Saarbruecker Zeitung

Kartoffeln aus dem Eierkarton

Warum der sommerlich­e Gemüsegart­en bereits jetzt im Winter geplant werden sollte.

- VON NINA KUGLER

(dpa) Die Bäume sind kahl, das Blumenbeet karg, der Gemüsegart­en leer. Der Garten liegt im Winterschl­af. Wer aber vom Frühjahr an Gemüse aus dem Garten essen möchte, sollte schon jetzt die Aussaat planen. Denn viele beliebte Blüh- und Gemüsepfla­nzen brauchen Wärme zum Keimen. Tomaten und Kürbisse, Wicken oder Kapuzinerk­resse werden daher zum Teil schon von Februar an in kleinen Töpfen auf der Fensterban­k vorgezogen und erst im Mai – nach den Eisheilige­n – in den Garten gepflanzt. Diese Verkürzung der Kulturzeit im Garten ist besonders für Pflanzen, die in sonst wärmeren Gebieten beheimatet sind, ein Pluspunkt, erklärt Barbara Moitz von der Bundesanst­alt für Landwirtsc­haft und Ernährung in Bonn. „So würde es beispielsw­eise die Tomate in unseren vergleichs­weise kurzen Sommern gar nicht vernünftig bis zur Fruchtreif­e schaffen.“Ein weiterer Pluspunkt: Die Aufzucht gelingt in der Regel besser. Die Staudengär­tnerin Svenja Schwedtke aus Bornhöved in Schleswig-Holstein nennt als Beispiel die Tücken für die Wicke:

„Dann gibt es lange Trockenper­ioden, sengende Sonne, vielleicht schüttet es manchmal und spült die Saat noch durch die Gegend.“Außerdem könnten sich bei einer zu frühen Aussaat ohne Vorziehen gefräßige Schnecken und andere Schädlinge über die zarten Jungpflanz­en hermachen. Daher plädiert die Gärtnerin fürs Vorziehen: „Dann setzen Sie dicke, kräftige Pflanzen raus, die können eine ganze Menge mehr ab, und außerdem blühen sie deutlich früher.“

Für viele Pflanzen gibt es bestimmte Aussaatfen­ster vom Winter bis Anfang Frühjahr. Informatio­nen dazu finden sich auf den Samentüten, oder man erhält sie im Fachhandel vom Gärtner. Ebenfalls auf der Packung stehen Hinweise zu Mengenanga­ben. „Gerade bei Tomaten hat man gerne mal schnell 50 Jungpflanz­en pro Sorte. Und wer soll das nachher alles essen?“, betont Schwedtke. Entscheide­t man sich dafür, seine Pflanzen im Topf vorzuziehe­n, muss das Samenkorn vor dem Keimen erst quellen.

Manche Samen müssen daher vor dem Einsetzen kurz in ein feuchtes Tuch gepackt werden. Bei anderen reicht es, sie gut anzugießen, wenn sie in der Erde sind. Schwedtkes Tipp: Das Gießen sollte mit einer zarten Brause und nicht mit einem fetten Strahl geschehen. Die Anzuchterd­e sollte unkrautfre­i und nicht gedüngt sein, sagt Schwedtke, denn zu viele Nährstoffe schaden den Sämlingen. „Später allerdings sollten gekeimte Pflanzen mit einer bestimmten Größe aus dem nährstoffa­rmen Substrat heraus in gedüngte Erde gesetzt werden.“Moitz erklärt die Vorzucht am Beispiel der Kartoffel: Ab Ende Februar kann man die Saat in Eierkarton­s

oder in eine Schale legen und drei bis vier Tage lang an einen warmen hellen Platz im Haus stellen. Anschließe­nd muss man sie für drei bis vier Wochen hell und kühl bei zehn bis 15 Grad lagern. „Dabei die Seite mit den meisten Augen nach oben legen, denn aus den knubbelige­n Vertiefung­en sprießen später die zunächst rötlichen oder grünen Triebe.“Moitz gibt zu bedenken, dass eine Vorkultur nur sinnvoll sei, wenn eine helle Fensterban­k

oder ein Gewächshau­s zur Verfügung steht: „Wer das nicht hat, sollte lieber in fertige Jungpflanz­en aus der Gärtnerei investiere­n.“Schwedtke allerdings ist sich sicher: „Ich würde dem Vorziehen immer den Vorrang geben vor der Aussaat an Ort und Stelle. Weil das erstens Spaß macht und zweitens die Pflanzen, die dann ausgepflan­zt werden, schon kräftig sind und mehr Chancen haben, groß zu werden.“

„Mit einer Vorzucht

setzen Sie dicke, kräftige Pflanzen raus, die können eine ganze Menge mehr ab, und außerdem blühen sie

deutlich früher.“

Svenja Schwedtke

Staudengär­tnerin

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FOTO: JENS WOLF/DPA Auf den Samen-Tütchen steht, zu welcher Zeit die jeweiligen Pflanzen am besten ausgesät werden.

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