Pflegeheime im Saarland testen jetzt deutlich öfter
Die Test-Vorgaben des Landes werden aber noch nicht überall erreicht. Die ersten Freiwilligen sind geschult, weitere Hilfe ist angekündigt.
Es ist eine enorme Herausforderung, vor die alle Altenund Pflegeheime seit dem 21. Dezember 2020 gestellt sind. Zwei Mal wöchentlich müssen sie bei allen Bewohnern und Mitarbeitern einen Antigen-Schnelltest auf das Coronavirus machen. Im Saarland sind das pro Woche mindestens 40 000 Tests, hat der Dachverband der Pflegeheime einmal geschätzt. Jeden Montag bis 12 Uhr müssen die Heime die Zahl ihrer Tests an die Heimaufsicht des Landes melden. Auch sämtliche Besucher müssen getestet werden, wenn sie die Einrichtungen betreten.
Die Zahl der wöchentlichen Tests sei zuletzt rapide auf eine fünfstellige Zahl gestiegen, sagte der Geschäftsführer der Saarländischen Pflegegesellschaft, Jürgen Stenger. „Wir sind auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel.“So schnell gehe das nicht. Der Pflegebeauftragte von Verdi, Michael Quetting, berichtet ebenfalls von einer Verbesserung gegenüber Dezember, als ein Drittel der Heime noch nicht einmal ein Test-Konzept gehabt habe. Mehrere von der SZ befragte Heime gaben an, dass bei ihnen bereits alle Bewohner und Mitarbeiter zwei Mal pro Woche getestet würden.
Für die Test-Offensive haben die Heime ihre personellen Kapazitäten aufgestockt – sei es durch Überstunden der Pflegekräfte, durch Halbtagskräfte, die nun mehr Stunden in der Woche arbeiten, durch die Beauftragung privater Pflege-Dienstleister oder die Hinzuziehung von Betriebsärzten mit ihren Teams. Am 30. Dezember wurden die ersten Freiwilligen geschult, die für die Durchführung der Tests Honoraroder befristete Arbeitsverträge bekommen haben. Dass Pflegeheime kurzfristig aber eine ganze Reihe zusätzlicher Ärzte oder examinierter Pflegekräfte einstellen, das ist aus Sicht der Pflegegesellschaft angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt völlig illusorisch.
Dass für die Durchführung der Tests keine medizinische Ausbildung erforderlich ist, sondern eine Schulung durch Fachleute genügt, öffnet auch die Tür für unkonventionelle Ideen. Die Saarbrücker Zeitarbeitsfirma Brockhaus Fachkräfte GmbH wendet sich auf der Suche nach Test-Personal für mehrere Heime an Menschen, die wegen Corona-Einschränkungen ihrem Beruf derzeit nicht nachgehen dürfen: Frisöre, Masseure, Fußpfleger und Aushilfen in der Gastronomie. „Das sind Leute, die in körpernahen Berufen arbeiten, die eine gewisse Empathie haben und gut mit Leuten reden können“, sagt Dirk Lay, der Prokurist der Zeitarbeitsfirma. Solche Menschen würden auch für die Tests benötigt. Lay verspricht einen Stundenlohn von mindestens 14 Euro.
Die Pflicht, zwei Mal wöchentlich zu testen, gilt ab einer landesweiten Sieben-Tage-Inzidenz von über 150 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern. Dem Buchstaben der Vorschrift nach müsste im Saarland derzeit also gar nicht so viel getestet werden, denn der Wert liegt aktuell bei rund 128. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dies vor allem daraus resultiert, dass über den Jahreswechsel weniger getestet wurde.
Diese Testpflicht hatten Bund und Länder Mitte Dezember vereinbart. Doch als die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin am Dienstag wieder konferierten, mussten sie sich eingestehen, dass vielfach das Personal fehlt, obwohl die Heime die zusätzlichen Kosten ohne Probleme abrechnen können. Nun wollen Bund und Länder eine gemeinsame Initiative starten, um rund 30 000 Freiwillige zur Durchführung der Schnelltests in die Heime zu bringen – das wären fürs Saarland rund 360. Die Hilfsorganisationen haben bereits zugesagt, die Schulungen zu übernehmen. Die Bundesagentur für Arbeit wird außerdem eine Hotline schalten und eine Internetseite mit Informationen für Interessierte einrichten. Der Bund geht davon aus, dass den Tests in den Heimen mindestens noch so lange eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Pandemie zukommt, bis die Impfungen mit beiden Impfdosen in den Einrichtungen abgeschlossen sind – das wird wohl im März/April der Fall sein.
Die Saarländische Pflegegesellschaft wertet das Hilfsangebot als Beleg dafür, dass das Problem, das kein saarlandspezifisches sei, auf der Bundesebene angekommen ist. Das sei ein weiterer Schritt, um das Personal in den Pflegeheimen zu entlasten. Verlassen darauf, dass diese Freiwilligen auch tatsächlich kommen, wollen sich die Heime laut Stenger aber nicht.
Eine Saarbrücker Zeit
arbeitsfirma sucht Frisöre, Masseure und Gastronomie-Aushilfen für den Test-Einsatz
in Altenheimen.