Medien befördern Panikmache
Zu „Gott in Pandemie nicht vergessen“, Leserbrief von Edwin und Renate Klein, SZ vom 21. Dezember
Ich beglückwünsche Herrn und Frau Klein ausdrücklich zu ihrem Glauben, da sie Trost und Rückhalt darin finden. Dieser Trost wäre aber nicht notwendig, wenn die SZ sowie der Rest der Mainstream-Medien die Menschen objektiv informieren würden, statt sich an der Angst- und Panikmache der Bundesregierung zu beteiligen und sie zu befördern. Viele Menschen, und nicht nur die älteren, haben keinen Internetzugang, um sich andere Meinungen einholen zu können. Sie verlassen sich auf die offiziellen Nachrichten, womit sie verlassen sind.
Hans-Otto Lang, Schiffweiler
Echtes Interesse an Bildung fehlt
Zum insgesamt guten Artikel „Schlingerkurs durch die Corona-Schulzeit“(SZ vom 4. Dezember): In der Chronik der vergangenen neun (!) Monate fehlen meines Erachtens nicht ganz unwichtige Punkte, die zu kritisieren wären: Erstens die verspätete Propagierung der Online-Schule Saarland als Plattform für das Homeschooling, nachdem viele Schulen bereits eigene Plattformen (teils selbst finanziert!) eingerichtet hatten. Zweitens die Verpflichtung, keinen neuen Stoff online zu unterrichten und erbrachte Leistungen nicht zu bewerten. Drittens das kurzfristig angeordnete, verschobene und abgespeckt durchgepeitschte Abitur – teils ohne würdige Abschlussfeiern. Viertens die Versetzung aller Schüler in die nächste Klassenstufe ungeachtet der Leistungen. (Das Angebot freiwilliger Wiederholung nahmen – verständlicherweise – nur die wenigsten an.) Fünfstens: Die Bitte an die Teilzeitlehrkräfte um Aufstockung kommt angesichts der in Schulen herrschenden Situation eher einem Affront gleich und wurde kaum umgesetzt. (Warum wohl?) Sechstens die kategorische Ablehnung des Hybrid- oder Wechselunterrichts ohne Evaluation oder Qualitätsmanagement bis zum Beginn des harten Lockdowns, die weder von Vertrauen in die Schulen noch von echtem Interesse an Bildung oder sozialer Entwicklung gezeugt hat. Sie soll lediglich die eklatanten Versäumnisse der Vergangenheit kaschieren.
Jörg Marxen, Saarbrücken
Die Kritik einiger Besserwisser an Christine Streichert-Clivot wegen ihres Festhaltens am Präsenzunterricht ist völlig unangebracht. Im Gegensatz zu allen anderen Kabinettsmitgliedern hat sie doch als Einzige eine klar erkennbare Strategie
verfolgt und diese auch klar kommuniziert. Und diese Strategie ist meines Erachtens aufgegangen. Die Schulen haben sich nachweislich nicht als Infektionstreiber erwiesen, Hygienepläne und -maßnahmen gut funktioniert (eigene Erfahrung). Dafür gebührt ihr ein dickes Lob. Ministerpräsident Tobias Hans und Anke Rehlinger haben dagegen noch überhaupt nichts geliefert. Wenn ich mir die desaströsen Zustände im ÖPNV und in Alten- und Pflegeheimen vergegenwärtige, dann kann ich deren Krisenmanagement so zusammenfassen: null Konzept, null Strategie, null Plan!
Thomas Kany, Dudweiler
Zum Artikel „Schüler fordern ein Durchschnitts Abitur 2021“, SZ v. 7. Dez.: Früher war das Abitur Zeichen der Reife. So hieß es auch Reifeprüfung. Die Schüler damals mussten sich um Bücher selbst kümmern, Bibliotheken in ihrer Freizeit aufsuchen, meist zu Fuß. Sie erarbeiteten sich ihr Wissen zielstrebig unter Druck der Eltern. Denn die mussten Schulgeld für die Gymnasien bezahlen. Also liebe Abiturienten, Ihr könnt Femdsprachen im Internet hören, Filme anschauen in für Euch wichtigen Sprachen, Lösungen früherer Prüfungen ohne großen Aufwand im Internet finden und seid nur am Jammern. Wenn man persönliche Reife hat, sorgt man für einen guten Schulabschluss, statt um Milde zu rufen. Früher gab es pro Klasse mal einen mit der Note eins. Aber der, leider haben nur wenige Mädchen zum Gymansium gehen dürfen, hat was auf dem Kasten gehabt. Nur ihnen hat der Krieg die Karriere zerstört. Hoffen wir, dass ihr das nicht erleben müsst.
