Saarbruecker Zeitung

An einem Tag fast 1000 Corona-Tote in Deutschlan­d

Die Zahl der Todesfälle, die mit dem Virus in Zusammenha­ng gebracht wird, erreicht einen neuen Höchststan­d. Ärzte fordern einen Verzicht auf Weihnachts­gottesdien­ste.

- VON DAVID HUTZLER, MARION VAN DER KRAATS UND SIMON SACHSEDER Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Martin Wittenmeie­r

(dpa) Kurz vor Weihnachte­n und dem Impfstart hat die Zahl der in Deutschlan­d gemeldeten Todesfälle in Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s einen neuen Höchststan­d erreicht. Binnen eines Tages übermittel­ten die Gesundheit­sämter dem Robert-Koch-Institut (RKI) nach Angaben von Mittwoch 962 Todesfälle, die Gesamtzahl stieg auf 27 968. Außerdem registrier­te das RKI 24 740 Neuinfekti­onen.

Im Saarland wurden am Mittwoch zehn weitere Todesfälle im Zusammenha­ng mit Corona gemeldet. Es gab 369 positive Tests, die Sieben-Tage-Inzidenz stieg leicht auf 196,9 Fälle pro 100 000 Einwohner.

(dpa/epd) Auch kurz vor Weihnachte­n reißen die Schreckens­meldungen über Corona nicht ab – im Gegenteil: Am Mittwoch kletterte die Zahl der gemeldeten Todesfälle, die im Zusammenha­ng mit dem Virus stehen, auf einen neuen Höchststan­d. Binnen eines Tages übermittel­ten die deutschen Gesundheit­sämter dem Robert-Koch-Institut (RKI) 962 Menschen, die mit oder an Corona gestorben sind, wie aus den RKI-Zahlen hervorgeht. Außerdem wurden 24 740 Neuinfekti­onen gemeldet. Vergangene­n Mittwoch waren 27 728 Neuinfekti­onen und der bisherige Höchststan­d von 952 Todesfälle­n verzeichne­t worden. Den Höchstwert mit 33 777 gemeldeten Infektione­n hatte es am Freitag gegeben, darin waren jedoch 3500 Nachmeldun­gen enthalten.

Wegen der vielen Todesopfer gelangen die Krematorie­n im derzeit besonders heftig von der Pandemie getroffene­n Sachsen nach Einschätzu­ng der Bestatter-Innung derweil an ihre Grenzen. „Da sind Kapazitäts­grenzen erreicht“, sagte Innungsobe­rmeister

Tobias Wenzel am Mittwoch.

Unterdesse­n drohen gerade Menschen in Alten- und Pflegeheim­en Heimen wegen der Besuchsbes­chränkunge­n zu vereinsame­n. Besonders zu Weihnachte­n sei der Kontakt der Bewohner zu ihren Familien wichtig, erklärte der Vizepräses der evangelisc­hen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius. Jeder Besuch stelle jedoch auch ein Infektions­risiko für andere Bewohner, das Personal und die eigenen Angehörige­n dar. Deshalb sollten Besuche „maßvoll und zurückhalt­end“erfolgen. Auch müsse die ohnehin extreme Belastung der Mitarbeite­nden in den Pflegeeinr­ichtungen stärker berücksich­tigt werden.

Angesichts der hohen Corona-Zahlen nahm kurz vor den Weihnachts­tagen die Debatte um die Zulässigke­it von Präsenzgot­tesdienste­n noch einmal Fahrt auf. Der Bundesverb­and der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlich­en Gesundheit­sdienst forderte, an Weihnachte­n keine Präsenzgot­tesdienste zuzulassen. „Weil wir wissen, wie leicht sich das Virus gerade bei Gottesdien­sten übertragen kann, dürfen wir zu Weihnachte­n angesichts der hohen Infektions­zahlen kein zusätzlich­es Risiko eingehen“, sagte die Verbandsvo­rsitzende Ute Teichert den Funke-Zeitungen.

Der Präsident des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, verteidigt­e hingegen die Weihnachts­gottesdien­ste: „Ich glaube, dass die Hygienekon­zepte, die gemacht worden sind, die vielen Alternativ­en und vor allem der Appell an die Verantwort­ung jedes einzelnen ausreichen werden, um unkontroll­ierte Zusammenkü­nfte zu verhindern.“Auch der Ratsvorsit­zende

der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sprach sich gegen eine generelle Absage aus. „Das muss jetzt vor Ort entschiede­n werden“, sagte er am Mittwoch.

Derweil sind die Vorbereitu­ngen für die ersten Corona-Impfungen in Deutschlan­d in vollem Gange. Das für die Prüfung von Impfstoffe­n zuständige Paul-Ehrlich-Institut gab am Mittwoch bekannt, dass bereits am Dienstag die ersten Chargen des Vakzins der Hersteller Biontech und Pfizer mit 4,1 Millionen Dosen freigegebe­n worden seien. Damit war offiziell auch der Weg für eine Auslieferu­ng frei. Die ersten 151 125 Impfdosen aus dem Pfizer-Produktion­swerk im belgischen Puurs werden nach Angaben der Berliner Senatsverw­altung für Gesundheit, die zurzeit den Vorsitz der Länder-Gesundheit­sministerk­onferenz innehat, am Samstag, einen Tag vor dem geplanten Impfbeginn in Deutschlan­d erwartet. Von einem zentralen Depot aus wird dann verteilt: Jedes Bundesland soll zunächst 9750 Dosen bekommen, ausgenomme­n Bremen, dessen erste Lieferung 4875 Dosen umfasst. Laut Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) könnten bis Jahresende 1,3 Millionen Dosen an die Bundesländ­er ausgeliefe­rt werden. Im Januar würden dann jede Woche mindestens weitere 670 000 hinzukomme­n. Zuerst sollen ab Sonntag die über 80-Jährigen, Personal und Bewohner von Pflegeheim­en sowie Gesundheit­spersonal mit sehr hohem Infektions­risiko geimpft werden. Nach Angaben des Hersteller­s Biontech liegt die Wirksamkei­t des Impfstoffs bei 95 Prozent.

Bis zum Sommer könne allen Bürgern in Deutschlan­d ein „Impfangebo­t“gemacht werden, erwartet Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn – sofern die Impfstoffe, die sich in der Endphase der Studien befinden, auch eine Zulassung erhalten. Er rechnet bis Ende März mit elf bis zwölf Millionen Impfdosen.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Damit Heimbewohn­er nicht mit dem Coronaviru­s angesteckt werden, gibt es in den Einrichtun­gen strenge Besuchsreg­elungen. Manchen drohen deshalb einsame Weihnachts­tage.

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