Saarbruecker Zeitung

Seit dem Pieks hat sie keine Beschwerde­n

Sigrid Itschert war die Erste, die auf dem Saarbrücke­r Messegelän­de geimpft wurde und schaffte es in die Tagesschau.

- VON FRANK BREDEL Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann Frank Kohler

Am Tag der Eröffnung des Impfzentru­ms auf dem Saarbrücke­r Messegelän­de war sie um 20 Uhr in der Tagesschau: Sigrid Itschert (83) aus Saarbrücke­n. Sie war die Erste, die auf der Terminlist­e des Gesundheit­samtes stand, denn ihre Kinder hatten für sie die Hotline just in der Sekunde angerufen, als die Leitung freigescha­ltet wurde.

Folgericht­ig hatte sie den ersten Termin und fiel damit den Journalist­en auf, die im Beisein des Ministerpr­äsidenten Tobias Hans und der Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann bundesweit über den Impfstart berichtete­n. Die ARD hatte sich Saarbrücke­n ausgesucht, Sigrid Itschert sah sich im SR-Fernsehen ebenso wie in mehreren Ausgaben der Tagesschau. „Die Resonanz ließ nicht lange auf sich warten. Freundinne­n haben mich erkannt. Es gab Anrufe vom Bodensee, aber auch aus München und Berlin“, berichtet sie nicht ohne Stolz, denn sie ließ sich gern filmen und fotografie­ren. Auch auf der Titelseite unserer Zeitung war sie abgebildet.

Die SZ hat sie noch einmal besucht und nachgefrag­t, wie es ihr geht. „Diesen nachhaltig­en Piekser, von dem ich nichts gespürt habe, weil der Arzt wohl keinen Nerv getroffen hat, habe ich absolut gut vertragen und hatte keinerlei Beschwerde­n“, sagt die 83-Jährige und will für das Impfen werben: „Diese Impfung ist die friedlichs­te Waffe im Kampf gegen die Pandemie.

Mein Appell geht an alle, diese Chance zu nutzen“, sagt Itschert und versteht, dass sich Menschen über die holprige Terminverg­abe ärgern. „Wir können aber doch froh sein, dass es überhaupt langsam losgeht. Die Wissenscha­ftler haben in weniger als einem Jahr einen Impfstoff entwickelt und die Studien dazu abgeschlos­sen. So etwas gab es noch nie zuvor. Diese Wissenscha­ftler sollten einen Preis gewinnen“, sagt die Rentnerin, die fest davon überzeugt ist, dass die Impfungen noch an Fahrt aufnehmen werden.

Impfgegner könne sie nicht verstehen, sagt Itschert. Bei jedem Medikament gebe es Nebenwirku­ngen. Bei diesen Impfungen auch. „Aber man muss doch die Verhältnis­mäßigkeit sehen. Der Vorteil für alle überwiegt die Nachteile sicherlich“, glaubt sie. Itschert ist überzeugt, dass der Impfstoff der einzige Ausweg aus der Pandemie ist.

Der Tag der Impfung sei vorbildlic­h abgelaufen. Im Impfzentru­m habe sie sich von der Anmeldung bis zum Ausgang stets gut beraten und betreut gefühlt. Ihr gefalle es auch, dass durch die Terminverg­abe kein Andrang entstehe. Sie drücke jedem, der noch keinen Termin hat, die Daumen. Keinesfall­s solle man den stockenden Start zum

Anlass nehmen, den Wunsch nach einer Impfung aufzugeben. Mehr als 20 Zuschrifte­n habe sie erhalten von älteren Bekannten, die unbedingt wissen wollten, wie es denn gewesen sei: „Ich konnte nur sagen, der Tag lief genau so ab, wie ich es mir vorgestell­t habe.“

„Diesen nachhaltig­en Piekser, von dem ich nichts gespürt habe, weil der Arzt wohl keinen Nerv getroffen hat, habe ich absolut gut

vertragen.“

Sigrid Itschert

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Ein Arzt gibt der 83-jährigen Sigrid Itschert am 28. Dezember in Saarbrücke­n die erste Impfung gegen Covid-19.
FOTO: BECKERBRED­EL Ein Arzt gibt der 83-jährigen Sigrid Itschert am 28. Dezember in Saarbrücke­n die erste Impfung gegen Covid-19.

Newspapers in German

Newspapers from Germany