Kartoffeln aus dem Eierkarton
Warum der sommerliche Gemüsegarten bereits jetzt im Winter geplant werden sollte.
(dpa) Die Bäume sind kahl, das Blumenbeet karg, der Gemüsegarten leer. Der Garten liegt im Winterschlaf. Wer aber vom Frühjahr an Gemüse aus dem Garten essen möchte, sollte schon jetzt die Aussaat planen. Denn viele beliebte Blüh- und Gemüsepflanzen brauchen Wärme zum Keimen. Tomaten und Kürbisse, Wicken oder Kapuzinerkresse werden daher zum Teil schon von Februar an in kleinen Töpfen auf der Fensterbank vorgezogen und erst im Mai – nach den Eisheiligen – in den Garten gepflanzt. Diese Verkürzung der Kulturzeit im Garten ist besonders für Pflanzen, die in sonst wärmeren Gebieten beheimatet sind, ein Pluspunkt, erklärt Barbara Moitz von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn. „So würde es beispielsweise die Tomate in unseren vergleichsweise kurzen Sommern gar nicht vernünftig bis zur Fruchtreife schaffen.“Ein weiterer Pluspunkt: Die Aufzucht gelingt in der Regel besser. Die Staudengärtnerin Svenja Schwedtke aus Bornhöved in Schleswig-Holstein nennt als Beispiel die Tücken für die Wicke:
„Dann gibt es lange Trockenperioden, sengende Sonne, vielleicht schüttet es manchmal und spült die Saat noch durch die Gegend.“Außerdem könnten sich bei einer zu frühen Aussaat ohne Vorziehen gefräßige Schnecken und andere Schädlinge über die zarten Jungpflanzen hermachen. Daher plädiert die Gärtnerin fürs Vorziehen: „Dann setzen Sie dicke, kräftige Pflanzen raus, die können eine ganze Menge mehr ab, und außerdem blühen sie deutlich früher.“
Für viele Pflanzen gibt es bestimmte Aussaatfenster vom Winter bis Anfang Frühjahr. Informationen dazu finden sich auf den Samentüten, oder man erhält sie im Fachhandel vom Gärtner. Ebenfalls auf der Packung stehen Hinweise zu Mengenangaben. „Gerade bei Tomaten hat man gerne mal schnell 50 Jungpflanzen pro Sorte. Und wer soll das nachher alles essen?“, betont Schwedtke. Entscheidet man sich dafür, seine Pflanzen im Topf vorzuziehen, muss das Samenkorn vor dem Keimen erst quellen.
Manche Samen müssen daher vor dem Einsetzen kurz in ein feuchtes Tuch gepackt werden. Bei anderen reicht es, sie gut anzugießen, wenn sie in der Erde sind. Schwedtkes Tipp: Das Gießen sollte mit einer zarten Brause und nicht mit einem fetten Strahl geschehen. Die Anzuchterde sollte unkrautfrei und nicht gedüngt sein, sagt Schwedtke, denn zu viele Nährstoffe schaden den Sämlingen. „Später allerdings sollten gekeimte Pflanzen mit einer bestimmten Größe aus dem nährstoffarmen Substrat heraus in gedüngte Erde gesetzt werden.“Moitz erklärt die Vorzucht am Beispiel der Kartoffel: Ab Ende Februar kann man die Saat in Eierkartons
oder in eine Schale legen und drei bis vier Tage lang an einen warmen hellen Platz im Haus stellen. Anschließend muss man sie für drei bis vier Wochen hell und kühl bei zehn bis 15 Grad lagern. „Dabei die Seite mit den meisten Augen nach oben legen, denn aus den knubbeligen Vertiefungen sprießen später die zunächst rötlichen oder grünen Triebe.“Moitz gibt zu bedenken, dass eine Vorkultur nur sinnvoll sei, wenn eine helle Fensterbank
oder ein Gewächshaus zur Verfügung steht: „Wer das nicht hat, sollte lieber in fertige Jungpflanzen aus der Gärtnerei investieren.“Schwedtke allerdings ist sich sicher: „Ich würde dem Vorziehen immer den Vorrang geben vor der Aussaat an Ort und Stelle. Weil das erstens Spaß macht und zweitens die Pflanzen, die dann ausgepflanzt werden, schon kräftig sind und mehr Chancen haben, groß zu werden.“
„Mit einer Vorzucht
setzen Sie dicke, kräftige Pflanzen raus, die können eine ganze Menge mehr ab, und außerdem blühen sie
deutlich früher.“
Svenja Schwedtke
Staudengärtnerin