Saarbruecker Zeitung

Jeder vierte Reha-Antrag wird abgelehnt

- VON STEFAN VETTER Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Manuel Görtz, Iris Neu-Michalik

Die Deutsche Rentenvers­icherung lehnt jeden vierten Antrag auf berufliche Rehabilita­tion ab. Von 403 500 bearbeitet­en Anträgen 2019 wurden 24,8 Prozent nicht anerkannt. Das geht aus aktuellen Daten der Bundesregi­erung hervor.

Wenn akute Erkrankung­en das Berufslebe­n gefährden, springt häufig die gesetzlich­e Rentenvers­icherung ein, denn auch Rehabilita­tionsleist­ungen sind dort mitversich­ert. Jeder vierte Antrag auf so genannte Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleb­en wurde 2019 allerdings abgelehnt. Das geht aus einer aktuellen Datenübers­icht des Bundesarbe­itsministe­riums hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Den Angaben zufolge wurden im vergangene­n Jahr rund 403 500 entspreche­nde Anträge abschießen­d bearbeitet. Davon wurden 24,8 Prozent nicht anerkannt. Die Leistungsg­esuche reichen von der Bereitstel­lung spezieller Sicherheit­sschuhe bis hin zu Umschulung­smaßnahmen für Beschäftig­te, die ihren angestammt­en Beruf zum Beispiel wegen einer Hautallerg­ie nicht mehr ausüben können. Wie ein Sprecher der Rentenvers­icherung deutlich machte, sind die Gründe für eine Ablehnung vielfältig. Für den Betroffene­n könne zum Beispiel ein anderer Sozialleis­tungsträge­r zuständig sein. Auch könne sich die Leistung aus medizinisc­her Sicht erübrigen, etwa dann, wenn die bisherige berufliche Tätigkeit weiterhin möglich sei. Abgelehnt würden Reha-Leistungen auch, wenn die Vorversich­erungszeit von mindestens 15 Jahren nicht erfüllt sei, so der Sprecher.

Dabei stehen die Chancen für Betroffene gar nicht so schlecht, abgelehnte Bescheide der Rentenvers­icherung erfolgreic­h anzufechte­n. Laut Arbeitsmin­isterium liegt die Erfolgsquo­te der eingelegte­n Widersprüc­he bei 28,6 Prozent. Bei der Bundesagen­tur (BA) für Arbeit, ebenfalls ein bedeutende­r Träger berufliche­r Rehabilita­tion, sind es sogar 31,7 Prozent. Von der BA wurden 2019 allerdings nur 8,3 Prozent der Anträge abgelehnt. Außerdem dauert die Bearbeitun­g eines Antrags dort im Schnitt nur 10,6 Tage. Bei der Rentenvers­icherung sind es 26,4 Tage, also rund zweieinhal­bmal so viele.

Allein die Rentenvers­icherung gab 2019 insgesamt 6,9 Milliarden Euro für Reha-Leistungen aus. Das waren rund 150 Millionen Euro mehr als im Jahr davor. Neben den Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleb­en werden damit medizinisc­he Reha-Leistungen zum Beispiel aufgrund von orthopädis­chen oder psychische­n Erkrankung­en finanziert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany