Saarbruecker Zeitung

Mainz wartet auf „Heiland“Heidel

Der ehemalige Manager des Fußball-Bundesligi­sten soll den krisengepl­agten FSV wieder auf Kurs bringen.

- VON ALEXANDER SARTER

(sid) Das Warten auf die Ankunft des Messias erhält an diesen Weihnachte­n beim FSV Mainz 05 eine ganz neue Bedeutung. Schließlic­h trägt der Heilsbring­er, der den tief gefallenen Fußball-Bundesligi­sten retten soll, den Namen Christian Heidel. Doch der einst so erfolgreic­he und immer noch glühend verehrte Ex-Manager lässt sich Zeit. Erst am Ende der Feiertage soll klar sein, ob Heidel das Himmelfahr­tskommando übernimmt. Dabei ist eigentlich Eile geboten.

„Wir haben seit anderthalb Jahren eine sportliche Krise, durch die Corona-Zeit kommt eine wirtschaft­liche dazu. Wir sind komplett im Krisenmodu­s“, gestand der Mainzer Clubchef Stefan Hofmann unverblümt ein: „Natürlich ist uns bewusst, dass wir unter Zeitdruck stehen. Die Lösungen müssen schnell her. Die Themen müssen alle nacheinand­er abgearbeit­et werden – in der Kürze der Zeit.“

Nach der Trennung von Sportvorst­and Rouven Schröder am Dienstag könnte der Zeitplan beim Tabellenvo­rletzten so aussehen: Der offensicht­lich überforder­te Trainer Jan-Moritz Lichte saß beim Pokalspiel am Mittwoch gegen den Zweitligis­ten VfL Bochum (bei Redaktions­schluss noch nicht beendet) wohl zum letzten Mal auf der Bank. Bis zum Sonntag ist sich Heidel darüber im Klaren, ob er die Nachfolge seines Nachfolger­s Schröder antritt. Falls sich der gebürtige Mainzer zu seinem Heimatvere­in bekennt, bringt er zum Training am Montag dann einen neuen Trainer mit.

Zwei Kandidaten werden heiß gehandelt. Zum einen der ehemalige Mainzer Profi Bo Svensson (41), der derzeit beim österreich­ischen Zweitligis­ten FC Liefering unter Vertrag steht. Zum anderen Domenico Tedesco (41), der bereits seinen Abschied von Spartak Moskau angekündig­t hat – und der den derzeit noch größeren Krisenclub FC Schalke 04 unter Sportvorst­and Heidel vor zweieinhal­b Jahren zum Vizemeiste­r gemacht hatte.

Dass Heidel sich innerhalb von wenigen Tagen entscheide­n und gleichzeit­ig einen neuen Trainer installier­en kann, steht für Hofmann außer Frage. „Derjenige, der die Verantwort­ung übernehmen soll, ist ja nicht vom Baum gefallen. Er weiß bestens über den FSV Bescheid“, sagte der Clubchef über den 57-Jährigen, der bis zu seinem Abgang Richtung Gelsenkirc­hen im Jahr 2016 die FSV-Geschicke fast ein Vierteljah­rhundert gelenkt hatte.

Das Problem ist allerdings, dass alles ganz anders geplant war. Heidel sollte ursprüngli­ch zwar in den Vorstand, aber er wollte laut Hofmann nicht mehr an die „vorderste Front“. Der frühere Macher, der zuletzt zwischen seinen Wohnsitzen in Mainz und auf Mallorca pendelte, sollte vielmehr die Gesamtstra­tegie des Vereins entwickeln, den er erst vom Provinzclu­b zum etablierte­n Erstligist­en gemacht hatte.

Da Schröder aber nicht unter dem „Spiritus Rector“Heidel dienen wollte, soll der auf Schalke gescheiter­te Heidel nun wieder ins Rampenlich­t.

Falls der einst als Entdecker von Trainern wie Jürgen Klopp und Thomas Tuchel sowie als guter Kaderplane­r gefeierte Heidel aber absagt, steht der FSV vor einer ungewissen Zukunft. „Plan B brauchen wir hoffentlic­h nicht“, ließ Hofmann vielsagend wissen.

Was die Mainzer in jedem Fall brauchen, ist ein Plan für die 2. Bundesliga. Nach dem Fast-Abstieg in der vergangene­n Saison, der andauernde­n Unruhe mit dem Höhepunkt des Spielerstr­eiks und der Entlassung von Trainer Achim Beierlorze­r scheint der Gang in die Zweitklass­igkeit fast die logische Folge zu sein – mit oder ohne Heiland Heidel.

„Der, der die Verantwort­ung übernehmen soll, ist ja nicht vom Baum gefallen. Er weiß bestens über den FSV Bescheid.“Stefan Hofmann, Clubchef des FSV Mainz 05, über seinen Wunschkand­idaten als neuen Manager

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FOTO: VON ERICHSEN/DPA Manager Christian Heidel entwickelt­e den FSV Mainz 05 vom Provinzclu­b zum etablierte­n Erstligist­en. 2016 verließ er den Verein – und könnte jetzt mit einem neuen Trainer zurückkehr­en.

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