FCS plant nicht mehr mit sechs Profis
Sechs Spieler, darunter Christopher Schorch, sollen den 1. FC Saarbrücken verlassen. Sie trainieren nicht mehr mit dem Team.
Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken mustert sechs Spieler aus. Die betroffenen Profis, darunter auch Ex-Leistungsträger Christopher Schorch, dürfen den Verein verlassen und nicht mehr mit dem Profiteam trainieren.
Das gab es seit den Zeiten von Trainer Milan Sasic (2013 bis 2014) nicht mehr: Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken hat wieder eine „Trainingsgruppe zwei“mit aussortierten Spielern, die nicht mehr mit den Profis auf dem Platz stehen werden. „Mit Blickrichtung auf die Restrunde im neuen Jahr und einer optimaleren Vorbereitung auf die anstehenden Spiele hat die sportliche Leitung entschieden, dass der Kader auf 20 Feldspieler zuzüglich der Torhüter reduziert wird. Dies bedeutet, dass in den nächsten Wochen Mergim Fejzullahu, Jonas Singer,
Rasim Bulic, Marius Köhl, Téo Herr und Christopher Schorch separat trainieren werden“, teilte der FCS auf seiner Internetseite dazu mit.
„Es sind jetzt klare Verhältnisse geschaffen“, erläuterte Sportdirektor Jürgen Luginger am Montag: „Die Spieler haben jetzt noch vier Wochen in der Transferperiode, um sich neu zu orientieren. Es ist einfach ein Problem zu trainieren, wenn im Kader zu viele unzufriedene Spieler sind, die eigentlich keine Chance auf Einsatzzeit haben.“Dass im Sommer bei der Kaderplanung Fehler gemacht worden sind, will Luginger so nicht unterschreiben: „Es gab ja bestehende Verträge für die 3. Liga, später haben wir dann noch Marin Sverko dazu genommen. Damals wusste man ja auch nicht, wie sich das mit der Belastung darstellt und wie die Entwicklung einzelner Spieler sein wird.“
Im Sommer hatte der FCS noch den Wechsel des Sturmtalents Köhl aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum gefeiert. Seine aktuelle Ausbootung wirkt wie ein Schlag ins Gesicht der Nachwuchsarbeit. Wie will man künftig Talenten vermitteln, dass es bei den Malstattern eine Durchlässigkeit von der Jugendabteilung zu den Profis gibt? Warum sollten Talente sich also den Blau-Schwarzen anschließen? „Ob das Auswirkungen hat, kann ich so nicht sehen“, sagt FCS-Jugendleiter Nico Weißmann: „Dass Marius einen Vertrag bekommen hat, zeigt die Durchlässigkeit. Dass Lukas Kwasniok zuletzt unter anderem auch U17-Spieler Johannes Minke ins Training eingeladen hat, ebenso.“Sportdirektor Luginger relativiert: „Für Marius ist die Tür zurück nicht zu. Er muss jetzt zeigen, dass er Profi werden will. Aus dem eigenen NLZ zu kommen, reicht nicht.“Heißt übersetzt wohl, dass Köhl vor allem neben dem Platz nicht immer die Vorgaben eingehalten hat.
Deutlich nachvollziehbarer ist die Entscheidung bei Fejzullahu. Der Ex-Braunschweiger ist sportlich in Saarbrücken nie angekommen – weder unter Dirk Lottner noch unter dem aktuellen Trainer Kwasniok zeigte der Edeltechniker seine Qualitäten. Die Talente Bulic und Herr haben nicht die Entwicklungsschritte gemacht, die man sich von ihnen erhofft hatte. Was schwer fällt, wenn es keine Einsatzmöglichkeiten gibt – die Landesliga-Mannschaft hat nicht das nötige Niveau. Für Singer, erst im vergangenen Sommer vom 1. FC Kaiserslautern II gekommen, war der Sprung aus der Oberliga offenbar zu groß.
Bleibt die Personalie Schorch. Der Innenverteidiger ist bei den Fans beliebt. Auch sein soziales Engagement brachte ihm viele Sympathien ein. „Lieber stehe ich alleine, als mich mit falschen Menschen zu umgeben“, postete der 31-Jährige am Sonntag bei Instagram. Eine Anspielung
darauf, dass nicht Kwasniok die betroffenen Spieler informiert hat, ihren Platz in der Kabine zu räumen, sondern Sportdirektor Luginger?
„Natürlich ist man traurig, schließlich hatten wir ein unfassbar erfolgreiches Jahr 2020“, sagte Schorch: „Der Trainer hat ein System, und darin sieht er mich nicht.
Sowas passiert in fast jedem Verein. Für mich ist die Entscheidung jetzt fast eine Erleichterung, weil ich nicht immer wieder Fans antworten muss, warum ich nicht dabei bin.“Dass Schorch mit Übergewicht aus der Sommerpause kam, ist unbestritten. Gerüchte, es habe andere Undiszipliniertheiten gegeben, bestreitet er vehement: „Ich habe mich nie hängen lassen, immer für gute Stimmung gesorgt. Ich werde auch ganz normal weiterarbeiten.“
Schorch wird mit Regionalligist FC Homburg in Verbindung gebracht, es soll aber auch Anfragen von Drittligisten geben. Klar ist: Am Freitag reist der Kader zur Partie nach Meppen (Samstag, 14 Uhr) und kehrt erst in der kommenden Woche nach dem Nachholspiel beim 1. FC Magdeburg (Dienstag, 12. Januar) zurück. Schorch und Co. bleiben zuhause. Die neue „Trainingsgruppe 2“wird mit U19-Trainer Elvir Melunovic oder U15-Trainer Dimitri Abazadze weiterarbeiten.
„Für mich ist die Entscheidung eine Erleich
terung, weil ich nicht immer wieder Fans antworten muss, warum ich
nicht dabei bin.“
Christopher Schorch
über sein Aus beim 1. FC Saarbrücken