In der Krise kommt Ruhestand nicht in Frage
Eigentlich wollte Gerlinde Wahlen ihren Vorsitz beim VdK Altenwald abgeben. Doch sie hält die Stellung, bis Corona überwunden ist.
SULZBACH Beim Sozialverband VdK Altenwald lenkt Gerlinde Wahlen seit vielen Jahren die Geschicke als Vorsitzende. Die Amtszeit der heute 80-Jährigen läuft im Frühjahr aus. Eigentlich. „Ich mache noch zwei Jahre weiter“, sagt sie. Sie hat sich bereit erklärt, ihre ehrenamtliche Arbeit fortzusetzen, bis die Corona-Krise überwunden ist und der Verein mit seinen normalen Aktivitäten in jüngere Hände übergeben werden kann.
„Aktuell machen wir gar nichts. 2020 sind schon die geplante Fahrt zum Gardasee und die Weihnachtsfeier ausgefallen, die Kaffeenachmittage fanden ohnehin nicht mehr statt. In 2021 geht es genauso weiter.“Trotzdem versucht Wahlen, die 330 Mitglieder bei der Stange zu halten. „Noch ist niemand wegen der Inaktivität ausgetreten“, schildert sie und ist froh, wenn die Mitglieder es nicht dem Vorstand anlasten, dass es keine Aktivitäten mehr gebe. Die Beratungsdienste der VdK-Geschäftsstelle in Saarbrücken würden ja auch weiterhin angeboten: „Dort finden unsere Mitglieder Rat und Hilfe bei Rentenangelegenheiten, Fragen rund um das Thema Behinderung oder soziale Hilfen. Wir führen Rechtsberatungen durch und führen auch Gerichtsverfahren, und das mit großem Erfolg“, sagt die 80-Jährige.
Die Corona-Krise habe den Druck auf die ältere Generation ebenfalls verschärft, die Nachfrage nach Beratungen sei ungebrochen hoch. „Ich selbst telefoniere mit Mitgliedern und unterstütze sie mündlich, damit die Informationen fließen, wenn ich auch nicht zu Besuch kommen kann.“
Wahlen, die im Dezember die Bürgermedaille der Stadt Sulzbach erhielt (wir berichteten), sieht sich durch die Auszeichnung bestätigt und ermuntert. Sie wolle weitermachen, baldmöglichst wieder eine Ausflugsfahrt organisieren und den persönlichen Kontakt wiederherstellen. Gerade dieser Kontakt sei der Grund für den Mitgliederzuwachs der Ortsgruppe, die sie mit 60 Mitgliedern 1999 übernommen habe. Alles sei darauf abgestellt, dass die Mitglieder sich gut aufgehoben fühlten: „Ich war immer für alle da. Und das soll jetzt erst mal so weitergehen. Vorstände wechseln bei uns ohnehin nicht so oft, das gilt auch für die anderen Mitglieder des Vorstandes, auf die ich mich immer verlassen kann“, lobt sie ihr Team.
Die gelernte Verkäuferin hat trotz ihrer 80 Jahre noch enorme Energie. In ihrem Leben arbeitete sie lange im City Schuhhaus in Saarbrücken. Sie erinnert sich, dass ihre Chefin Suppe kochte, wenn die Verkäuferinnen in der Garage die Schuhe etikettierten.
Später pendelte sie zwischen Südafrika und Altenwald, weil ihr Mann als Elektromeister sechs Jahre auf der anderen Seite des Globus arbeitete. Die Kinder wuchsen im Saarland auf, während Gerlinde Wahlen hin und her flog und ein Jobangebot des Deutschen Kindergartens am südafrikanischen Einsatzort ausschlug. Seit 55 Jahren wohnt die Wiebelskircherin in Altenwald, hier fühle sie sich zu Hause, und hier wolle sie sich weiter ehrenamtlich engagieren.
„Ich war immer für alle da. Und das soll jetzt
erstmal so weitergehen.“
Gerlinde Wahlen