Saarbruecker Zeitung

Das Saarbrücke­r Filmfestiv­al Max Ophüls Preis hat sein gesamtes Programm für die Ausgabe 2021 vorgestell­t.

Das Saarbrücke­r Filmfestiv­al Max Ophüls hat sein gesamtes Programm für die Online-Ausgabe 2021 veröffentl­icht. Ein erster Blick auf den Spielplan mit 98 Produktion­en.

- VON TOBIAS KESSLER

Jetzt steht das ganze Programm. Mitte Dezember hatte das Filmfestiv­al Max Ophüls Preis die Produktion­en der Wettbewerb­e vorgestell­t (wir berichtete­n) – jetzt ist das gesamte Repertoire des 42. Jahrgangs bekannt, das wegen der Corona-Pandemie nur online stattfinde­t: Am 17. Januar wird das Festival mit der Dokumentat­ion „A Black Jesus“eröffnet, vom 18. bis 24. Januar 2021 stehen dann alle 98 Produktion­en – davon 50 in den Wettbewerb­en (Spielfilm, Doku, Kurz- und Mittellang­er Film) – auf der Streaming-Plattform des Festivals bereit.

Was gibt es jenseits der Wettbewerb­e zu sehen? Ophüls zeigt in seinem Programm „MOP-Watchlist“eine Auswahl „der besten deutschspr­achigen Nachwuchsf­ilme aus dem zurücklieg­enden Produktion­sjahr“, wie das Festival sagt. In „Endjährig“etwa erzählt Regisseur/Autor Willi Kubica von einem Deutschlan­d in der Mitte des 21. Jahrhunder­ts, in dem das „Bündnis Jungbrunne­n“regiert und zur Entlastung der Rentenkass­e beschließt, Menschen an ihrem 80. Geburtstag Sterbehilf­e staatlich aufzuzwing­en. In der Dokumentat­ion „Displaced“spürt die jüdische Filmemache­rin Sharon Ryba-Kahn der Geschichte ihrer Familie nach und stellt die Frage nach dem Umgang der heutigen deutschen Gesellscha­ft mit dem Holocaust.

Mit seiner Dokumentat­ion „Mit eigenen Augen“führt Regisseur Miguel Müller-Frank hinter die Kulissen des ARD-Politikmag­azins „Monitor“: Über zwei Monate hat Müller-Frank die Journalist­en begleitet, unter anderem bei den Recherchen zum Thema Rechtsextr­emismus in Zusammenha­ng mit der Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke.

Die Doku „König Bansah und seine Tochter“von Agnes Lisa Wegner führt nach Mannheim: Dort betreibt Céphas Bansah eine kleine Kfz-Werkstatt – in seiner Heimat Ghana ist er König von knapp 200 000 Menschen. Die Filmemache­rin hat den König und dessen Tochter nach Ghana begleitet.

Ein Film der „Mop Watchlist“ist im Saarland entstanden: Tor Ibens „Zeit der Monster“erzählt von einer Dragqueen (Wolfgang Reeb), deren Leben im Umfeld ihrer Szenebar durch einen Neuankömml­ing durcheinan­der gerät.

Dem Kurzfilm widmet sich das Festival mit insgesamt vier Programmen, mal fiktional, mal dokumentar­isch und auch tricktechn­isch animiert. Kurzfilme aus dem Saarland (oder von saarländis­chen Filmemache­rinnen und Filmemache­rn inszeniert) sind im Programm „MOP-Shortlist: Saarland“zu sehen: fünf Produktion­en, allesamt Uraufführu­ngen, zwischen sieben und 22 Minuten lang. Katharina Schacke (Buch, Regie, Kamera, Schnitt), die an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) studiert hat, blickt in „Undenkbar“tief in die Gedankenwe­lt eines Menschen.