Ilona Walter, Nohfelden
Warum jetzt die Aussetzung des Präsenzunterrichts? Weil die Schulen sowieso zumachen für die Ferien, so können die Politiker am 10. Januar sagen, es ist der Erfolg des Lockdowns, aber in Wirklichkeit sind es die Schulen, die die Zahlen in die Höhe getrieben haben und treiben.
Jean Paul Clement, Dillingen
Jetzt ist die Zeit für Veränderung
Zum Artikel „Illingens Bürgermeister König kritisiert die Bildungspolitik“(SZ v. 17. Dezember): Ich teile die Einschätzung, dass die Bildungspolitik in der Corona-Krise versagt hat. Statt im Sommer kluge pandemiekonforme Ideen für Unterricht und Schülertransport zu entwickeln, weigerte sich die Kultusbürokratie, darüber nachzudenken, wie schulisches Lernen adäquat stattfinden kann. Vielleicht ist die Aufgabe „Schule neu denken“zu viel verlangt? Hybridunterricht, Teilung von Klassen, Unterricht in zwei Schichten (vor- und nachmittags), Nutzung von Schulungsräumen anderer Institutionen, Aktivierung früherer Schulstandorte, Digitalisierung, Laptops für alle Schüler – die Vorschläge lösten in den Ministerien womöglich eine Schockstarre aus. Die saarländische Bildungsministerin wiederholte monatelang „Schulen und Kitas müssen offen bleiben“. Sie begründete dies vor allem mit der Situation der Kinder, die besonderer Förderung bedürften und zuhause nicht gut lernen könnten. Seltsam, dass sie sich wie viele ihrer Kollegen in anderen Bundesländern zuvor nicht oder nur marginal um den Erfolg dieser Kinder gesorgt hat. Jetzt waren sie gut genug, um als Vorwand zu dienen, um am „Weiter so!“festzuhalten. In Finnland ist die Kultusbürokratie abgeschafft. Die Schulen können ihren Bildungsauftrag für sie passend ausfüllen. Viele Schulen in Deutschland, auch solche mit multiplen Problemlagen, beweisen, dass es anders als gewohnt funktioniert, in kleineren Gruppen, jahrgangsübergreifend, in kluger Kombination von Handund Kopfarbeit, indem Lehrer eigenständiges Lernen unterstützen. Man muss den Schulen mehr Autonomie gewähren und Lehrkräften vertrauen. Wenn die Krise Gutes hat, dann, dass Schwachstellen offensichtlich werden. Lehrkräfte, Eltern
und Schüler haben bewiesen, dass sie sich in einen nötigen öffentlichen Diskurs einbringen können. Bürgermeister sowie andere Kümmerer und Experten sind im Prozess erwünscht. Die Zeit, damit anzufangen, ist jetzt.
Angelika Kraus, Saarbrücken
Kurzschuljahre reichten uns ja auch
Ich kann das Gejammer darüber nicht mehr hören, dass die Schulen für einige Tage oder Wochen geschlossen werden sollen. In den 50ern und 60ern haben wir zweimal Kurzschuljahre gehabt und dennoch genug gelernt, um dieses florierende Land aufzubauen.
Hans-Peter Spelz, Beckingen-Honzrath
Politik hat Personal im Stich gelassen
„Schulen und Kindertagesstätten schließen“wurde lauthals verkündet; eine Mogelpackung. Die Entscheidungsträger verordneten, dass Eltern entscheiden durften, ob sie ihre Kinder weiterhin zur Kita bringen oder nicht. Zum Frisör gehen dagegen untersagten sie per Verordnung. Man muss es nicht verstehen. Wie zu erwarten brachten viele Eltern ihre Kinder weiter in die Einrichtungen. Abstand halten, Mund-Nasen-Bedeckung? Keine FFP2-Masken fürs Personal! Mir war klar, dass dieses etwas andere Weihnachten womöglich noch etwas mehr anders werden könnte. Wegen angeordneter Quarantäne für eine Kita in der Gemeinde Überherrn darf ich die Festtage nicht im kleinen Familienkreis verbringen. Frohe Weihnachten an die dafür Verantwortlichen! Herzliche Weihnachtsgrüße an die, die das Fest auch in Quarantäne aussitzen müssen – besonders ans Kita-Personal. Haltet durch! Sie haben Euch im Stich gelassen.
Hans-Werner Tilmont, Überherrn