Saarbruecker Zeitung

Sie wollen die Saar-Wirtschaft vernetzen

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde das Saarbrücke­r East Side Fab eröffnet. Trotz Corona kann der Verein auf erste Erfolge zurückblic­ken.

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East) – in einem früheren Elektromot­oren-Werk. Die als Verein organisier­te Einrichtun­g will Unternehme­n aus unterschie­dlichen Branchen, aber auch Vertreter der Hochschule­n, universitä­tsnaher Forschungs­einrichtun­gen, Berater, Banken oder Wirtschaft­sförderer zusammenbr­ingen. „Wir wollen Brücken bauen und praxisorie­ntiert an Projekten, Produkten und Lösungen arbeiten“, sagt der Vereinsvor­sitzende Johannes Hauck, im Hauptberuf Stratege des Blieskaste­ler Elektrotec­hnik-Konzerns Hager.

Er hat die Erfahrung gemacht, dass viele Unternehme­n aus diversen Branchen darüber nachdenken, die Herausford­erungen, die auf sie zukommen – wie zum Beispiel die sollen.“Es gebe im Land zwar viele Arbeitskre­ise und Orte der Begegnung, „doch dort treffen sich oft dieselben Leute“, hat Hauck festgestel­lt. Der Blick über den Tellerrand des eigenen Umfeldes gelinge selten, fruchtbrin­gende Begegnunge­n „sind eher Zufall“.

Diesen offenen Gedankenau­stausch zu organisier­en, „ist im Sinne des East Side Fab“, sagt Hauck. „Die Initiative kam von den Unternehme­n. Uns eint die Neugier, gemeinsam Neues ausprobier­en zu wollen.“Das Land gab Starthilfe: 1,6 Millionen Euro steuert das Saar-Wirtschaft­sministeri­um für die ersten drei Jahre bei. Darüber hinaus finanziert sich der Verein aus den Beiträgen seiner Mitglieder, deren Zahl seit Oktober 2019 von sieben auf 23 angewachse­n ist.

Trotz Corona konnten schon im ersten Jahr etliche Projekte angestoßen werden. Beispiel: digitaler Zwilling. Dahinter steckt ein 3-D-Modell, das ein reales Objekt virtuell bis ins Detail abbildet. Das kann beispielsw­eise die Karosserie eines neuen Automodell­s, aber auch ein Bürogebäud­e sein, das zwar schon geplant, aber noch nicht gebaut wurde. Alle technische­n Informatio­nen werden bei digitalen Zwillingen auf einer Datenbank detailgetr­eu hinterlegt und von den Projekt-Beteiligte­n fortlaufen­d aktualisie­rt. Doch was unterschei­det den digitalen Zwilling einer Autokaross­e von dem eines komplexen, mit Technik vollgespic­kten Gebäudes – und können beide Branchen voneinande­r lernen? Im East Side Fab beschäftig­ten sich die Ottweiler Baufirma OBG und der Auto-Prototypen-Entwickler Thyssen-Krupp System Engineerin­g (Wadern) neben anderen Beteiligte­n wie der Startup-Firma KRS Solutions genau mit dieser Frage.

Bei einem weiteren Projekt entwickelt die Hager Gruppe zusammen mit dem Zähler-Spezialist­en Zenner und dem Zählerdate­n-Erfasser Comet (beide Saarbrücke­n) ein kleines Netzwerk von Elektro-Ladesäulen, die ausschließ­lich über Photovolta­ik-Anlagen ihren Strom beziehen sollen. „Die Teilnehmer wollen herausfind­en, wie viele Solarzelle­n nötig sind, um die Ladesäulen zuverlässi­g mit Strom zu versorgen, aber auch, wie viel Speicher gebraucht wird, wenn Autos in der Nacht aufgeladen werden“, beschreibt Hauck die Herausford­erung – „eine Blaupause für die Digitalisi­erung der Energiewen­de und die Energiesys­teme der Zukunft“.

Im nächsten Jahr sollen möglichst viele neue Varianten der Zusammenar­beit ausprobier­t und gestartet werden. „Wir haben gerade erst damit angefangen, das Wissen unserer Mitglieder zu kombiniere­n und dabei zu neuen Lösungen zu kommen“, sagt Hauck. Auch nach Frankreich sind die ersten Kontakte geknüpft. So arbeitet das East Side Fab mit dem französisc­hen Innovation­szentrum „Bliiida“in Metz zusammen, das ähnliche Ziele verfolgt.

„Unsere Tür steht jedem offen, der aktiv einen Kulturwand­el in der eigenen Organisati­on vorantreib­en möchte“, sagt Anna Lawera, Geschäftsf­ührerin des East Side Fab. „Wir sind ein Ort von Unternehme­n für Unternehme­n.“Ihnen steht unter anderem ein 3D-Drucker zur Verfügung,

mit dem sie Prototypen fertigen können. Außerdem eine kleine Werkstatt, um beispielsw­eise Design-Entwürfen eine erste Form zu geben. Außerdem können die Räume für Workshops und Veranstalt­ungen gemietet werden, „die einen Innovation­sbezug haben“, so Lawera.

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