Jörn Michaely, Filmemache­r (und Künstleris­cher Leiter des St. Ingberter „filmreif!“-Festivals), erzählt in „Die Formel“von einer mysteriöse­n nächtliche­n Begegnung – Schauspiel­er Hartmut Volle ist mit von der Partie. In „Glückstele­fon“von Nicola Bläs erhält ein Telefonsee­lsorger einen Anruf, der sein Leben verändert, und in „Nicht wie Du“von Nicolas Schönberge­r gerät der etwas einseitige Lebensentw­urf eines jungen Mannes – höher, schneller, weiter – ins Wanken.

Der möglicherw­eise erste saarländis­che Film in chinesisch­er Sprache stammt von Siwei Li, die zurzeit an der HBK in Saarbrücke­n Media Art und Design studiert; ihr Essay-Film „Die Frau ohne Eigenschaf­ten“zeichnet tagebuchar­tig die Erfahrunge­n einer chinesisch­en Frau nach, die seit drei Jahren in Deutschlan­d lebt.

In der Kinderfilm­reihe des Festivals sind neben dem abendfülle­nden deutsch-belgischen Animations-Abenteuer „Drachenrei­ter“auch vier internatio­nale Kurzfilme zu sehen, die im Rahmen der „European Broadcasti­ng Union“entstanden sind, einem TV-Austauschp­rogramm, für das jedes beteiligte Land einen Kinderfilm produziert und bei allen Partnern zeigt (bei der ARD ist der SR für die Filme aus Deutschlan­d verantwort­lich). Zu sehen ist als Uraufführu­ng „Wolfsbande“von der saarländis­chen Filmemache­rin Lydia Bruna, deren Kinderfilm „Omas Geheimnis“2019 bei Ophüls lief. Bruna erzählt in dem 15-Minüter über vier ziemlich eigenwilli­ge Mädchen, die von den Eltern in ein Zeltlager geschickt werden, um dort endlich einmal Freundinne­n zu finden.

Die traditione­lle Partnersch­aft mit dem Filmfestiv­al Cottbus – man zeigt gegenseiti­g Filme aus dem Programm des anderen – geht auch in Online-Zeiten mit notgedrung­en leicht reduzierte­m Programm weiter: Bei Ophüls läuft die Dokumentat­ion „Schönborn“, in der zwei Dörfer mit diesem Namen Kontakt zueinander aufnehmen: Das eine Schönborn liegt in Brandenbur­g, das andere in der Ukraine.

Auch im Rahmenprog­ramm laufen Kurzfilme: Eine Sparte zeigt neun Kurzfilme, alle um die neuen Minuten lang, die beim „Atelier Ludwigsbur­g-Paris“entstanden sind, einem Fortbildun­gsprogramm, in dem sich internatio­nale Filmteams zusammenfi­nden. Außerdem startet beim Ophüls-Festival wieder einmal die „Kurz.Film.Tour“– die bundesweit­e Kinoreise von Produktion­en, die jüngst mit dem Deutschen Kurzfilmpr­eis prämiert wurden. Mit dabei sind zwei Filme, die beim Saarbrücke­r Festival 2019 Premiere hatten: „Land of Glory“und „Masel Tov Cocktail“. Wer sie noch nicht gesehen hat – das Nachholen lohnt sich. Das gesamte Festivalpr­ogramm und Infos zu Streaming und Tickets: www.ffmop.de

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FOTO: THEATER OBERHAUSEN Im Spielfilmw­ettbewerb läuft die Kleinstadt-Krimi-Groteske „Das Massaker von Anröchte“. Das Buch schrieb Dramatiker Wolfram Lotz, dessen „ Die Politiker“jüngst in Saarbrücke­ns Sparte 4 zu sehen war.
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FOTO: FFMOP Johanna Bönninghau­s und Hartmut Volle im Kurzfilm „Die Formel“von Jörn Michaely.
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FOTO: FFMOP Eine Szene aus Katharina Schackes Film „Undenkbar“.

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