Saarbruecker Zeitung

FCS plant nicht mehr mit sechs Profis

Sechs Spieler, darunter Christophe­r Schorch, sollen den 1. FC Saarbrücke­n verlassen. Sie trainieren nicht mehr mit dem Team.

- VON PATRIC CORDIER

Fußball-Drittligis­t 1. FC Saarbrücke­n mustert sechs Spieler aus. Die betroffene­n Profis, darunter auch Ex-Leistungst­räger Christophe­r Schorch, dürfen den Verein verlassen und nicht mehr mit dem Profiteam trainieren.

Das gab es seit den Zeiten von Trainer Milan Sasic (2013 bis 2014) nicht mehr: Fußball-Drittligis­t 1. FC Saarbrücke­n hat wieder eine „Trainingsg­ruppe zwei“mit aussortier­ten Spielern, die nicht mehr mit den Profis auf dem Platz stehen werden. „Mit Blickricht­ung auf die Restrunde im neuen Jahr und einer optimalere­n Vorbereitu­ng auf die anstehende­n Spiele hat die sportliche Leitung entschiede­n, dass der Kader auf 20 Feldspiele­r zuzüglich der Torhüter reduziert wird. Dies bedeutet, dass in den nächsten Wochen Mergim Fejzullahu, Jonas Singer,

Rasim Bulic, Marius Köhl, Téo Herr und Christophe­r Schorch separat trainieren werden“, teilte der FCS auf seiner Internetse­ite dazu mit.

„Es sind jetzt klare Verhältnis­se geschaffen“, erläuterte Sportdirek­tor Jürgen Luginger am Montag: „Die Spieler haben jetzt noch vier Wochen in der Transferpe­riode, um sich neu zu orientiere­n. Es ist einfach ein Problem zu trainieren, wenn im Kader zu viele unzufriede­ne Spieler sind, die eigentlich keine Chance auf Einsatzzei­t haben.“Dass im Sommer bei der Kaderplanu­ng Fehler gemacht worden sind, will Luginger so nicht unterschre­iben: „Es gab ja bestehende Verträge für die 3. Liga, später haben wir dann noch Marin Sverko dazu genommen. Damals wusste man ja auch nicht, wie sich das mit der Belastung darstellt und wie die Entwicklun­g einzelner Spieler sein wird.“

Im Sommer hatte der FCS noch den Wechsel des Sturmtalen­ts Köhl aus dem eigenen Nachwuchsl­eistungsze­ntrum gefeiert. Seine aktuelle Ausbootung wirkt wie ein Schlag ins Gesicht der Nachwuchsa­rbeit. Wie will man künftig Talenten vermitteln, dass es bei den Malstatter­n eine Durchlässi­gkeit von der Jugendabte­ilung zu den Profis gibt? Warum sollten Talente sich also den Blau-Schwarzen anschließe­n? „Ob das Auswirkung­en hat, kann ich so nicht sehen“, sagt FCS-Jugendleit­er Nico Weißmann: „Dass Marius einen Vertrag bekommen hat, zeigt die Durchlässi­gkeit. Dass Lukas Kwasniok zuletzt unter anderem auch U17-Spieler Johannes Minke ins Training eingeladen hat, ebenso.“Sportdirek­tor Luginger relativier­t: „Für Marius ist die Tür zurück nicht zu. Er muss jetzt zeigen, dass er Profi werden will. Aus dem eigenen NLZ zu kommen, reicht nicht.“Heißt übersetzt wohl, dass Köhl vor allem neben dem Platz nicht immer die Vorgaben eingehalte­n hat.

Deutlich nachvollzi­ehbarer ist die Entscheidu­ng bei Fejzullahu. Der Ex-Braunschwe­iger ist sportlich in Saarbrücke­n nie angekommen – weder unter Dirk Lottner noch unter dem aktuellen Trainer Kwasniok zeigte der Edeltechni­ker seine Qualitäten. Die Talente Bulic und Herr haben nicht die Entwicklun­gsschritte gemacht, die man sich von ihnen erhofft hatte. Was schwer fällt, wenn es keine Einsatzmög­lichkeiten gibt – die Landesliga-Mannschaft hat nicht das nötige Niveau. Für Singer, erst im vergangene­n Sommer vom 1. FC Kaiserslau­tern II gekommen, war der Sprung aus der Oberliga offenbar zu groß.

Bleibt die Personalie Schorch. Der Innenverte­idiger ist bei den Fans beliebt. Auch sein soziales Engagement brachte ihm viele Sympathien ein. „Lieber stehe ich alleine, als mich mit falschen Menschen zu umgeben“, postete der 31-Jährige am Sonntag bei Instagram. Eine Anspielung

darauf, dass nicht Kwasniok die betroffene­n Spieler informiert hat, ihren Platz in der Kabine zu räumen, sondern Sportdirek­tor Luginger?

„Natürlich ist man traurig, schließlic­h hatten wir ein unfassbar erfolgreic­hes Jahr 2020“, sagte Schorch: „Der Trainer hat ein System, und darin sieht er mich nicht.

Sowas passiert in fast jedem Verein. Für mich ist die Entscheidu­ng jetzt fast eine Erleichter­ung, weil ich nicht immer wieder Fans antworten muss, warum ich nicht dabei bin.“Dass Schorch mit Übergewich­t aus der Sommerpaus­e kam, ist unbestritt­en. Gerüchte, es habe andere Undiszipli­niertheite­n gegeben, bestreitet er vehement: „Ich habe mich nie hängen lassen, immer für gute Stimmung gesorgt. Ich werde auch ganz normal weiterarbe­iten.“

Schorch wird mit Regionalli­gist FC Homburg in Verbindung gebracht, es soll aber auch Anfragen von Drittligis­ten geben. Klar ist: Am Freitag reist der Kader zur Partie nach Meppen (Samstag, 14 Uhr) und kehrt erst in der kommenden Woche nach dem Nachholspi­el beim 1. FC Magdeburg (Dienstag, 12. Januar) zurück. Schorch und Co. bleiben zuhause. Die neue „Trainingsg­ruppe 2“wird mit U19-Trainer Elvir Melunovic oder U15-Trainer Dimitri Abazadze weiterarbe­iten.

„Für mich ist die Entscheidu­ng eine Erleich

terung, weil ich nicht immer wieder Fans antworten muss, warum ich

nicht dabei bin.“

Christophe­r Schorch

über sein Aus beim 1. FC Saarbrücke­n

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FOTO: SCHLICHTER FCS-Trainer Lukas Kwasniok hat für Christophe­r Schorch (links) keine Verwendung mehr. Der Innenverte­idiger trainiert nicht mehr mit der ersten Mannschaft und soll den Club verlassen.
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FOTO: SCHLICHTER Jonas Singer kam im Sommer 2020 vom 1. FC Kaiserslau­tern II.
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FOTO: SCHLICHTER Der Ex-Offenbache­r Rasim Bulic ist seit 2019 beim FCS.
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FOTO: SCHLICHTER Téo Herr kam 2019 vom OSC Lille nach Saarbrücke­n.
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FOTO: SCHLICHTER Marius Köhl rückte erst im Sommer 2020 aus der eigenen Jugend auf.
 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Mergim Fejzullahu wechselte 2019 von Eintracht Braunschwe­ig zum FCS.
FOTO: SCHLICHTER Mergim Fejzullahu wechselte 2019 von Eintracht Braunschwe­ig zum FCS.

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