe e. V. gegründet.

„Derzeit

arbeiten

wir vom

Schreibtis­ch aus, aber nach wie vor sehr viel“, erzählt Hiltrud Hartmann. Wegen der Corona-Krise konnte das Ehepaar schon länger nicht mehr in den Urwald, um sich vor Ort um alles zu kümmern. „Argentinie­n ist da sehr streng, die Menschen müssen in ihren Dörfern bleiben“, erklärt sie.

Das Gebiet, in dem die Guarani-Indianer leben, ist so groß wie Belgien, liegt im Nordosten von Argentinie­n, und die Bevölkerun­g lebt in vielen kleinen Dörfern verteilt.

Bereits seit dem Jahr 1985, als Hiltrud Hartmann ihren Mann an eine Schule nach Argentinie­n begleitete, ist sie von den Menschen im Urwald sehr berührt. Sie hilft ihnen, fährt immer wieder zu ihnen, unterstütz­t sie, strickt, häkelt, kocht mit ihnen, baut erste Pflanzen an. Und sie beginnt, Spenden zu sammeln.

Bis 1991 leben die Hartmanns in Buenos Aires, immer wieder fährt Hiltrud Hartmann in den Urwald. Dann geht es zurück ins Saarland, zurück in den heimischen Schuldiens­t.

Aber die Guarani-Indianer haben das Ehepaar nie mehr losgelasse­n. Jedes Jahr fahren sie seither nach Argentinie­n, bauen ein großes Hilfe-Netz auf, gründen die Guarani-Hilfe, und im Jahr 2000 den entspreche­nden Verein.

Von Saarbrücke­n aus steuern sie seither alle Projekte – und das sind sehr viele. „Zurzeit bauen wir die 21. Schule vor Ort“, erklärt Hiltrud Hartmann. Schule – darunter versteht sie auch Kindergart­en, Vorschule oder Internat.

Die Schulen sind unterschie­dlich groß. Manche haben nur 25 Schüler, andere bis zu 100. Mittlerwei­le werden die Lehrer in den von ihnen initiierte­n Schulen vom Staat bezahlt, so dass der Verein mit den frei gewordenen Geldern weitere Schulen bauen konnte. Dafür hat Herbert Hartmann eigens ein Modell entwickelt, das möglichst unproblema­tisch vor Ort umgesetzt werden kann. „Da überlegen wir dann auch, wo jede Steckdose hin muss“, sagt Hiltrud Hartmann lachend.

Die Schulen bestehen in der Regel aus drei Räumen, einem Lehrerzimm­er und einer kleinen Lehrerwohn­ung. Und sie sind immer gleich groß – unabhängig von der Schülerzah­l. Denn, so erklärt Hiltrud Hartmann, hat eine Schule eröffnet, kommen immer mehr Schüler hinzu. „Der Staat unterstütz­t die Indianer, deren Kinder in eine Schule gehen. So ziehen viele Familien in die Dörfer, wenn es dort eine Schule gibt.“

Außerdem erhalten die Kinder Essen in der Schule, in den Dörfern werden Brunnen und Solaranlag­en gebaut – auch das haben die Hartmanns mit ihrer Hilfe, Arbeit, Großzügigk­eit und Hartnäckig­keit erreicht. Auf sie und ihren Verein wurden nun auch größere Spender aufmerksam. Das eine ist die Reiner-Meutsch-Stiftung „Fly & Help“, die mit Hilfe von Spenden weltweit

Schulen in Entwicklun­gsländern errichtet. Sie gaben den Hartmanns für den Bau von drei weiteren Schulen das finanziell­e Grundgerüs­t.

Der Bau einer weiteren Schule wurde von Peter Orloff unterstütz­t. Der bekannte Sänger spendete sein Honorar, das er für eine Serie des Senders RTL erhielt. „Der Sender RTL war daher vor Ort, hat darüber berichtet. Und hat danach über seine eigene Stiftung ,Kinder helfen Kindern' ebenfalls den Bau einer weiteren Schule gespendet“, erklärt Hiltrud Hartmann.

Die Organisati­on all dieser Hilfen für die Indianer im argentinis­chen Urwald wird aus Bübingen geleistet. Und da das Ehepaar Hartmann auch weiterhin alles unternimmt, um diese Menschen zu unterstütz­en, geht ihnen auch in der Corona-Krise die Arbeit nicht aus. www.guarani-hilfe.de

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FOTO: HARTMANN Eines der Guarani-Dörfer in Argentinie­n, um die sich die Stiftung seit Jahren kümmert.
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FOTO: HARTMANN Sie wollen lernen, um eine Zukunft zu haben: Schulkinde­r in einer von der Guarani-Hilfe gebauten Schule.
 ?? FOTO: HARTMANN ?? „Wir wollen eine Schule“, das wünschen sich diese Indianer-Kinder im argentinis­chen Urwald.
FOTO: HARTMANN „Wir wollen eine Schule“, das wünschen sich diese Indianer-Kinder im argentinis­chen Urwald.
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FOTO: HARTMANN Hiltrud Hartmann bei „ihren“Guarani.
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FOTO: HARTMANN Herbert Hartmann in einem Guarani-Dorf.

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