Streit um Überbelegung der Isolierstationen
Pflegegesellschaft sieht Heimträger in der Pflicht, Corona-positiv getesteten, symptomfreien Senioren die Rückkehr aus den Kliniken zu ermöglichen.
„Die Kliniken sollen uns gegenüber Ross und Reiter nennen.“Jürgen Stenger Geschäftsführer der Pflegegesellschaft
Die Saarländische Pflegesellschaft, die Heime und ambulante Dienste vertritt, hat die saarländischen Krankenhäuser aufgerufen, ihr die Namen der Einrichtungen zu nennen, die positiv getestete, aber symptomfreie Senioren nicht wieder in den Heimen aufnehmen wollten. „Die Kliniken sollen uns gegenüber Ross und Reiter nennen“, sagte Saar-Pflegegesellschafts-Geschäftsführer Jürgen Stenger der SZ auf Anfrage.
Nach Angaben der Saarländischen Krankenhausgesellschaft haben sich in den vergangenen Wochen die Fälle gehäuft, bei denen sich Einrichtungen und ambulante Dienste weigerten, ihre asymptomatischen Heimbewohner und Kunden wieder zu betreuen, bis diese zwei Mal negativ auf das Coronavirus getestet worden seien. Dadurch liefen die Isolierstationen in den Krankenhäusern allmählich über, erklärte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft, Thomas Jakobs, der SZ auf Anfrage.
Pflegegesellschafts-Geschäftsführer Stenger betonte, der Vertrag der Heimbewohner ende nicht mit einem Krankenhausaufenthalt. Deshalb seien die Heimbetreiber verpflichtet, in ihren Häusern für entsprechende Quarantänemaßnahmen
und Einzelzimmer zu sorgen, bis das Ergebnis eines zweiten Coronatests nach 14 Tagen vorliege. „Wenn es in den Heimen zu Kapazitätsengpässen kommt, besteht ein Problem“, räumte Stenger ein. Doch die Kliniken sollten der Pflegegesellschaft die Heime benennen, die ihre asymptomatischen, aber positiv getesteten Bewohner nicht wieder aus den Krankenhäusern zurück aufnehmen wollten. Dann könnte die Pflegegesellschaft die jeweiligen Träger informieren, die innerhalb der eigenen Reihen für Abhilfe sorgen müssten. Das sei bereits beim Caritas-Altenheim in Altforweiler ähnlich gelaufen, als sehr viele Pflegekräfte erkrankt waren und aus anderen Einrichtungen der Caritas Hilfe gekommen sei.
„Bisher sind von den Kliniken auch nicht reihenweise Problemanzeigen aufgetaucht“, sagte Stenger. Nur das Klinikum Saarbrücken habe sich bisher an die Pflegegesellschaft gewandt und Pflegeheime genannt, die Widerstand gegen die Rücknahme ihrer postitiv getesteten, aber asymptomatischen Bewohner leisteten. „Wir suchen dann nach Lösungen. Das lässt sich bilateral mit den Trägergesellschaften der Einrichtungen lösen“, betonte Stenger.
Dem widersprach der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft. „Wir haben den Weg der Kontaktaufnahme schon häufiger beschritten, mal mit, mal ohne Erfolg“, sagte Jakobs. Er appellierte an Pflegegesellschaft, Heimträger und ambulante Dienste, Lehren aus der angespannten Lage der Krankenhäuser zu ziehen. „Das Klinikum am Winterberg musste jetzt bereits die vierte Isolierstation für asymptomatische Covid-Patienten öffnen, das Krappschaftsklinikum Püttlingen die dritte“, beklagte Jakobs. Die Isolierstationen seien zu lange mit Patienten belegt, die entlassen werden könnten. Auch die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) sei über den Ernst der Lage informiert.
Zusätzlich kämpfen die Altenheime derzeit mit akuten Personalproblemen wegen der zweimal in der Woche vorgeschriebenen Corona-Tests für Bewohner und Pflegekräfte der Altenheime (die SZ berichtete). Der Sozialverband VdK hatte diese Tests auch im ambulanten Altenpflegebereich angemahnt, wo etwa zwei Drittel der Senioren mit Pflegebedarf betreut werden.