Reinschnuppern ins Uni-Studium
Abi in der Tasche und keinen Plan wie es weitergeht? Die SaarUni will potenziellen Studenten, die sich nicht entscheiden können, mit speziellen Angeboten helfen.
„Hätte es Schnupper-Vorlesungen schon zu meiner Zeit gegeben, ich hätte das sofort wahrgenommen“, sagt Professor Jochen Hub. Damals hört er sich allgemeine Vorlesungen an, bevor er zu studieren beginnt: „Die Physik-Vorlesungen fand ich cool, diese Art des Denkens war aufregend. Ingenieur wollte ich von da an nicht mehr werden.“Und so ist Hub letztlich Professor für theoretische Physik geworden, an der Universität des Saarlandes.
Universitäten konkurrieren bundesweit um Studenten. Ganz besonders umkämpft sind Abiturienten in naturwissenschaftlichen Fächern. Ihnen wollen sich die Hochschulen möglichst früh präsentieren und zeigen, was im Studium auf sie zukommt. Denn viele Schulabgänger wissen nicht, wie es nach der Schule weitergehen soll. Welches Studienfach ist das passende? „Wir möchten die Schüler genau an dieser Stelle mitnehmen“, sagt Hub. Mit Kollegen verspricht der Physiker beim Probestudium einen realistischen Blick ins Uni-Geschehen. „Das Probestudium Physik ist keine schnöde Info-Veranstaltung, wo Fakten auf alle einprasseln. Es geht ums Erleben, um Tiefe, Niveau und den Lehrstoff. Das alles macht Uni-Vorlesungen aus“, erklärt Hub.
„Von Mikroschwingungen zu Monsterwellen – Die Welt ist in Bewegung“lautet der Titel des Probestudiums, das coronabedingt online stattfindet. Was die Physik anbelangt, sieht Hub hier ebenfalls viel in Bewegung geraten: „Der Nerd-Begriff ist heute positiv besetzt. Früher musste man sich entschuldigen, wenn man gut in Mathe war.“Dabei sind gerade Physiker nicht nur in Mathe gut, sondern lernen im Studium Denkweisen, die im Berufsleben sehr gefragt sind: „Abstraktes quantifizierbares Denken“, nennt Hub das. Das wiederum gar nicht so abstrakt ist. „Das Physik-Studium hat im Vergleich zu anderen Wissenschaften immer den festen Bezug zur Realität.“
Grund dafür, dass Physiker in vielen Berufsbereichen gefragt sind. Ob als Epidemiologen, im Finanzmarkt oder in der Politik, auch Bundeskanzlerin Merkel ist Physikerin. Die Berufszufriedenheit von Physikern schätzt Hub als ausgesprochen hoch ein. „Das Studium ist keinesfalls einfach. Es gibt immer wieder Stellen, an denen man sich regelrecht durchbeißen muss. Aber es lohnt sich“, sagt Hub. Doch bevor es soweit ist, was erwartet denn nun die Teilnehmenden im Probestudium? Kurzgesagt: Schwingungen und Wellen. Und zwar in Form von Mikroschwingungen, Gravitationswellen, Schall-, Licht- oder Meereswellen. Vermittelt in mathematischen, theoretischen und experimentellen Grundlagen. Das alles in drei Online-Vorlesungen an Samstagen, nämlich am 16., 23. und 30. Januar. Jeweils von 10 bis 12 Uhr und über die Videochat-Plattform Microsoft Teams.
„Auf jeden Fall sollte man Neugier mitbringen“, sagt Hub und überlegt kurz, was gute Physiker weiter ausmacht: „Spaß daran, sich in Problemen zu verbeißen, die Eigenschaft, sich nicht mit oberflächlichen Antworten
zufrieden zu geben. Spaß am Knobeln und daran, Fragestellungen gedanklich zu durchdringen.“Denjenigen, die nach den Vorlesungen noch eine Extra-Portion Physik möchten, und allen Interessierten, bietet der Fachbereich am 6. Februar einen öffentlichen Anschlussvortrag von Professor Frederic Schuller von der niederländischen Universität Twente. Der Experte für die Allgemeine Relativitätstheorie und Gravitationswellen spricht über „die Struktur der Raumzeit“. Beginn ist um 11 Uhr.
Und nicht nur in ein Physik-Studium kann an der Uni des Saarlandes reingeschnuppert werden. Wer noch kein Abi hat, aber schon Student sein will, kann ein Juniorstudium beginnen. Schüler der Klassenstufen elf und zwölf ist es dabei möglich, als Juniorstudent ein Studienfach
zu versuchen, Vorlesungen zu besuchen und Prüfungen abzulegen. Nächster Starttermin fürs Juniorstudium ist im Oktober.
Darüber hinaus können Studieninteressierte und Abiturienten, die zum Wintersemester ein Studium beginnen möchten und schon zuvor das Uni-Leben und ihr späteres Studienfach erfahren möchten das Starter-Studium wahrnehmen. Als Starter-Studenten nehmen sie bereits zum Sommersemester an regulären Lehrveranstaltungen teil. In vielen Fächern können sich die Starter-Studenten ihre Leistungen fürs spätere Studium an der Universität des Saarlandes anerkennen lassen.
„Auf jeden Fall
sollte man Neugier mitbringen.“
Jochen Hub Theoretischer Physiker an der
Universität des Saarlandes